Das Herz des Ritters
Schotte hatte den Ärger bemerkt und war zu Zahirahs Rettung geeilt. Er fing den stolpernden Fallonmour auf und hielt ihn mit seinen fleischigen Händen fest, damit er ihr nicht mehr zu nahe kam.
»Hat er Euch etwas getan?«, fragte Sebastian, bereit, den Lump in Stücke zu reißen, wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatte. Zahirah schüttelte den Kopf, in ihren Augen stand Angst, und sie hatte die Hände schützend vor der Brust verschränkt.
»Wozu dieser Aufstand, Montborne?« Fallonmour schüttelte Logan ab und glättete, verächtlich schnaubend, den Saum seiner derangierten Tunika. »Wenn Ihr mich nett bittet, überlasse ich Euch das Täubchen gern, sobald ich mit ihr fertig bin.«
Mit wütendem Knurren hob Sebastian den Arm und rammte die Faust in Fallonmours Gesicht. »Wehe Ihr kommt ihr noch einmal zu nahe, dann bringe ich Euch um«, drohte er.
Fallonmour sackte hustend zusammen, zog die Nase hoch und spuckte Blut aus. »Uh! Du Hurensohn, du hast mir die Nase gebrochen!«, brüllte er schrill.
Im Zelt wurde es mit einem Mal totenstill, doch Sebastian ignorierte das Schweigen und den missbilligenden, sphinxähnlichen Blick des Königs, der, die Fäuste auf den Tisch gestützt, zu ihnen hinüberschaute. Ohne ein weiteres Wort ergriff er Zahirahs Hand und führte sie von der verdutzten Menge fort. Mit herausforderndem Blick bahnte er sich seinen Weg durch das Zelt, und keiner wagte es, auch nur ein Wort zu sagen oder eine unbedachte Bewegung zu machen. Alle wichen rasch zur Seite, einige schüttelten den Kopf, andere schauten ihm starr vor Verwunderung nach.
Unter dem klaren, mit Sternen überzogenen Nachthimmel kühlte Sebastians Zorn allmählich ab. Seine Schritte waren immer noch schnell und weit ausholend, sein Puls hämmerte wild und jeder Muskel war angespannt und bereit für einen Angriff. Verspätet wurde ihm bewusst, dass Zahirah beinahe rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten, also verlangsamte er sein Tempo und drückte ihre Hand.
»Es tut mir leid«, sagte er und atmete scharf aus. »Es tut mir leid, was im Zelt passiert ist – alles.«
»Nein, ich hätte nicht zu diesem Fest kommen dürfen«, erwiderte sie. »Ich wollte erst nicht, aber dann hörte ich die fröhliche Musik und konnte nicht widerstehen. Aber ich gehöre nicht dorthin.«
Er blieb vor ihr stehen und fluchte laut bei dem Gedanken, was seine Landsmänner ihr beinahe angetan hätten. »Du kannst gehen, wohin immer du möchtest. Und jeder Mann, der dir das verbieten will, bekommt es mit mir zu tun.«
»Selbst wenn du dir damit Feinde unter Engländern und Sarazenen machst?«, fragte sie. Ihre Augen glänzten im Mondlicht. Sie schüttelte den Kopf, und ihre Miene war sanft wie die nächtliche Brise, doch ihr Lächeln wirkte traurig. »Du riskierst zu viel für mich, Mylord. Das bin ich nicht wert.«
Sebastian gab einen knurrenden Laut von sich. »Es war kein allzu großes Risiko, Garrett of Fallonmour zur Rechenschaft zu ziehen, das kann ich dir versichern. Er ist ein schleimiger Hofhund und ein Esel, und eines Tages wird ihn seine Arroganz bestimmt noch umbringen.« Er streichelte ihr über die Wange. »Und du bist es wert, Zahirah.«
Sie senkte den Blick, und schweigend setzten sie den Weg fort. Das Lager lag dunkel und ruhig da, alle würden gewiss noch mehrere Stunden beim Fest weilen. Wie zum Beweis vernahm Sebastian, wie die Musik im königlichen Pavillon erneut ertönte. Sie ließen den Pferdepferch und das gestreifte, verlassene Zelt der Tänzerinnen hinter sich und erreichten schließlich Sebastians Zelt.
Er ließ Zahirahs Hand los, um die Plane zu öffnen, und hielt sie ihr auf. Sie trat ein und seufzte leise auf. Als er zu ihr trat, wandte sie sich zögernd zu ihm um, fast schüchtern, den Blick gesenkt, und legte ihm die flache Hand auf die Brust. Ihre bloße Berührung ließ sein Herz schneller schlagen. Verlangen durchströmte ihn, pochte heftig in seinen Lenden.
Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen, und öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte. Ihre Lippen glänzten feucht und verlockend. Diesem Anblick konnte er nicht widerstehen. Unwillkürlich beugte er sich vor und küsste sie. Ihr Mund war weich und süß, wie der Nektar einer seltenen exotischen Frucht. Am liebsten wäre er mit ihr verschmolzen, so sehr begehrte er ihre Berührung, das herrliche Vergnügen, ihren seidigen Körper zu spüren.
Sein Verlangen war groß und Zahirahs bereitwillige Hingabe seine Kapitulation.
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