Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Fragen stellen? Zum Beispiel, wie ich in der Sache Ihrer Wiedereinsetzung stimmen werde?«
»Natürlich werden Sie gegen mich stimmen. Weil Sie nichts gewinnen können, wenn Sie für mich stimmen. Und weil Sie ein Mistkerl sind.«
»Stimmt, in beiden Punkten.« Der Mann lächelte, stellte sein Glas beiseite und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. »Minister Tuchi ist ein Mistkerl. Aber ich bin keiner.«
»Genug Katz und Maus.« Bastian trat hinter den Schreibtisch, packte den Mann beim Kragen und zog ihn in die Höhe. Ihre Körper berührten sich – und Farben explodierten. Seine Haut prickelte, und sein Schwanz wurde steinhart. Und mit der Lust stieg auch seine Wut. »Wer, zum Teufel, bist du?«
»Wie wundervoll stark Sie sind, Signor. So männlich. Andererseits bin ich das ja auch … heute Nacht.«
Silberne Augen blickten suchend in schwarze. »Du bist es«, meinte Bastian anklagend, mit einer Stimme, die tief und eindringlich geworden war.
Silvia sah die Erkenntnis in seinen Augen und zuckte mit den Schultern, so dass sich der Stoff des Jacketts an den Schultern ihrer schlanken, maskulinen Gestalt anspannte. Heute Nacht war sie die Verkörperung des gutaussehenden, modischen jungen Gentlemans, gekleidet in reines Schwarz so wie Bastian.
Er ließ sie los und musterte sie. »Du hättest dir alle möglichen Wirte aussuchen können, und dann entscheidest du dich, mich in Gestalt eines Mannes zu besuchen? Eines Mannes, den ich verabscheue?« Nachdenklich hob er eine dunkle Augenbraue. »Man fragt sich, ob das eine Art von Test für meine Zuneigung sein soll.«
Sie lächelte und sank wieder auf den Stuhl. »Er lag im Sterben. Ich sah es als eine Gelegenheit, die Abstimmung zu deinen Gunsten zu beeinflussen. Ungeachtet der Tatsache, dass er sich von mir das Gegenteil erwünscht. Tatsächlich war es sein letzter Wunsch, dass ich gegen dich stimmen solle, und es wird der erste Wunsch eines Sterbenden sein, den ich mich jemals zu erfüllen geweigert habe. Aber das ist entschuldbar. Denn, wie du sagst, er ist ein Mistkerl.«
Bastian verschränkte die Arme und setzte sich halb auf den Schreibtisch, so dass er über ihr aufragte. »Ein Mistkerl, der meine Opale hat.«
» Meine Opale«, korrigierte sie sanft. »Und ich werde dir bei der Abstimmung heute Nacht einen Gefallen tun. Ein kleines Dankeschön wäre vielleicht nett.«
Er ließ seinen Blick über sie wandern. »Hast du ihn getötet? Nicht dass es mir etwas ausmachen würde. Ich bin nur neugierig.«
»Ständig unterstellst du mir, dass ich anderen schade«, erwiderte sie verärgert. »Eine Geistwandlerin ist keine Mörderin.«
»Nein, du betäubst nur deine Liebhaber, lässt sie an ihr Bett gefesselt zurück und stiehlst ihre Opale.«
Sie starrte auf den Wein in ihrem Glas und sah auf seiner Oberfläche die Reflexion seines männlichen Gesichtes. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte, doch heute Nacht hatte sie ihm eine Kostprobe der sehr realen Schwierigkeiten präsentiert, welche die Liebe zu einer Geistwandlerin mit sich brachte. Wenn er sie zurückweisen wollte, dann sollte er es jetzt tun. Sie sah zu ihm auf und fragte ihn leise: »Und trotz alledem behauptest du noch immer, mich zu lieben, Herr Bastian Satyr? Liebst du mich so, wie ich bin, heute Nacht, im Körper eines Mannes – den du verachtest?« Sie streckte die Hand aus und fuhr mit einer Fingerspitze über seine Hemdknöpfe in Richtung der Lendengegend, ohne dabei den Blick von ihm abzuwenden. Bastian packte die Hand und schlug sie weg.
Sie lächelte leicht und neigte den Kopf. »Was ist los? Willst du mich nicht vögeln?«
Er sah finster auf das Weinglas, dann nahm er es ihr aus der Hand und stellte es auf den Schreibtisch, in einer heftigen Bewegung, die verriet, dass er wütend war. »Du bist betrunken.«
»Nein. Ja. Ein wenig.« Sie fuhr sich mit der Hand an die Stirn und verzog das Gesicht. »Es tut mir leid. Ich sagte dir ja, dass die Persönlichkeit eines Wirts in den ersten Tagen noch nachklingt und meine eigene Persönlichkeit beeinflusst. Mach mich nicht verantwortlich für alles, was ich heute Nacht hier sage und tue. Ein Teil der Schuld für jegliche schlechte Stimmung liegt beim Minister.«
Sie fühlte, dass sein Interesse geweckt war. »Hat Michaela dich in all den Nächten, die wir zusammen waren, auch beeinflusst?«, fragte er.
Sie glitt vom Sessel, ging langsam durch das Büro und spürte dabei, wie sein Blick ihr folgte. Auf der anderen Seite des Zimmers
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