Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
dass er die Serienmörder, die sich einen Namen gemacht haben, bewundert. Jack the Ripper, den Würger von Boston. Deshalb ahmt er sie nach. Aber er ist auch sehr auf seine Eigenständigkeit bedacht. Denkt, dass er noch besser ist als sie, weil er vielseitiger ist.«
»Und er will, dass du ihn jagst, weil er auch dich bewundert.«
»Auf die ihm eigene kranke Art. Vor allem will er im Mittelpunkt stehen. Das Töten reicht ihm nicht. Nicht das Töten selbst, sondern erst die Jagd, die Tatsache, dass er zugleich Jäger und Gejagter ist, bringt sein Blut in Wallung. Er hat Jagd auf diese Frauen gemacht.«
Sie trat vor die Pinnwand, die an einer Wand des Arbeitszimmers hing, und blickte auf die Fotos der lebenden und toten Jacie Wooton und Lois Gregg. »Er hat sie beobachtet, hat sich mit ihrer Routine, mit ihrem Alltag vertraut gemacht. Für die Nachahmung des Rippers brauchte er nicht nur eine Prostituierte, sondern einen ganz bestimmten Typ. Jacie hat diesem Typ entsprochen. Er hat also gewusst, dass sie um diese Zeit in dieser Straße anzutreffen wäre. Er hat sie nicht zufällig gewählt. Und auch von Lois Gregg hat er nicht nur gewusst, dass sie dem Profil der Opfer des Würgers entsprach, sondern auch, dass sie am Sonntagmorgen allein zu Hause war.«
»Hat er auch gewusst, dass sie noch am selben Tag gefunden würde?«
»Ja.« Sie trank einen Schluck Kaffee und nickte mit dem Kopf. »Das hat einen Großteil des Genusses für ihn ausgemacht. Inzwischen bin ich mir fast sicher, dass er selbst der anonyme Anrufer im Fall von Jacie Wooton war. Wir sollten sie so schnell wie möglich finden, denn das Bekanntwerden der Tat hat aus seiner Sicht nicht nur allgemeines Entsetzen, sondern gleichzeitig Bewunderung für den Täter ausgelöst.«
»Er fühlt sich offenbar sehr sicher.«
»Allerdings«, stimmte Eve ihm unumwunden zu.
»Denn er fühlt sich uns allen überlegen. Wenn Gregg keine Verwandten oder Freunde gehabt hätte, die innerhalb von ein paar Stunden nach ihr gesehen haben, hätte er entweder warten müssen, bis irgendwer sie findet, oder hätte das Risiko eingehen müssen, noch einmal selbst die Polizei zu rufen. Er hat sie also mit Bedacht gewählt. Sein nächstes Opfer hat er sicher längst schon ausgesucht.« Sie setzte sich und rieb sich ihre müden Augen. »Er wird noch mal jemand anderen imitieren. Jemanden, der für großen Wirbel gesorgt hat und der seine Opfer irgendwo zurückgelassen hat, wo man sie möglichst umgehend fand. Wir schließen also historische Serienmörder, die ihre Opfer vergraben, zerstört oder gegessen haben, aus.«
»Obwohl die eine ganz besonders amüsante Gruppe sind.«
»Trotzdem wird er nicht jemanden wie Chef Jourard, diesen Franzosen, der in den Zwanzigern gewütet hat, kopieren.«
»Der hatte seine Opfer in einer großen Kühltruhe aufbewahrt, nicht wahr?«
»Und nach dem Auftauen hat er sie zersägt, gekocht und den ahnungslosen Gästen seines schicken Pariser Bistros serviert. Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis er endlich hinter Schloss und Riegel saß.«
»Er war vor allem für sein hervorragendes Bries bekannt.«
Sie erschauderte. »Ich werde nie verstehen, wie irgendjemand irgendwelche Innereien egal von welcher Spezies essen kann. Aber ich komme vom Thema ab.«
Er strich mit einer Hand über ihren Arm. »Weil du hundemüde bist.«
»Vielleicht. Aber wie gesagt, er weicht sicher nicht derart von seinem bisherigen Vorgehen ab. Typen wie Jourard, Dahmer oder Ivan der Schlachter, dieser verrückte Russe, sind für ihn nicht weiter interessant. Aber da wir Menschen nun mal so sind, wie wir sind, gibt es jede Menge anderer Vorbilder, mit denen er arbeiten kann. Er wird sich weiter an Frauen halten.« Sie baute sich noch einmal vor der Pinnwand auf. »Wenn man Frauen auf so brutale Art und Weise tötet, hat man mit ihnen eindeutig ein Problem. Auch wenn er keine persönliche Beziehung zu den Opfern hat. Ich werde mich noch einmal mit dem Briefpapier befassen und sehen, ob auf der Käuferliste vielleicht irgendjemand steht, der ein besonderes Interesse an berühmten Mördern hat.«
»Es gibt da einen Mann, mit dem du vielleicht sprechen solltest«, meinte Roarke. »Einen gewissen Thomas A. Breen. Er hat ein Buch über Serienmörder des zwanzigsten Jahrhunderts und eins über historische Massenmörder verfasst. Ich habe sie sogar gelesen, da das Thema von Interesse für meine Gattin ist.«
»Thomas A. Breen. Vielleicht habe ich auch mal irgendwas von ihm
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