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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Hatte er auch das Interesse an ihr verloren?
    Bertrand erwachte aus seinem Tagtraum, hob den Kopf und blickte Cleo über das brennende Feld hinweg an. Für einen Moment hielt sie seinem Blick stand, dann zog sie sich in den Wald zurück.
    Die Ernte schritt voran. Josie konnte ihre Zinsen bezahlen, aber jetzt schrieb ihr Monsieur Moncrieff, sie müsse auch mit der Tilgung beginnen, sonst könne er das Darlehen nicht länger aufrechterhalten. »Niemals!«, schnaubte Josie. »Ich werde eine Möglichkeit finden.« In den Nachtstunden fasste sie immer neue Pläne, nur um sie am nächsten Morgen als sinnlos zu verwerfen.
    Cleo fühlte sich von den Vorgängen auf der Plantage ausgeschlossen. Sie hätte Josie durchaus eine Hilfe sein können, aber Josie zog sie nicht ins Vertrauen, wollte die Last der Sorge nicht mit ihr teilen. So hatte Cleo reichlich Zeit, um Remy zu trauern, sich um Grand-mère zu kümmern und das Haus in Ordnung zu halten. Toulouse gehörte Josie, nicht ihr. Sie war nur ein Sklaven-Bastard.
    Cleo trug ihre Trauer anders als Josie. Sie kannte den Frieden, der darin lag, ganz und gar und sicher geliebt zu werden. Sie hegte keine Zweifel, musste sich nicht mit der bangen Frage herumschlagen, ob irgendetwas an ihr zutiefst unwürdig war. Ihr Traum von einem Leben mit Remy als freie Menschen schien ihr jetzt weit entfernt, und sie brachte noch nicht den Mut auf, neue Träume zuzulassen. Aber wie in einem Baum im Winter stiegen neue Säfte in ihr auf, und sie spürte, dass sie bereit war und nur darauf wartete, wieder richtig zu leben.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang ging sie am Deich entlang, einen Schal um die Schultern gelegt, und betrachtete das langsam dahinströmende dunkle Wasser. All diese langen Monate, während ihre Furcht vor LeBrec sie ans Haus fesselte, hatte sie sich nach der Einsamkeit und dem Trost gesehnt, den es für sie bedeutete, im Freien zu sein.
    Ein Schiff tuckerte an ihr vorbei, und sie winkte einem der Schwarzen zu, einem alten Mann mit weißem Haar, der ihr einen vergnügten Gruß zugerufen hatte. Das Geräusch des Schaufelrades übertönte den Hufschlag, der sich auf der Straße näherte, bis plötzlich ein dunkles Pferd und ein Reiter aus den Schatten auftauchten. Cleo erkannte Monsieur Chamards Fuchs, bevor sie den Mann richtig sah.
    Er kam näher, zügelte sein Pferd und blieb schließlich stehen. Cleo stand oben auf dem Deich, etwa einen Meter höher als Chamard, und er musste den Hut abnehmen, um zu ihr hinaufsehen zu können.
    Keiner von ihnen sprach etwas, bis Chamard endlich leise »Bonsoir, Cleo« sagte.
    Solange er Josies Verehrer gewesen war, hatte Cleo jeden Blickkontakt mit ihm vermieden, aber das war jetzt nicht mehr erforderlich. »Bonsoir, Monsieur.«
    Chamard stieg ab und ging den Deich hinauf zu ihr. Sie ließen nur ihre Augen sprechen und verstanden sich ohne Worte, bis er ihr eine Hand auf den Rücken legte und sie an sich zog.
    Ein kalter Winterwind blies an dem Tag ums Haus, als Cleo zum ersten Mal morgendliche Übelkeit verspürte. Josie hätte vermutlich gar nichts davon mitbekommen, wenn es sie nicht ganz plötzlich überrascht hätte, als sie von ihrer Pritsche in Josies Zimmer aufstand. Sie schaffte es gerade noch bis zur Waschschüssel, und Josie eilte herbei, um Cleos Haar zusammenzuhalten, während sie würgte.
    Vielleicht hatte sie sich den Magen verdorben, vermutete Josie. Aber am nächsten Morgen passierte es wieder, und am übernächsten auch. Kein Zweifel, Cleo war schwanger.
    »Der Wurmfarn hat also nicht gewirkt.« Josie schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Und nun bist du tatsächlich schwanger von diesem Schuft!« Sie griff nach dem Buch mit den Heilmitteln. »Aber es gibt noch andere Mittel, Cleo, du musst dieses Kind nicht bekommen.«
    Cleo wollte jedoch keines von Josies Heilmitteln. Sie hatte nichts auf dieser Welt, das ihr allein gehörte, und selbst wenn es LeBrecs Kind gewesen wäre, hätte sie es nicht hergegeben. Im Übrigen hatte sie die Tage gezählt, es war nicht von Le-Brec.
    »Das wäre eine schwere Sünde, und das weißt du genau«, sagte sie zu Josie.
    »Nicht nach einer Vergewaltigung. Pater Philippe wird Gott um Vergebung für uns bitten.«
    Cleo schüttelte den Kopf. Wenn es ein Junge wird, dachte sie, nenne ich ihn Gabriel, wie ich es mit Remy schon geplant hatte.
    »Cleo, du kannst doch nicht ernsthaft ein Kind von diesem Kerl bekommen wollen.«
    »Es ist mein Kind, Josie. Mein Baby, meins ganz allein.«
    Und

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