Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
nach langem Zögern von einem derart missbilligenden uniformierten Butler eingelassen wurden, dass neben ihm selbst Summerset verblasste, hatte eine cremefarbene Decke, burgunderrote Wände und war mit lauter Antiquitäten eingerichtet, deren subtiler Glanz auf einen beinahe religiösen Eifer beim Polieren schließen ließ.
Weiße und burgunderrote Lilien standen in einer Kristallvase auf einem langen, schmalen Tisch neben der Treppe und erfüllten die Luft mit ihrem süßen Duft. Der Geruch und die gedämpfte Stille, die sie in dem hohen Raum umfing, riefen den Gedanken an ein leeres Haus oder an eine Kirche in Eve wach.
»Hier drinnen ist es wie in einem Museum«, stellte auch ihre Assistentin flüsternd fest. »Auch Sie und Roarke haben diese ganzen coolen Reiche-Leute-Sachen, aber bei Ihnen ist es völlig anders. Bei Ihnen wird gelebt.«
Ehe Eve etwas erwidern konnte, hörten Sie das Klappern von Stöckelschuhen auf dem Parkett. Auch hier wurde gelebt, ging es Eve durch den Kopf, doch sie hatte das Gefühl, dass die Menschen, die hier lebten, völlig anders waren als sie selbst.
Die Schönheit, Eleganz und Würde der Frau, die auf sie zukam, stand der von ihrem Heim nicht nach. Sie hatte weiches, blondes, sorgfältig zu einem kurzen Pagenschnitt frisiertes Haar. Ihr Teint war hell und cremig, und die Wangen und die Lippen hatte sie in einem zarten Rosaton geschminkt. Sicher cremte sie sich jedes Mal, wenn sie das Haus verlassen wollte, von Kopf bis Fuß mit Sonnenschutzmittel ein. Sie trug eine weite cremefarbene Hose, mörderische cremefarbene Schuhe und ein weich fallendes, seidig schimmerndes, ebenfalls cremefarbenes Hemd. »Lieutenant Dallas.« Sie sprach mit dem Akzent der britischen Oberklasse und bot Eve eine kühle Hand. »Pamela Renquist. Tut mir leid, aber ich erwarte Gäste. Wenn Sie meine Sekretärin angerufen hätten, hätten wir sicher einen passenderen Zeitpunkt für ein Gespräch gefunden.«
»Ich werde versuchen mich möglichst kurz zu fassen.«
»Falls es um das Briefpapier geht, sprechen Sie ebenfalls besser mit meiner Sekretärin. Sie erledigt den Großteil meiner Korrespondenz.«
»Haben Sie das Briefpapier gekauft, Mrs Renquist?«
»Durchaus möglich.« Sie hatte ein freundlich-nachsichtiges Lächeln und sprach in dem freundlich-nachsichtigen Ton, den Eve immer als beleidigend empfand. »Ich gehe gerne shoppen, wenn ich in London bin, aber natürlich kann ich mir nicht jeden kleinen Einkauf merken. Auf jeden Fall haben wir dieses Briefpapier, da ist es ja wohl nicht weiter von Interesse, ob ich oder Niles es erstanden habe oder ob einer unserer Assistenten es für uns kaufen gegangen ist. Ich hatte den Eindruck, mein Mann hätte diese Frage bereits mit Ihnen geklärt.«
»Das hat er auch. Allerdings kommt es bei Ermittlungen in einem Mordfall eben immer einmal wieder zu Überschneidungen und Wiederholungen. Könnten Sie mir sagen, wo Sie und Ihr Mann in der Nacht des -«
»In der Nacht, in der diese unglückliche Person ermordet wurde, waren wir genau dort, wo wir nach Niles’ Aussage gewesen sind.« Ihre Stimme wurde merklich kühler. »Mein Gatte ist ein viel beschäftigter Mann, Lieutenant, und ich weiß, dass er sich bereits die Zeit genommen hat, mit Ihnen über diese Angelegenheit zu sprechen. Ich habe dem, was er Ihnen gesagt hat, nichts hinzuzufügen, und ich erwarte Gäste.«
Nicht so schnell, Schätzchen. »Inzwischen gab es einen zweiten Mord, über den ich noch nicht mit Ihrem Mann gesprochen habe. Deshalb hätte ich gern, dass
Sie mir sagen, wo Sie am Sonntagmorgen zwischen acht und zwölf gewesen sind.«
Zum ersten Mal seit ihrem Erscheinen geriet Pamela ein wenig aus der Fassung. Während eines flüchtigen Moments stieg ihr eine leichte Röte ins Gesicht und sie runzelte die Stirn. Dann wurde ihre Haut wieder cremefarben und glatt. »Ich finde diese Fragerei ermüdend, Lieutenant.«
»Ja, ich auch. Aber das lässt sich nun mal nicht ändern. Sonntag, Mrs Renquist.«
Pamela atmete scharf durch ihre feine Nase ein. »Sonntags gibt es bei uns immer um zehn Uhr dreißig Brunch. Vorher hat mein Mann wahrscheinlich eine wohlverdiente Ruhestunde in unserem Entspannungstank verbracht, wie er es, wenn seine Termine es erlauben, immer sonntags zwischen neun und zehn Uhr macht. Während dieser Zeit war ich in unserem Fitnessraum und habe meine eigene sonntägliche Trainingsstunde absolviert. Um elf Uhr dreißig, nach dem Brunch, dürfte meine Tochter mit ihrem
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