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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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weiterwachsen lassen.«
    »Verstehe.« Roch er etwa nach Alkohol? Schwierig zu sagen, wenn der Mann den ganzen Tag in der heißen Sonne gearbeitet hatte und nach Schweiß und Pferd stank.
    »Ja, wissen Sie, ich dachte, Sie könnten sie vielleicht fragen, was ich tun soll. Kaufen oder fällen?«
    »Und das kann nicht warten, bis meine Großmutter wieder gesund ist?«
    »Das weiß ich nicht, Mademoiselle. Sie wollte, dass die Raffinerie rechtzeitig fertig wird, damit wir die Ernte im Herbst schon dort verarbeiten können. Und wir müssen noch ziemlich viel bauen.«
    Josie dachte an die Zahlen, die sie in den Rechnungsbüchern gesehen hatte. Noch mehr Schulden zu machen wagte sie nicht. Sie würde eine Entscheidung treffen müssen.
    »Dann würde ich sagen, fällen Sie das Holz im hinteren Teil der Plantage, Monsieur«, sagte sie.
    »Geht in Ordnung, Mademoiselle. Ich schicke heute Nachmittag ein paar Männer hinaus. Wünsche noch einen guten Tag, Mademoiselle.«
    Er stapfte aus dem Salon und durch das Speisezimmer, um über die hintere Veranda hinauszugehen. Josie folgte der Geruchswolke, die er hinterließ, um sich am Wasserkrug im Speisezimmer zu bedienen. So konnte sie durch die Glastüren beobachten, wie LeBrec von der Treppe dorthin zurückschlich, wo Cleo das Tischtuch über dem Geländer ausschüttelte.
    Als Cleo sich blitzschnell umdrehte, um ihm vorbereitet gegenüberzustehen, streckte er die Hand aus und griff nach ihrer Brust. Cleo ließ das Tuch fallen, griff mit einer Hand in ihre Tasche und versuchte, ihn mit der anderen Hand wegzuschieben.
    Als Josie auf die Veranda trat, sprang LeBrec zurück. Cleos Gesicht war feuerrot und wutverzerrt. Noch nie in ihrem Leben hatte Josie ein so wütendes Gesicht gesehen.
    »Das Mädchen ist aufsässig, Mademoiselle, der muss man mal Respekt beibringen«, sagte LeBrec.
    Glaubte er wirklich, sie hatte nicht begriffen, was da geschehen war? Josie hoffte, er könnte die Verachtung sehen, die sie für ihn empfand. Ihre Stimme war fest und sicher, als sie sprach. »Monsieur LeBrec, Sie fassen keine meiner Haussklavinnen an.«
    LeBrec streckte beide Hände aus, als wollte er sie besänftigen. »Ich versuche nur, ein bisschen Disziplin in die Bande zu bringen, Mademoiselle, aber wenn Sie es anders wollen …« Er zog sich zur Treppe zurück, die Hände immer noch ausgestreckt. »Ganz wie Sie wollen.«
    Dann drehte er sich um, stolperte die Treppe hinunter und schwankte über den Hof, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Die beiden Frauen standen still und schweigend da. Dann sagte Josie: »War das das erste Mal?«
    Cleo sah sie einen Augenblick an, bevor sie antwortete. Würde Josie ihr wirklich helfen und ihr nicht nur befehlen, im Haus zu bleiben?
    »Nein, es war nicht das erste Mal.«
    »Das geht nicht. So darf er dich nicht behandeln.«
    Glaubte Josie, dass sie jetzt in Sicherheit war, nur weil sie LeBrec gesagt hatte, er solle Cleo in Ruhe lassen? Und wenn nicht? Was tust du dann, Josie? Wirst du ihn rausschmeißen? Wirst du ihn bestrafen, ihm ins Ohr schneiden, wie er es bei Remy gemacht hat? So sehr sie sich wünschte, Josie könnte sie beschützen, so gut wusste sie, was LeBrec von den Befehlen einer jungen Frau hielt.
    Josie sah den Zweifel in Cleos Blick. Sie erinnerte sich, dass Phanor ihr schon vor einiger Zeit erzählt hatte, LeBrec sei hinter Cleo her. Damals hatte sie kaum hingehört. Sie hatte nicht geglaubt, dass so etwas Scheußliches unter den wachsamen Blicken ihrer Großmutter geschehen könnte. Aber seit Papas Tod war Grand-mère nicht mehr die Alte gewesen. Sie hätte besser hinhören sollen. Und besser aufpassen auf das, was um sie herum vorging.
    »Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut, Cleo«, sagte Josie.
    Cleo nickte. Wenigstens kümmerte sich Josie darum. »Louella hat ein Hühnchen geschlachtet und Brühe für Madame gekocht.«
    Josie nickte und kehrte ans Bett ihrer Großmutter zurück.
    Am Abend kam endlich auch der Priester, erschöpft und müde von der Reise. Er war den größten Teil des Tages auf dem Maultier geritten und nahm dankbar das große Glas Wasser entgegen, das Cleo ihm brachte. Inzwischen waren zum Glück alle Zeichen von Ursulines Voodoo entfernt worden. Grand-mère hielt immer noch den kleinen Alligatorkopf in der Hand, aber sie hatte ihn wieder rechtzeitig unter ihrer Hüfte versteckt.
    Pater Philippe zog sein schmutziges, verknautschtes Messgewand an und gab Madame die letzte Ölung. Nur für alle Fälle.

30
    Josie

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