Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
werde jetzt nicht zusammenklappen, denn damit wäre weder ihr noch Jeff noch den Kindern gedient. Geben Sie mir einen Augenblick Zeit.«
»Lassen Sie sich Zeit, so viel Sie brauchen.«
»Wir halten heute einen Gedenkgottesdienst ab. Sie wollte nichts, was allzu förmlich ist oder einen allzu traurig macht. Sie hat immer Scherze darüber gemacht. ›Wenn meine Zeit kommt‹, hat sie gesagt, ›haltet bitte einen netten, geschmackvollen und möglichst kurzen Gedenkgottesdienst für mich ab. Und dann lasst die Champagnerkorken knallen und feiert eine Party. Ich will, dass ihr mein Leben feiert.‹ Das wollen und das werden wir auch tun, denn sie hat es so gewollt. Nur hätte sie nicht jetzt schon sterben sollen. Und vor allem nicht auf diese Art. Ich weiß nicht, wie wir das überstehen sollen. Wahrscheinlich machen wir am besten lauter möglichst kleine Schritte, bis es halbwegs überwunden ist.«
Sie setzte sich wieder hin und atmete erneut so tief wie möglich ein. »Okay. Ich weiß, was ihr angetan wurde. Jeff hat es mir erzählt. Er hat versucht, es vor mir zu verbergen, aber dann brach einfach alles aus ihm heraus, sodass ich weiß, was mit ihr geschehen ist. Sie brauchen also nicht besonders zartfühlend zu sein.«
»Sie muss Sie wirklich sehr gemocht haben«, mischte sich Peabody zum ersten Mal in das Gespräch, dieser Satz trieb Leah abermals die Tränen in die Augen.
»Danke. Also, was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?«
»Sie hat am Mittelfinger ihrer linken Hand einen Ring getragen.«
»Ja, er war für sie so etwas wie ein Ehering, obwohl sie und Sam nie offiziell verheiratet waren. Sam war die Liebe ihres Lebens. Er ist vor ein paar Jahren bei einem
Unfall umgekommen, aber seinen Ring hat sie niemals abgelegt.«
»Können Sie ihn mir beschreiben?«
»Sicher. Gold mit ein paar kleinen Saphiren. Fünf kleinen Saphiren, denn er hat ihn ihr am fünften Jahrestag ihres Kennenlernens geschenkt. Sehr klassisch und gleichzeitig sehr schlicht. Lois hatte für allzu auffälligen Schmuck nichts übrig.«
Sie machte eine kurze Pause und Eve sah, dass sie mit einem Mal verstand. »Er hat ihn genommen? Er hat ihren Ring genommen? Dieser Bastard, dieser elendige Hurensohn. Der Ring hat ihr etwas bedeutet.«
»Die Tatsache, dass der Mörder ihren Ring genommen hat, wird uns vielleicht dabei helfen, ihn zu finden und zu überführen. Wenn wir den Ring und dadurch auch den Täter finden, werden Sie in der Lage sein, ihn eindeutig zu identifizieren. Das ist vor Gericht ein wichtiger Beweis.«
»Also gut, also gut. Danke. Wenn ich mir sage, dass der Ring uns dabei helfen kann, den Kerl zu überführen und bis ans Lebensende wegzusperren, hilft mir das.«
»Hat sie, wenn auch vielleicht nur beiläufig, etwas davon erwähnt, dass sie jemanden kennen gelernt oder dass sich jemand in der Umgebung ihres Hauses herumgetrieben hat?«
»Nein.« Das Küchentelefon fing an zu läuten, doch sie blieb einfach sitzen.
»Gehen Sie ruhig dran. Wir können warten«, meinte Eve.
»Nein, das ist sicher jemand, der uns sein Beileid aussprechen will. Alle, die sie gekannt haben, rufen bei uns an. Aber das Gespräch mit Ihnen ist jetzt wichtiger.«
Eve legte ihren Kopf ein wenig auf die Seite. »Officer Peabody hat Recht. Sie hat Sie ganz sicher sehr gemocht.«
»Sie hätte von mir erwartet, mich so zu verhalten, wie sie sich verhalten hätte. Und das werde ich auch tun.«
»Dann denken Sie bitte gründlich nach. Hat sie vielleicht irgendwen erwähnt, den sie in den letzten Wochen kennen gelernt oder gesehen hat?«
»Sie war immer sehr freundlich, gehörte zu der Sorte Menschen, die sich in der Schlange an der Kasse im Supermarkt oder in der U-Bahn auch gern mit Fremden unterhält. Sie hätte also sicher nicht erwähnt, wenn sie irgendwo mit jemandem gesprochen hätte, denn das war bei ihr vollkommen normal.«
»Erzählen Sie mir, an welchen Orten sie regelmäßig gewesen, welche Wege sie regelmäßig gegangen ist. Erzählen Sie mir von ihrem Alltag. Ich interessiere mich für alles, was sie regelmäßig oder gewohnheitsmäßig tat, für alles, woraus jemand, der sie ausspioniert hätte, hätte schließen können, dass sie am Sonntagmorgen allein in ihrer Wohnung war.«
»Okay.« Leah fing an, Lois’ Alltag zu beschreiben.
Es war ein einfaches Leben gewesen, wenn auch durchaus aktiv. Dreimal in der Woche hatte sie Gymnastikstunden gehabt, alle zwei Wochen war sie zum Frisör gegangen, freitags auf den Markt,
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