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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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halten.«
    »Ich meine es ernst«, beharrte Michaela und stampfte mit einem nackten Fuß auf.
    Doch Silvia ging zur Tür und schloss sie auf. »Genieße deine neue Liebe, aber denke nicht daran, mich da mit einzubeziehen. Ich werde unsere Suche nach den vermissten Feuersteinen fortsetzen, und wenn ich sie habe, werde ich ein letztes Mal zu Pontifex zurückkehren und tun, was nötig ist, um die anderen zu befreien. Wie geplant. Und weiter als bis dahin kann ich im Augenblick nicht schauen.«
    Bei der Erwähnung von Pontifex verschränkte Michaela die Arme. »Was wirst du ihm über mich erzählen?«
    Urplötzlich fühlte Silvia sich an jene schreckliche, lange zurückliegende Nacht erinnert, als Michaela sie davor bewahrt hatte, Leid durch Pontifex’ Hände zu erfahren, und das Bedürfnis, Michaela zu beschützen, überkam sie wie eine heftige Woge. »Jede Lüge, die nötig ist, um dich in Sicherheit zu wissen«, antwortete sie einfach. Damit machte sie sich selbst unsichtbar und verließ das Zimmer und das Haus, ohne eine weitere Begegnung mit dessen Besitzer.
    Doch kurz nach ihr kam auch Herr Satyr auf dem Forum an. Von ihrem Posten auf dem Palatin aus beobachtete sie ihn und folgte ihm mit hungrigem Blick über das Gelände, bis er schließlich das große weiße Zelt betrat, das das Gebiet dominierte. Sie seufzte. Müsste sie sich einen Mann für ihr Bett wählen, dann wäre er auf jeden Fall ein ansprechendes Exemplar. Aber jetzt war nicht die Zeit für solche Dinge.
    Sie verbrachte den ganzen Morgen und frühen Nachmittag im Randbereich des Forums und erkundete das Gebiet von den angrenzenden, höher gelegenen Hügeln aus. Die Zeit hatte das Gelände verändert, und nur mit einiger Schwierigkeit bestimmte sie die genaue Lage des Tempels, der mittlerweile unter mehreren Erdschichten begraben lag. Sobald sie sich sicher war, machte sie sich auf den Weg in die üppigen Obstgärten auf dem nahe gelegenen Aventin, die zum Landbesitz von Herrn Dane Satyr gehörten, einem von Bastians Brüdern. Dort in der Abgeschiedenheit nahm sie kurz wieder ihre körperliche Form an, für eine Mahlzeit aus allen Früchten, die sie finden konnte und die noch nicht faulig waren.
    Als die Abenddämmerung hereinbrach, wechselte sie schnell wieder in die körperlose Form, die sie für dieses Unternehmen anzunehmen entschieden hatte. Die Gestalt eines Kindes – desselben sechsjährigen Mädchens, das sie vor fünfzehn Jahrhunderten gewesen war, an jenem Tag, als sie erwählt worden war, um Vesta zu dienen.
    Und dann machte sie sich auf den Weg zu Michaelas Liebhaber.

3
    M it einer schwungvollen Bewegung, die das weiße Leinen dramatisch aufflattern ließ, schlug Bastian die vordere Klappe des ausladenden Zeltes zurück, das ihm inmitten des Ausgrabungsgeländes auf dem Forum Romanum als Büro diente. Er warf seinen Überzieher auf den Garderobenständer, wo dieser mit dem Kragen am Haken landete und in ordentlichen Falten herabhing, als würde selbst der Mantel es nicht wagen, sich in Bastians gebieterischer Gegenwart anders zu verhalten.
    »Signor Satyr?« Ilari, sein Vorarbeiter, war ihm über das Gelände des Forums gefolgt und hatte dabei über irgendetwas Unwichtiges schwadroniert. Da er vom Parlament dazu bestellt worden war, unter Bastian zu arbeiten, galt seine Loyalität weder Bastian noch den Ausgrabungen, sondern nur der Regierung.
    Bastian ignorierte ihn und grübelte über die Erscheinung nach, die er am Morgen in seinem Arbeitszimmer wahrgenommen hatte. Über die Farben, die er gesehen hatte. Sorgfältig sezierte er die Begebenheit in Gedanken, drehte und wendete sie immer wieder wie ein Hund, der mit einem Knochen spielt, bis zu des Rätsels Lösung. Für jemanden, der noch nie zuvor eine Welt in Farben gesehen hatte, war es ein Ereignis wie ein Wunder.
    Und es hatte eine merkwürdige Wirkung auf ihn gehabt. Denn danach war er begierig auf eine weitere Vereinigung mit Michaela gewesen. Er hatte dagegen angekämpft, zuerst ein Bad genommen und dann seine Arbeit am Schreibtisch erledigt, doch schließlich hatte er seinem unbändigen Verlangen nachgegeben. Noch zwei Mal hatte er sie an diesem Morgen gevögelt, und nun war er spät dran. Schon an sich ein eher beispielloses Ereignis. Er war immer begierig darauf, hier zu arbeiten, und so traf er oft schon vor Sonnenaufgang ein und trieb sich selbst noch härter an als jeden seiner Arbeiter.
    »Signor? Wie sollen wir vorgehen?«
    »Langsam«, antwortete er, ohne auch nur die

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