Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
funktionieren.« Silvia erhob sich vom Bett.
Michaela streckte die Hand nach ihr aus. »Warte. Was wirst du tun?«
»Das, was du nicht tun willst. Herrn Satyr bestehlen.«
»Da gibt es nichts zu stehlen, Via, noch nicht. Die anderen sechs Steine sind noch immer verschwunden. Ich habe ihn davon abgehalten, sie zu finden.«
Silvia nickte, so etwas hatte sie sich schon gedacht. In der Nacht, als der Tempel zerstört worden war, war jede Vestalin dafür verantwortlich gewesen, ihren Stein in Sicherheit zu bringen. In dem Chaos waren sie alle verlorengegangen – die meisten auf dem Forum. Doch einige hatten den Weg in die Welt gefunden, und man nahm an, dass sie sich nun in den Händen verschiedener Sammler befanden, die keine Ahnung hatten, was sie besaßen. Und sechs von ihnen hatten den Weg in Pontifex’ Hände gefunden.
Silvia ging zum Feuer, um sich zu wärmen, bevor sie sich wieder den Elementen der Natur draußen stellte, und meinte: »Verdammt, Michaela. Das alles Pontifex zu erklären wird nicht leicht. Ich muss schnell handeln, um deinen Geliebten zum Tempel zu führen, damit ich etwas für unsere Zeit hier vorweisen kann.«
Michaela sah aus, als wollte sie protestieren, doch Silvia fuhr fort: »Satyr wird nichts von meiner Manipulation bemerken. Und du musst dich auch nicht daran beteiligen. Ich werde eine Arbeit bei den Ausgrabungen finden, um einen legitimen Grund zu haben, seine Fortschritte zu beobachten.« Sie zwang sich zu einem neckenden Lächeln. »Das verschafft mir auch eine Chance, Herrn Bastians Wert zu bestimmen und zu entscheiden, ob er wirklich gut genug für dich ist.«
»Das ist er.« Michaela warf ihr einen unergründlichen Blick zu. »Wenn du bei ihm um Arbeit fragst, wirst du dann als du selbst zu ihm gehen?«
»In meiner eigenen Gestalt? Sei nicht albern. Ich habe nicht den Wunsch, sterblich zu werden.«
»Es ist nicht so schlecht.«
»Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, Kayla, und das kann ich nicht in meinem eigenen Körper tun. Nicht wenn ich ihn nur vierundzwanzig Stunden am Stück nutzen kann, ohne mich selbst endgültig sterblich zu machen. Ich kann ihn nicht wissen lassen, was wir sind. Was wir wollen. Das wäre zu gefährlich.«
Michaela rollte sich auf den Bauch und stützte das Kinn auf beide Hände. Ihre nackten Beine streckten sich lang und wohlgeformt im Gewühl der Laken aus. Diese kunstvolle Zurschaustellung war ein Trick, den Begleiterinnen beherrschten, um bei Diskussionen die Abwehr ihres Gegenübers zu schwächen. »Nun, dann sag mir wenigstens, dass du versuchst, eine etwas ansprechendere Gestalt anzunehmen als die, die du bei unserem letzten Aufenthalt in Rom hattest, ja?«
Silvia grinste. »Habe ich dir etwa nicht gefallen in Gestalt eines Kanalarbeiters der Cloaca Maxima?«
Statt einer Antwort kniff Michaela mit zwei Fingern ihre Nase zu, als hätte sie etwas Übles gerochen.
Leise lachend wandte Silvia sich zum Gehen.
Michaela sprang vom Bett und eilte in einem Gewirr aus Seide und Parfüm auf sie zu, um sie zurückzuhalten. Drängend packte sie die Freundin am Arm: »Es muss nicht so sein. Du könntest hierbleiben. Du könntest dich Bastian zeigen, wenn er gleich wiederkommt. Seine Familie hat Macht. Sie könnten gegen Pontifex kämpfen.«
Silvia schüttelte den Kopf und entzog sich ihr. »Du sollst mich nicht bemitleiden.«
»Das tue ich doch gar nicht!« Michaela strich eine Locke von Silvias ungebändigtem Haar hinters Ohr und sah sie sanft an. »Es ist nur so, dass ich dich liebe. Und ich liebe ihn. Wenn ihr beide lernen könntet, euch zu lieben, wäre einfach alles vollkommen.«
»Vollkommen?«, echote Silvia überrascht. Sie erwiderte den Blick der Freundin und erkannte darin, was diese im Sinn hatte. »Du willst, dass ich mich zu euch beiden geselle, hier in seinem Bett?«
»Du hast uns zugesehen«, drängte Michaela. »Du hast gesehen, dass er voller Leidenschaft ist, und großzügig ausgestattet, was seine Männlichkeit angeht. Er ist sehr gut in der Lage, noch eine Frau in seinem Bett zu beglücken, zumindest von Zeit zu Zeit.«
Eine Vision stieg vor Silvias innerem Auge auf, von ihnen dreien in lustvoller Umarmung. Schnell verbannte sie die ungebetene Vorstellung aus ihrem Kopf. Sie entzog sich dem Griff der Freundin und trat mit einem betrübten Lächeln zurück. »Ich bin nicht sicher, ob er das genauso sieht wie du, liebe Kayla. Stattdessen könnte er deinen Vorschlag wohl eher für jenseits der Grenzen seiner Großzügigkeit
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