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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Schließlich stieg sie vom Podium hinab und ging zu einem Stuhl in der Mitte des Raumes. Ross beobachtete, wie sie ihr linkes Bein ein wenig nachzog. Offenbar schmerzte es immer noch. Sein Gewissen begann, ihn zu quälen. Von seinen eigenen Problemen belastet, hatte er völlig vergessen, sich nach Megans Befinden zu erkundigen.
    Bald geriet er in den Bann ihrer klaren Stimme. Mit ausdrucksvollen Gesten begleitete sie die Reise in eine ferne Vergangenheit, wo Götter in Menschengestalten über die Erde gewandelt waren. Als sie das letzte Wunder geschildert hatte, von Fionn MacCumhail und seinen Riesen vollbracht, herrschte tiefe Stille in der Halle. Nach einer Weile begannen die Sutherlands, begeistert zu applaudieren, zahllose Füße trampelten auf dem Steinboden. Ross betrachtete Megans stolzes Profil, während sie den Dank ihres Clans entgegennahm. Fackelschein vergoldete ihr Haar.
    Ross erhob sich und wollte zu ihr gehen, aber ein paar Mädchen waren schneller. Kichernd setzten sie ihr einen Blumenkranz auf den Kopf, zogen sie vom Stuhl hoch und verschwanden mit ihr in der Menge.
    „Ich nehme an, das ist ein heidnischer Ritus“, bemerkte Ross.
    „Missbilligt ihr solche Gebräuche?“, fragte Lady Mary.
    „Ich bin nicht mit diesem ...“ Beinahe hätte er „Unsinn“, gesagt, aber er verbesserte sich im letzten Augenblick. „Ich bin nicht mit diesem Glauben aufgewachsen.“
    Ein Lächeln milderte ihre strengen Züge und zeigte, wie schön sie früher gewesen war.
    „Auch ich habe die Sitten der Hochlandschotten verachtet, als ich hierhergekommen bin. Doch die Legenden schweißen diese wilden, kriegerischen Menschen fest zusammen.“ „Offensichtlich. Ich könnte diese temperamentvollen Sutherlands fast liebgewinnen.“
    „Wenn Ihr Eammon nicht verdächtigen würdet“, ergänzte Lady Mary und zögerte. „Der Tod unseres Sohnes hat meinen Gemahl verändert, aber ich weiß, dass er unfähig ist, jemanden zu ermorden oder eine solche Tat zu veranlassen. Außerdem mochte er Lion. Erst später besann er sich plötzlich anders und wollte ihm nicht mehr gestatten, Siusan zu heiraten.“ Eine Zeitlang schwieg sie, dann fügte sie hinzu: „Übrigens, es tut mir leid, dass Ihr an jenem Abend verdorbenes Fleisch gegessen habt.“
    Verwirrt blinzelte er. Verdammt, Megan musste diese Lüge erzählt haben, um ihren Vater zu schützen. „Danke - ich habe mich bereits davon erholt.“
    Owain trat an seine Seite. „Auf ein Wort, wenn es Euch beliebt.“
    Dankbar für die Unterbrechung, stand Ross auf, verneigte sich vor Lady Mary und verließ das Podium. Während sie die Halle durchquerten, schaute er sich nach seiner Gemahlin um, konnte sie indes nirgends entdecken. Das beunruhigte ihn, doch er mochte es nicht zugeben, indem er jemanden beauftragte, nach ihr zu suchen.
    Draußen im Hof atmete er tief die frische Meeresluft ein. Zwischen vom Wind getriebenen Wolken blinkten vereinzelte frühe Sterne. „Ich frage mich, ob die Sutherlands genauso eifrig kämpfen wie sie feiern.“
    Owain grinste. „Vielleicht finden wir bald eine Gelegenheit, das festzustellen.“
    „Habt Ihr etwas in Erfahrung gebracht?“ „Möglicherweise.“ Wat trat aus der Finsternis und berichtete, dass er Eammons Turmgemächer durchsucht hatte. „Nur das hier ist erwähnenswert“, erklärte er und zog ein zusammengerolltes Pergament aus dem Ärmel seiner Tunika.
    Rasch blickte Ross sich um. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie allein waren, entrollte er das Blatt und hielt es ins Licht der Fackel, die Owain trug. Aufmerksam las er eine Liste von Waren, die für einen Lord Danby in London bestimmt waren. „Kapitän Douglas von der Hawk soll sie in einer Woche abliefern. “
    Owain nickte. „Dieses Schiff sahen wir im Hafen, in der ersten Nacht nach unserer Ankunft. Unsere Männer haben versichert, damals sei sie nicht beladen worden.“
    „Ah ...“ Ross’Augen verengten sich. „Aber wenn Douglas nicht bald lossegelt wird er London nicht rechtzeitig erreichen, um das Geschäft abzuschließen.“
    „Heute Nacht könnte er die Sachen an Bord bringen lassen“, meinte Wat, „während die Dorfbewohner in der Burg feiern.“
    „Wird die Lagerhütte noch von unseren Leuten bewacht?“ „Ja“, antwortete Owain, und Ross runzelte die Stirn. „Schickt jemanden hin und lasst Euch Bericht erstatten. Auch der Strand muss bewacht werden. Ich würde gern selber hingehen, aber man könnte mich vermissen.“
    „Aye. Bald fängt die

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