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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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hoffen, dass diese Nacht einige der lästigen Regierungsbeamten von ihm fernhalten würden.
    Die anwesenden Damen trugen passende schulterfreie Kleider, die an den Röcken mit Bändern und Rüschen besetzt und übermäßig reichlich verziert waren. Mode war für Bastian nebensächlich, aber die weiten Röcke der vorherigen Modesaison hatte er verabscheut. Die aktuelle Mode bot schlanke Silhouetten und schmale Taillen, ein Anblick, den er bevorzugte.
    »Man fragt sich, ob irgendein Damenschneider überhaupt noch ein einziges Vögelchen, Zierschleifchen oder Rüschchen übrig hat«, erklang plötzlich eine Stimme neben ihm. Bastian wandte den Kopf und erblickte einen der Männer, die er in ganz Rom am wenigsten leiden konnte, den jüngsten und neuesten Minister im Ministerium für alte Kultur – Signor Lino Tuchi.
    »Ein Scherz? Sie überraschen mich, Minister.«
    Ein leichtes Lächeln spielte um die Lippen des Mannes, und in seinen Augen lag ein geheimnisvoll belustigter Ausdruck, der Bastian erstaunte. »Seien Sie in der näheren Zukunft auf mehr solcher Überraschungen gefasst.« Der Minister verabschiedete sich mit einem Nicken, und als er weiterging, folgten ihm die Blicke mehrerer Frauen. Dieses aufgeblasene Parlamentsmitglied war ein ziemlicher Dandy. Sein Ärmel strich kurz über den von Bastian, als er sich entfernte. Und als er in der Menge verschwand, war da ein Aufblitzen von Farbe. Es ging so schnell, dass Bastian es als bloße Einbildung abgetan hätte – wäre nicht die Wirkung auf seinen Schwanz gewesen. Denn der war augenblicklich steif geworden. Und als Bastian dem Mann folgte, konnte er nur den Göttern dafür danken, dass sein Mantel diesen Umstand verbarg.
    Allerdings wurde er von Umberto I. höchstpersönlich, dem König von Italien, aufgehalten. Als Bastian stehen blieb, um mit ihm zu sprechen, drängten sich der Regierungspräsident und andere Politiker um ihn herum, alle begierig darauf, ihm vorgestellt zu werden. Der Minister geriet indessen außer Sichtweite.
    »Wein, Signor?«
    Bastian nickte dem vorbeigehenden Diener zu und nahm einen Kelch von dessen Tablett. Wenn er kein Glas in der Hand hielt, würde man ihm ständig Getränke anbieten. Der Duft des Weins war verlockend, aber er gehörte nicht zu denjenigen, die von unkontrollierbarer Gier nach Alkohol geplagt wurden – nicht solange er absolut abstinent blieb. Also hielt er den Kelch lediglich als Dekoration in der Hand, während er einige der angesehenen Gäste zu einer kurzen Besichtigungstour zu den größeren Artefakten geleitete. In Gedanken war er allerdings die ganze Zeit damit beschäftigt, einem gewissen jungen Minister nachzuspüren. Das war nicht schwierig, da dieser weiterhin als Einziger im Saal durch die Farbe zu erkennen war. Als seine Jagdbeute sich in einen Korridor begab, brach Bastian seine Unterhaltung mitten im Satz ab.
    Einen Augenblick später hatte er den Minister eingeholt. »Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, Minister«, sagte er. Als er den Mann am Arm packte, fühlte er ein befremdliches Aufblitzen von Lust. Er ließ den Arm los und wich zurück. Er hasste diesen Mann. Und er war … ein Mann. Götter, was, bei den Höllen, passierte hier? Er öffnete aufs Geratewohl die nächste Tür und streckte, als er den Raum dahinter leer vorfand, den Arm aus, um dem Minister zu bedeuten, dass er vorangehen solle.
    Dieser schlug allerdings vor: »Ich habe ein Büro auf dem oberen Flur, dort sind wir ungestört.«
    Bastian neigte den Kopf. »Dann gehen Sie voran.« Schweigend gingen sie hinauf, bis sie den kleinen, elegant eingerichteten Raum erreichten. Bastian schloss die Tür hinter sich und beobachtete den Minister, der sich aus seinem Wandschrank in der Ecke ein Glas Wein eingoss, sich dann an seinem Schreibtisch niederließ und die Füße darauf ablegte.
    Das Glas in der Hand, deutete der Mann in die Richtung der Festlichkeiten. »Meinen Glückwunsch zu der Ausstellung. Wissen Sie, man wundert sich über Sie. Man fragt sich, wie Sie mit solcher Leichtigkeit Schätze finden.« Der Minister neigte den Kopf auf eine Art, die Bastian sonderbar vertraut vorkam.
    Bastian stieß sich von der Tür ab und lenkte die Unterhaltung in eine andere Richtung: »Und wissen Sie, was ich mich frage, Signor Tuchi? Ich frage mich, was Sie über Geistwandlerinnen wissen.«
    Der Minister lächelte geheimnisvoll. Er beäugte das Glas Wein in seiner Hand und nahm noch einen Schluck. »Sollten sie mir nicht viel relevantere

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