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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Ellbogen-John auf. Wenn er jetzt losgeht, trifft er Dr. Benet am frühen Morgen vielleicht noch zu Hause an.« Und leiser fügte sie hinzu: »Und der Priester soll auch kommen.«
    Cleo, die in dieser Situation vollkommen vergessen hatte, welche Bedrohung sie draußen erwarten konnte, ging zur Tür, aber Louella hielt sie auf. »Das mache ich«, sagte sie zu Cleo, und zu Josie gewandt erklärte sie: »Cleo weiß doch nicht, wo Ursuline jetzt untergebracht ist, wo wir die neuen Unterkünfte haben. Und sie muss dir Papier bringen, damit du den Passierschein für Ellbogen-John ausstellen kannst.«
    »Mach schnell«, gab Josie zurück. »Und sag ihm, er soll nicht das Maultier nehmen, sondern Beau, damit ist er schneller.« Sie drückte ein Tuch in die Waschschüssel aus und wischte Grand-mère das Gesicht ab.
    Cleo kam mit Papier und Feder zurück. »Schreib du«, sagte Josie.
    Ellbogen-John tauchte in der Tür auf, den Schlaf noch in den Augen. Cleo reichte ihm den Passierschein, der die Erlaubnis dokumentierte, die Plantage zu verlassen, und drängte ihn zur Eile.
    Als Louella mit der Hebamme Ursuline zurückkam, stand Josie von ihrem Hocker neben Grand-mères Bett auf. »Kannst du ihr helfen?«
    Ursuline beugte sich über Madame und blickte ihr in das gute Auge. Madame starrte zurück. »Klar kann ich ihr helfen. Ich brauche heißes Wasser für die Kräuter.«
    Louella verließ das Zimmer, um die Glut in ihrem Küchenfeuer wieder anzufachen. Ursuline zog aus ihrer Leinentasche eine federgeschmückte Rassel hervor und begann, ihre Zaubersprüche zu singen und die Rassel über Madame zu schütteln. Cleo schaute der Voodoo-Priesterin mit großen Augen zu. Sie hatte immer schon davon gehört, dass Ursuline besondere Kräfte besaß, aber sie hatte sie nie selbst erlebt, wenn sie ihre Künste entfaltete.
    »Was machst du da?«, fiel Josie Ursuline in den Arm. »Hör sofort damit auf! Solchen abergläubischen Unsinn wollen wir hier bei uns im Haus nicht haben.«
    Mit verschleiertem Blick sah Ursuline Josie an. In dem gedämpften Licht erinnerte sie an eine drohende Giftschlange.
    »Ich habe gedacht, du kannst ihr eine Medizin geben, Kräuter oder Ähnliches«, sagte Josie. »Aber wenn das so ist, dann pack deine Sachen zusammen und verschwinde.«
    Ursuline nickte in Madames Richtung. »Fragen Sie Ihre Grand-mère, Mademoiselle. Sie wird mich nämlich nicht wegschicken, sie kennt die Macht der Geister.«
    Madame bewegte ihre gute Hand in Ursulines Richtung. Es sah aus, als ob sie sie zu sich herwinkte. Cleo hatte keine Ahnung gehabt, dass Madame von den dunklen Kräften der Hebamme wusste. Dieselbe Frau, die niemals an einem Weihwasserkessel am Türrahmen vorbeiging, ohne einen Finger in das gesegnete Wasser zu stippen und sich zu bekreuzigen, die Frau, die jeden Morgen und jeden Abend ihren Rosenkranz betete, die jedes Vierteljahr ihre Spende an die Kirche schickte – würde diese Frau es zulassen, dass man Voodoo-Riten ausführte, um ihr zu helfen?
    Cleo berührte Josie am Arm. »Es sind doch nur Federn und ein paar Kräuter, Josie, das kann doch nichts schaden.«
    Josie verschränkte die Arme und presste die Lippen aufeinander.
    »Wenn Madame es aber doch so will«, sagte Cleo.
    Mit großen Schritten verließ Josie das Zimmer. Cleo nickte Ursuline zu, weiterzumachen. Eine Stunde lang stand sie ein paar Schritte entfernt und beobachtete die Voodoo-Heilungsriten, während Josie draußen vor dem Schlafzimmer auf der Veranda auf und ab lief.
    Die alte Hebamme band ein Gris-gris, ein rotes Flanellsäckchen mit Kräutern, um den Hals der Kranken. Dann hielt sie den getrockneten Kopf eines kleinen Alligators in der Hand, sodass Madame ihn sehen konnte, legte ihn ihr in die gute Hand, und Cleo konnte sehen, dass Madame ihn fest umklammerte. Dieser Juju würde alles Böse fernhalten, während Madames ti bon ange verletzlich war.
    Langsam schloss Madame die Augen, während Ursuline in ihrer Tasche kramte und dann ein Beutelchen Maismehl zutage förderte, mit dem sie ein Muster auf den Boden streute. Cleo bekreuzigte sich, sah aber weiter zu, wie Ursuline mit geschickten Händen die Veve für Ghede zeichnete, einen wohlmeinenden Geist, der heilende Kräfte besaß: Ein Sarg mit einem Stern darüber, zu beiden Seiten von einem großen Kreuz flankiert und auf einem dreibeinigen Gestell stehend. Das Kreuz war mit X-Zeichen und Bogen verziert.
    Ursuline sprach mit dem Geist, während sie arbeitete. Cleos geliebte Großmutter Tulia hatte

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