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Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)

Titel: Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Versuchung einfach nicht widerstehen und setzte die Perücke auf. Die goldenen Haare fielen ihr bis auf die Hüften und sie fühlte sich hübsch und drehte sich glücklich einmal um sich selbst.
    Neben den Perücken lagen unzählige wunderbare Sachen zum Bemalen des Gesichts. Einmal, als die Mommy gut gelaunt war, hatte sie ihr die Lippen und die Wangen angemalt und gesagt, sie sähe aus wie eine kleine Puppe.
    Wenn sie wie eine Puppe aussah, hätten ihre Mommy und ihr Daddy sie ja vielleicht etwas lieber. Dann
schrien sie sie vielleicht nicht mehr an, schlügen sie nicht mehr und ließen sie vielleicht sogar zum Spielen in den Hof.
    Summend schminkte sie sich die Lippen und presste sie zusammen, denn so machte es die Mommy auch. Sie strich sich etwas Farbe auf die Wangen und schob die Füße in die hochhackigen Schuhe, die sie vor der Kommode stehen sah. Auch wenn sie darin gefährlich schwankte, sah sie endlich etwas mehr von ihrem Gesicht.
    »Wie eine kleine Puppe«, stellte sie zufrieden fest.
    Begeistert malte sie sich weiter an und war so in dieses wunderbare Spiel vertieft, dass sie aufhörte zu lauschen.
    »Du dummes kleines Miststück!«
    Sie stolperte zurück, kippte aus den Schuhen und war bereits im Sturz begriffen, als die Hand sie traf. Sie stieß sich den Ellenbogen, doch noch während ihr die Tränen aus den Augen schossen, packte Mommy sie an ihrem wehen Arm und riss sie wieder hoch.
    »Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du nicht in dieses Zimmer kommen und nicht an meine Sachen gehen sollst.«
    Mommys Hände waren weiß, ganz weiß, und sie hatte sich die Nägel blutrot angemalt. Eine dieser Hände klatschte hart auf eine der kleinen, bemalten Wangen, und als sie ein zweites Mal zuschlagen wollte, riss das kleine Mädchen den Mund zu einem lauten Heulen auf.
    »Verdammt, Stel.« Der Daddy kam hereingerannt, packte die Mommy, riss sie von ihr fort und warf sie auf das Bett. »Den Schallschutz hier in diesem Haus kannst
du vergessen. Willst du, dass noch einmal irgendwer die verdammten Sozialarbeiter ruft?«
    »Das kleine Dreckstück war an meinen Sachen.« Die Mommy sprang vom Bett und streckte ihre leuchtend roten Krallen aus. »Sieh dir das Durcheinander an, das sie gemacht hat! Ich bin es einfach leid, ständig hinter ihr herräumen und mir ihr Jammern anhören zu müssen.«
    Das Kind rollte sich mucksmäuschenstill auf dem Fußboden zusammen und hob die Arme über seinen Kopf. Wenn sie sie nicht hörten, würden sie vielleicht vergessen, dass sie da war, nähmen sie sie ja vielleicht nicht mehr wahr.
    »Ich wollte dieses Balg von Anfang an nicht haben.« Mommys Stimme klang so beißend, als schnappe sie mit scharfen Zähnen zu. Das Kind stellte sich vor, wie sie ihm damit in die Finger und in die Zehen biss. Vor Entsetzen schrie es auf wie ein kleines, in die Enge getriebenes Kätzchen und presste sich die Hände an die Ohren, weil sie Mommys Stimme einfach nicht ertrug.
    »Es war deine Idee, sie zu bekommen. Also kümmer du dich auch um sie.«
    »Das tue ich.« Er hob das Kind vom Boden auf, und trotz der instinktiven, tief sitzenden Furcht, die es vor ihm hatte, fürchtete es momentan die Mommy mit ihrer beißenden Stimme und ihren schlagenden, weißen Händen mehr.
    Also schmiegte es sich, obwohl es erschreckt zusammenzuckte, als er mit einer Hand erst über die Perücke, die ihr in die Augen gerutscht war, und dann über ihren Rücken strich, Trost suchend an seine Brust.

    »Setz dir erst mal einen Schuss, Stella«, sagte er zur Mommy. »Dann wirst du dich besser fühlen. Wenn der nächste Deal gelaufen ist, kaufen wir einen Droiden. Der kümmert sich dann um sie.«
    »Ja, genau. Und dann kaufen wir auch das große Haus und all die schicken Wagen und den ganzen anderen Scheiß, den du mir versprochen hast. Nur ist das Einzige, was ich von dir bisher bekommen habe, dieses verdammte, jämmerliche Blag.«
    »Sieh es als Investition in unsere Zukunft. Eines Tages macht sie sich bestimmt bezahlt. Nicht wahr, kleines Mädchen? Setz dir einen Schuss, Stella«, sagte er noch einmal und wandte sich zum Gehen. »Währenddessen mache ich die Kleine sauber.«
    Das Letzte, was das Kind zu sehen bekam, als er es aus dem Zimmer trug, war das Gesicht der Mommy. In ihren braunen Augen unter den goldfarben bemalten Lidern lag, wie zuvor in ihren Worten, nichts als blanker Hass.
    Anders als die anderen Alpträume, die sie normalerweise quälten, rief dieser kein Gefühl der Panik, sondern eine Art

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