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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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gegenüber ihrem Vater und ihrem Clan erlöst zu sein. Allzu leicht konnte sie sich glauben machen, dass sie den tödlichen Schwur nie geleistet hatte, dass die Scharade, die sie gespielt hatte, um in das englische Lager einzudringen, sich zum Guten wenden würde …
    Ihr Herz schlug bei diesem Gedanken so schnell, dass sie sich nach Atem ringend auf den einzigen Stuhl im Zelt fallen ließ. Stumm schalt sie sich der Blasphemie. Wenn sie ihre Mission nicht durchführte, würde sie auf ewig verdammt sein. Schlimmer noch, ihr Heimatland wäre weiterhin der Zerstörungswut König Richards und seiner heidnischen Truppen ausgesetzt. Und das alles sollte sie in Kauf nehmen, um die romantischen Sehnsüchte ihres törichten, schwärmerischen Herzens zu erfüllen?
    »Ja«, flüsterte sie kläglich und presste rasch die Hand auf den Mund, als ob sie so verhindern könne, dass ihr weitere sündige Worte über die Lippen kamen.
    Bei Allah, sie fürchtete wahrhaftig, dass sie bereit war, alles zu riskieren, wenn Sebastian sie tatsächlich zur Frau haben wollte.

20
    »Auf den Sieg über die Ungläubigen!«
    König Richards Stimme klang volltönend wie die eines Löwen über den Lärm der Feier. Er saß am Ende eines langen Holztisches, der die ganze Seite des riesigen Besprechungszeltes einnahm, und hob den Weinkelch, worauf die anwesenden Ritter in zustimmende Rufe und donnernden Beifall ausbrachen. Auch Sebastian, der zur Rechten des Königs saß, hob seinen Kelch und murmelte den Schlachtruf, den die Kreuzfahrer inzwischen im Schlaf hersagen konnten.
    »
Deus lo vult!
Gott will es.« Seine leise Stimme ging im Chor der anderen Männer unter, und sein Blick war nicht auf seinen prächtigen Lehnsherrn gerichtet, sondern auf den Eingang des von Laternen erhellten Pavillons.
    Wie Ameisen auf dem Weg zu ihrem Hügel eilten von dort Pagen und Diener ins Zelt, in den Händen Tabletts, voll beladen mit Speisen und Krügen mit würzigem Sarazenerwein. Sebastian sah an ihnen vorbei, versuchte, Zahirah zu entdecken, doch er fand sie nicht, und ein grüblerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht. Er hatte Joscelin schon zweimal zu ihr geschickt, und zweimal war der Junge mit bedauernder Miene und ablehnendem Bescheid zurückgekommen. Sebastian wunderte sich insgeheim über ihren Meinungsumschwung und suchte nun einen Vorwand, um das Fest verlassen zu können und nach ihr zu sehen.
    »Ihr starrt nun schon seit einer Stunde vor Euch hin, Montborne«, bemerkte der König und beäugte ihn über den Rand seines juwelenbesetzten Kelches vielsagend. »Ich habe Euch noch nie so verträumt erlebt.«
    Sebastian versuchte, die Bemerkung mit einem Lachen und einem Scherz abzutun. »Ich habe mich soeben gefragt, ob ich einen Knappen nach meinem Schwert schicken soll, vielleicht bekomme ich ja damit diese Schuhsohle von einem Stück Fleisch heute Nacht doch noch klein.«
    Löwenherz lachte und spießte einen braunen Brocken des zähen Bratens auf seinen Dolch. »Wie – mundet Euch gebratenes Kamel etwa nicht?« Er steckte den Bissen in den Mund und sprach kauend weiter. »Offensichtlich ging es Euch in Askalon zu gut. Sagt mir jetzt nicht, dass die Zeit Eurer Genesung Euch für alle Zeiten für das Soldatenleben verdorben hat.«
    »Ganz und gar nicht, Mylord«, antwortete Sebastian und erwiderte den Blick des Königs. »Ich bin wohlauf und bereit, auf Euren Befehl in die Schlacht zu ziehen. Tatsächlich wäre es mir sehr willkommen, endlich wieder für Euch kämpfen zu können.«
    »Gut, gut«, verkündete Richard und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich werde Euch bestimmt brauchen, wenn wir uns mit unseren Verbündeten in Beit Nuba zusammenschließen und nach Jerusalem ziehen.«
    »Wird dieser Tag bald kommen, Mylord?«, fragte Sebastian. Er wusste um die Kritik, die sich der König wegen der ständigen Verzögerungen eingehandelt hatte. Die christlichen Anführer waren sich einig, dass ihre Mission verloren war, wenn sie die Heilige Stadt nicht bald einnahmen.
    »Ich bin gekommen, um das Heilige Grab aus den Händen der Ungläubigen zu befreien«, sagte Richard nüchtern, als ob auch er sich der Anschuldigungen entsann, denen er sich nach jedem kleineren Scharmützel, das nicht ihrem eigentlichen Ziel zu dienen schien, stellen musste. »Ich werde Jerusalem für das Kreuz einnehmen«, sagte er und hielt gedankenverloren inne. »Und wenn es Gottes Wille ist, werde ich bei diesem Versuch sterben.«
    In diesem Moment fiel Sebastian zum ersten Mal auf,

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