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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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sich bis zum Morgengrauen im Bett hin und her, erinnerte sich an seine Berührungen und an die Stunden, in denen sie sich geliebt hatten. Denn von ihrer Seite aus war es Liebe. Dennoch glaubte sie noch immer nicht, dass er auch Liebe für sie empfand. Sie fragte sich, ob er sie vergessen hatte, ob er sie hasste. Oder ob er sie ebenfalls vermisste.
    Also reiste sie wieder nach Rom, wo sie eine Woche lang auf Bastians Rückkehr wartete und die Stunden seiner Abwesenheit damit verbrachte, noch einmal sein Haus und seine Ländereien nach dem sechsten Feuerstein zu durchsuchen. Sie fand – nichts. Wo war er?
    Doch noch bevor er zurückkehrte, riefen die Bedürfnisse ihres Wirtskörpers Angelique sie nach Neapel, wo diese ihre Kindheit verbracht hatte. Nachdem sie noch einige Tage damit verbracht hatte, schriftliche Anordnungen für ihr recht prunkvolles Begräbnis zu verfassen, legte Angelique sich im Haus ihrer Mutter nieder und verschied. Ihr Tod wurde auf natürliche Ursachen zurückgeführt. Gemäß ihren letzten Wünschen würde sie die Ewigkeit auf der Grabstelle ihrer Familie verbringen, wo kein Platz für ihren mordenden Ehegatten vorgesehen war.
    Danach nahm Silvia einmal mehr ihre Gestalt als Geistwandlerin an und kehrte nach Rom zurück. Dort drang rasch die Neuigkeit an ihr Ohr, dass Bastian in der kommenden Nacht in offizieller Funktion im Herzen der Stadt auftreten würde. Das erschien ihr als die zweckmäßigste Weise, ihm zu begegnen, und es war ein Ort, an dem er nicht so einfach Vergeltung suchen konnte für das, was sie bei ihrer letzten Begegnung mit ihm getan hatte. Also machte sie sich auf die Suche nach einem neuen Wirt, der ihr leicht Zutritt zu den Festlichkeiten verschaffen würde. Sie hoffte auf jemanden, der zu den Bediensteten gehörte, oder auf die Ehefrau eines der Würdenträger – doch schon bald hörte sie einen Ruf, der sogar noch besser passte: einen Ruf, der sie anzog und zugleich abstieß.
    Am späten Nachmittag fand sie sich in der Wohnung eines jungen, gutaussehenden Gentlemans wieder, der sich selbst ins Koma getrunken hatte und bald sterben würde. Ein junger Politiker im Römischen Ministerium für alte Kultur namens Signor Tuchi.
    Unsichtbar schlüpfte sie in sein Schlafzimmer, als ein anderer Mann herausrannte. Verstohlen sah er nach, ob die Luft im Flur rein war, bevor er lautlos die Hintertreppe hinabschlich. Er war nur halb angezogen, als käme er gerade von einem Stelldichein.
    Signor Tuchi lag nicht allein in seinem Bett. Sie sah zu, wie einer der beiden Männer, die noch bei ihm waren, versuchte, ihn mit Ohrfeigen wieder zu sich zu bringen. Der andere sah entsetzt zu, während er hastig in seine Kleidung schlüpfte und zurückwich. Silvia erforschte ihr Gedächtnis: Sie kannte diesen Mann. Ah, jetzt fiel es ihr wieder ein. Es war Ilari, der Vorarbeiter von Bastians Ausgrabungen, der Rico so verärgert hatte. Interessant.
    »Das ist deine Schuld! Du hast ihn zu straff gefesselt«, rief Ilari, während er herumhopste und versuchte, seine Hose anzuziehen.
    »Er hat darauf bestanden! Was sollte ich denn machen?«, zischte der andere Mann.
    »Wir können ihn hier nicht so zurücklassen.« Die beiden Männer drehten sich mit angstvollen Mienen zu der leblosen Gestalt des Ministers um. »Zur Hölle mit dem Bastard«, sagte Ilari. »Er wollte es grob. Er bekam es grob. Das ist nicht unsere Schuld. Es waren seine eigenen Neigungen, die ihn zu Fall gebracht haben. Ich habe nicht mal meine Hose richtig herunterbekommen, um es ihm ordentlich zu besorgen.«
    »Tja, wenn du gerne einen Toten vögelst, dann ist das jetzt deine Chance«, meinte sein Kamerad trocken.
    »Er war meine Fahrkarte ins Glück, verdammt noch mal!«, wütete Ilari. »Die Abstimmung ist heute Nacht. Aber ohne ihn, welche Chance habe ich da, den Posten auf dem Forum für mich zu bekommen?«
    Plötzlich zuckte Tuchis Körper, und beide Männer fuhren zusammen, als hätten sie ein Gespenst gesehen. Dann flohen sie hastig aus dem Zimmer und verschwanden auf demselben Weg, den der Mann vor ihnen genommen hatte.
    Sobald sie weg waren, löste Silvia den Strick, der Minister Tuchis Handgelenke ans Kopfende seines Bettes fesselte, und zog den Knebel aus seinem Mund. Menschliche Wirte überdauerten nicht so lange wie solche aus der Anderwelt, und das hier war kein Mann, den sie normalerweise gewählt hätte. Doch wenn sie ihn annahm, konnte sie heute Nacht die Abstimmung zu Bastians Gunsten beeinflussen. Das wäre ihr

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