Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
wach. »Wahrscheinlich kommt mir gleich das Hirn zu den Ohren raus.«
Er liebte sie genug, um den Gedanken daran zu verdrängen, wie wunderbar es wäre, sie eilig aus ihrem Kleid zu schälen und mit sich auf den Fußboden zu ziehen.
»Hör zu, schriftlich bist du ein echtes Ass. Du hast ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Vorschriften, Gesetze und Details. Auch mündlich bist du prima, sobald deine Stimme nicht mehr quietscht.«
»Meine Stimme quietscht nicht.«
»Wenn du nervös bist, klingt sie immer so, wie wenn ich dir in die Zehen beiße.« Als sie ihn böse ansah, grinste er vergnügt. »Und auch wenn mir das Geräusch durchaus gefällt, sind die Mitglieder der Prüfungskommission vielleicht etwas weniger romantisch eingestellt. Also wäre es wahrscheinlich besser, wenn du deine Stimme vor der Prüfung etwas ölst.«
Schmollend wollte sie sich ein paar Chips genehmigen, dann aber klappte ihr die Kinnlade herunter, denn er schlug ihr eilig auf die Hand. »Erst noch eine Simulation, dann kriegst du vielleicht welche ab.«
»Mein Gott, McNab, ich bin ja wohl kein Hund, der irgendwelche Kunststückchen vollführen muss, damit er einen Keks bekommt.«
»Nein, du bist eine Polizistin, die Detective werden will.« Er hielt die Tüte so, dass sie sie nicht erreichte. »Nur hast du vor der Prüfung eine Heidenangst.«
»Ich habe keine Angst. Der Gedanke an die Prüfung und daran, dass ich beweisen soll, dass ich die Reife zum Detective habe, macht mich vielleicht etwas nervös, aber …« Als er sie einfach aus seinen sanften grünen
Augen ansah, atmete sie zischend aus. »Ich bin vollkommen panisch.« Da er die Arme um sie legte, schmiegte sie sich an seine knochige Schulter und gab flüsternd zu: »Ich habe die totale Panik, dass ich es vermassele und deshalb eine riesige Enttäuschung für euch alle - für Dallas, dich, Feeney, den Commander, meine Familie - bin. Oh Gott.«
»Du wirst die Prüfung nicht vermasseln und wirst auch niemanden enttäuschen. Davon abgesehen geht es hierbei nicht um Dallas oder irgendjemand anderen, sondern ausschließlich um dich.«
»Sie hat mich ausgebildet und für das Examen vorgeschlagen.«
»Dann geht sie offenkundig davon aus, dass du dafür bereit bist. Diese Prüfung ist kein Kinderspiel, She-Body.« Er knabberte sanft an ihrer Wange. »Und das soll sie auch nicht sein. Aber du hast die Ausbildung, die praktische Erfahrung, die Instinkte und die Intelligenz, die man als Detective braucht. Und, Schätzchen, du hast auch das erforderliche Herz.«
Sie drehte ihren Kopf und blickte zu ihm auf. »Das ist unglaublich süß.«
»Das ist eine Tatsache, genau wie es eine Tatsache ist, dass dir im Augenblick der Mumm für diese Prüfung fehlt.«
Ihre rührselige Zuneigung wich beleidigter Empörung. »He.«
»Und weil du nicht den Mumm für diese Prüfung hast«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort, »vertraust du weder auf all das, was du gelernt hast, noch auf deinen Instinkt. Du hinterfragst dich selbst. Statt dich auf die Dinge zu verlassen, die du sicher weißt, überlegst
du ständig, was du alles nicht weißt, deshalb hauen die Simulationen bisher auch noch nicht hin.«
Sie hatte sich von ihm gelöst und atmete leise zischend aus. »Ich hasse dich, denn du hast Recht.«
»Nein. Du liebst mich, denn ich sehe einfach fantastisch aus.«
»Arschloch.«
»Schisser.«
»Schisser.« Sie verzog den Mund zu einem zögerlichen Lächeln. »Himmel. Okay, starte die nächste Simulation. Such eine möglichst kniffelige aus. Wenn ich den Täter zur Strecke bringe, kriege ich nicht nur die Chips, sondern …« Ihr Lächeln wurde breiter. »… du setzt auch noch den Strohhut auf.«
»Okay.«
Sie stand auf und stapfte, während er den Computer programmierte, rastlos durch den Raum. Sie hatte wirklich eine Heidenangst, gestand sie sich, wenn auch widerstrebend, ein. Hatte eine Heidenangst, dass sie sich zu sehr danach sehnte, die Prüfung zu bestehen. Denn statt dieses Verlangen positiv zu nutzen, hatte sie zugelassen, dass es an ihrem Selbstbewusstsein fraß. Das musste sie auf der Stelle ändern. Selbst wenn sie feuchte Hände und einen Kloß im Magen hatte, musste sie das auf der Stelle ändern, denn sonst hätte sie wahrscheinlich wirklich keine Chance.
Dallas ließ sich nie von irgendwelchen Ängsten bei der Arbeit stören. Doch dass sie Ängste hatte, dunkle, tiefgreifende Ängste, hatte Peabody ihr beispielsweise heute Nachmittag in der Gregg’schen Wohnung deutlich
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