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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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viert.
    Nur das Knacken eines Zweiges und das schrille Kreischen flüchtender Vögel warnte Megan, doch zu spät - schon stürzte ein schwerer Männerkörper auf sie herab. „Lucais!“, rief sie entsetzt und entnahm den Geräuschen in ihrer Nähe, dass auch er angegriffen wurde. „Ross?“, keuchte sie. „Lass mich sofort los!“ Doch dann drang übelriechender Atem in ihre Nase. Nein, das war nicht Ross. Nun wehrte sie sich erst recht, mit aller Kraft, schlug und trat schreiend um sich.
    Später erinnerte Ross sich nur undeutlich an den Ritt von der Küste in die Ausläufer des Hochlands. So verzweifelt er sein Pferd auch anspornte, es sprengte nicht schnell genug dahin. Hinter jedem Felsen entlang des Wegs erwartete er, Megan in einer Blutlache liegen zu sehen.
    „Nicht so schnell!“, überschrie Owain das Donnern der Hufe. „Sonst werdet Ihr die Pferde noch umbringen!“
    Ross zuckte zusammen, spürte zwischen seinen Schenkeln Zeus’ angestrengte Atemzüge und ließ den Hengst in einen langsamen Trab verfallen.
    „Diese Hast ist sinnlos. Ihr seid meinen Fährtenlesern schon auf den Fersen.“ Owain zeigte auf die drei Waliser, die sich aus dem Sattel hinabbeugten, um der Spur eines Pferds mit verbogenem Hufnagel zu folgen. Dieses Tier hatten Megan und Lucais aus den Stallungen von Curthill geholt.
    „Immerhin haben die beiden einen Vorsprung von drei Stunden“, verteidigte sich Ross. „Wir hätten nicht so viel Zeit verlieren dürfen, als wir die Verpflegung für unsere Reise zusammenpackten. “
    „Dadurch wurde der Aufbruch nicht verzögert“, erwiderte Owain. Sobald Ross verkündet hatte, er wolle seiner Gemahlin nachreiten, waren die Männer - im walisischen Feldzug erprobt - sofort davongeeilt, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Einige hatten Pferde und Rüstungen geholt, andere Satteltaschen mit Brot, getrocknetem Fleisch und Schläuche mit Wasser gefüllt.
    „Natürlich, wir brauchen das Essen“, gab Ross widerstrebend zu. „Aber es ist unnötig, die Zelte mitzuschleppen.“
    „Sie sind so klein, dass sie von Packpferden getragen und leicht aufgestellt werden können“, entgegnete Owain. „Der
    Majordomus warnte mich vor dem schlechten Wetter. Und das Hochland bietet keinen natürlichen Unterschlupf. Soll Mistress Megan etwa im Regen auf felsigem Boden schlafen?“
    Ross seufzte. „Das würde sie verdienen, nachdem sie so dumm war, allein mit diesem jungen Burschen, der sie nur mangelhaft schützen kann, zu ihrer Schwester zu reiten.“ Noch viel zorniger verfluchte er seine eigene Dummheit. Er hatte den Fehler begangen, ihre Verzweiflung und ihren Eigensinn zu unterschätzen.
    „Ganz bestimmt werden wir sie bald finden“, versicherte Owain .
    „Hoffentlich bald. Diese Umgebung ist uns völlig fremd, und ein Gewitter zieht herauf. “ Besorgt schaute Ross zu den bedrohlichen Wolken hinauf. „Ich muss Megan einholen, bevor der Regen die Spuren verwischt.“
    „Inzwischen müsste sich der Vorsprung verringert haben.“
    Als sie ein Hochplateau erreichten, kamen sie schneller voran, doch dann verloren sie auf einem steinigen Pfad die Spur. Owain ließ Fackeln anzünden und befahl den Männern, noch gründlicher zu suchen.
    „Sie müssen geradeaus geritten sein“, meinte Andrew. „Dieser beschwerliche Waldweg hat ihren Ritt gewiss verlangsamt.“
    Obwohl Owain protestierte, wies Ross die Truppe an, einfach weiterzureiten, in der Hoffnung, die Spur später wiederzufinden. Der Wind frischte auf, wehte ihm die ersten dicken Regentropfen ins Gesicht. Soeben zog er sich die Kapuze seines Umhangs über den Kopf, als ein schriller Schrei durch das Dunkel zur Linken herüberdrang.
    Megan! Blitzschnell schwenkte er seinen Hengst herum und galoppierte durch den Wald.
    „Halt! Das könnte eine Falle sein! “, schrie Owain und blieb ihm dicht auf den Fersen.
    „Megan braucht Hilfe!“, stieß Ross hervor. Das genügte ihm vollauf, um zu erklären, warum er seine übliche Vorsicht fahren ließ. Immer dichter umschlossen ihn die Bäume, der Wald schien sich in eine schwarze Höhle zu verwandeln. Ross hielt nur so lange inne, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnten, dann hörte er Geräusche, die auf einen Kampf hindeuteten, und sprengte weiter. Zweige zerrten an seinem Umhang wie Hände, die ihn aufzuhalten suchten. Wieder erklang ein Schrei, und Ross spornte Zeus gnadenlos an. „Megan!“, rief er, als er zu einer kleinen Lichtung kam. Noch ehe das Pferd stehenblieb, sprang

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