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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Ursuline.« Sie setzte Cleo in einen Sessel und eilte in ihr Schlafzimmer, um ihr Bett frei zu machen. Auf die Matratze legte sie das Stück Ölzeug, dass sie für diesen Moment bereithielt, und ein paar alte Laken darüber, um die Oberfläche angenehmer zu machen. Sie band ein geflochtenes Seil ans Fußende des Bettes, damit Cleo sich daran hochziehen konnte, und eilte dann zurück auf die Veranda, um sie zu holen.
    »Hattest du noch mehr Wehen?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Das Kind kommt so spät, ich dachte, es würde dann schneller gehen.«
    Grand-mère deutete mit der Hand auf Cleos Bauch und sagte etwas, was Josie nicht verstand, und Cleo übersetzte es ihr nicht.
    Sie half Cleo ins Bett, und kaum hatte sie sich zurückgelehnt, als auch schon die zweite Wehe kam. Cleo stöhnte.
    Josie blickte aus dem Fenster in der Hoffnung, Ursuline zu sehen. Natürlich hatte sie alles über Geburtshilfe gelesen, was sie finden konnte, aber sie hatte das Gefühl, das reichte bei Weitem nicht aus. Sie wünschte sich Ursuline an ihrer Seite, und zwar so schnell wie möglich.
    Aber zuerst kam Louella ins Zimmer gerauscht, ein breites Lächeln im Gesicht. »Endlich kommt wieder ein Baby ins Haus! Es gibt doch nichts, was ein Haus so lebendig macht wie ein Baby.«
    Ein paar Minuten später kam auch Ursuline, einen Beutel mit Kräutern in der Hand. Sie ließ Louella einen Tee brauen, um die Schmerzen zu lindern, rückte die Laken so zurecht, dass sie leichter an das Kind herankam, und fühlte immer wieder nach, wie weit die Geburt vorangeschritten war. Josie, sagte sie, durfte gern dableiben, aber sie sollte sich gefälligst in eine Ecke setzen und nicht im Weg stehen. Und Josie setzte sich still in eine Ecke.
    Den ganzen Nachmittag kamen und gingen die Wehen. Bei Sonnenuntergang wurden sie schneller und schmerzhafter. Cleos Haar hing in schweißnassen Strähnen um ihr Gesicht, und bei jeder Wehe keuchte sie.
    »Jetzt haben wir’s gleich«, sagte Ursuline. »Louella, halt die Decke bereit.«
    Josie kam ans Kopfende des Bettes geschossen, zu aufgeregt, um in ihrer Ecke sitzen zu bleiben. Sie wischte Cleo den Schweiß vom Gesicht und murmelte beruhigende Worte, als Cleo noch einmal kräftig presste.
    »Ein Junge!« Ursuline hielt ihn hoch, damit sie ihn alle sehen konnten.
    Das Baby gab ein beleidigtes Geheul von sich, und Cleo lachte und weinte gleichzeitig. Ursuline gab den Kleinen an Louella weiter, die ihn sauber machte und einwickelte, während die Hebamme Cleo versorgte.
    Josie schüttelte Cleos Kopfkissen auf, damit sie besser sehen konnte, und bald sagte Cleo: »Gib ihn mir, Louella.«
    Sie wickelte ihn aus, um eine seiner kleinen Hände in ihrer halten zu können. Eine wunderschöne, perfekte kleine Hand, fünf perfekte Finger, die sich fest um ihren Zeigefinger legten. »Gabriel«, sagte sie leise.
    Das Baby hatte einen feinen Schopf aus glattem schwarzem Haar, und Josie beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Er ist so rot im Gesicht!«, sagte sie. »Aber sieh dir bloß seine Augen an. Er schaut mich an.« Sie lachte und streichelte ihm mit dem Finger über die samtweiche Wange.
    Ursuline mischte noch ein Mittel an, um die Blutung zu stoppen, und fütterte Cleo während der nächsten Stunde löffelchenweise damit, bis die junge Mutter einschlief. Louella badete Gabriel, und Josie streckte die Arme nach ihm aus. Es war so lange her, dass dieses Haus einen glücklichen Tag erlebt hatte. Sie wiegte ihn und sang ihm etwas vor, und diesmal hielt er ihren Finger mit seiner kleinen Hand fest.
    In den nächsten Wochen verliebte sich Josie ein zweites Mal. Gabriel lächelte, wann immer sie ihn wiegte, da war sie ganz sicher. Louella sagte ihr immer wieder, dass er noch nicht lächeln konnte, aber Josie wusste, er lächelte sie an.
    Cleo kam schnell wieder zu Kräften. Sie ließ andere großzügig an ihrem Glück teilhaben und legte Gabriel oft ihrer Großmutter in den Schoß, wobei sie seinen Kopf vorsichtshalber selbst festhielt. Grand-mère tätschelte ihm den kleinen Bauch und gurrte leise vor sich hin. Sobald Cleo wieder auf den Beinen war, nahm sie ihre Arbeit auf und sorgte gleichzeitig für den Kleinen. Wenn er nicht an ihrer Brust saugte, trug sie ihn in einem Tuch auf dem Rücken oder vor der Brust, je nachdem, womit sie beschäftigt war. Wenn Josie ihn ein Weilchen halten wollte, ließ sie ihn ungern gehen, aber nicht, weil sie Josie seine Gegenwart nicht gegönnt hätte. Sie wollte nur einfach keinen Augenblick

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