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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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behandeln.«
    Vor seiner massigen Gestalt kam sie sich vor wie ein Zwerg. Selbst sein Kopf schien zu groß zu sein, und seine großen Hände und breiten Finger bedeckten die Armlehne des Sessels.
    »Albany, das ist es nicht.«
    Er konnte die Antwort in ihren Augen lesen. »Es geht immer noch um Chamard, nicht wahr?«
    Josie ließ die Augen sinken. Es ging um viel mehr, aber wie sollte sie Albany erklären, dass sie sich einfach nicht vorstellen konnte, ihre Tage mit ihm zu verbringen? Und noch weniger ihre Nächte? Es ging einfach nicht.
    Albany stand auf. »Sie leben in einer Traumwelt, Josephine«, sagte er mit Bitterkeit in der Stimme. »Sie könnten alles haben, mein Vermögen, meine Liebe …«
    »Es tut mir so schrecklich leid, Albany, wirklich.«
    Leise schloss sie die Tür zu seinem Arbeitszimmer hinter sich. Violette und Mrs Johnston waren aus dem Wohnzimmer zu hören. Sie ging allein zur Eingangstür und verließ das Haus.

33
    Oktober. Die kürzeren Tage und kühleren Nächte zeigten an, dass das Zuckerrohr bald reif sein würde. Da die Plantage nun ohne Aufseher war, verließ sich Josie auf den alten Sam, der die Mannschaften für die Erntearbeiten zusammenstellte. Bis spät in die Nacht hinein hörte sie, wie die Männer den Schleifstein drehten, um die Macheten zu schärfen. Vor Tau und Tag stand sie auf, um die Glocke zum Arbeitsbeginn selbst zu läuten, und in der Morgendämmerung stand sie neben dem alten Sam, wenn er den Sklaven die Tagesarbeit zuteilte.
    Josie hielt mehrere große Töpfe mit Salbe bereit, die sie nach dem Heilmittelbuch ihrer Großmutter zusammengerührt hatte, und sie wies Louella an, den ganzen Tag heißes Wasser auf dem Herd stehen zu lassen. Irgendwann würde der unvermeidliche Unfall mit der Machete geschehen. Sie hatte auch Mittel gegen Schlangenbisse parat: Aloe vera in Alkohol, um den Schmerz zu betäuben und die Wunde zu desinfizieren, Echinacea aus den Kräutervorräten ihrer Großmutter und eine Salbe aus Castoröl und Papayasaft, mit der man das Gift neutralisierte.
    Das Zuckerrohr war hoch gewachsen. Auf den besten Feldern ragte es neun Fuß hoch über die Köpfe der Sklaven, und die Pflanzen standen so dicht, dass man kaum einen Arm hindurchstecken konnte. Als es am Vormittag wärmer wurde, raschelten und ächzten die hohen Stämme im Takt zum Schlagen der Macheten. Die abgehackten Laute, die die hustenden Männer von sich gaben, vervollständigten die Symphonie, und der Wind trug schwarzen Rauch von den Feldern herüber, die bereits leer geerntet waren und abgebrannt wurden.
    Josie sah den Sklaven aufmerksam und ein wenig ängstlich zu, die einen Wagen nach dem anderen mit Zuckerrohr beluden, das zur Raffinerie einer anderen Plantage ein Stück flussabwärts gebracht werden sollte. In ihrem Notizbuch führte sie jeden Wagen auf, der an ihr vorbei zum Anleger fuhr. Wenn das Zuckerrohr fertig verarbeitet war, musste zumindest genug Gewinn abfallen, um die Zinsen auf die Darlehen zu bezahlen.
    Im Haus kümmerte sich Cleo um Madame. Sie fragte sich, ob Emmeline einen zweiten Schlaganfall erlitten hatte, denn inzwischen sprach sie kaum noch, und mit jeder Woche, die verging, wurde ihr Blick trüber. Cleo nahm ihre langen Spaziergänge wieder auf, wenn ihre Patientin den Nachmittag verschlief. Sie ließ Laurie mit irgendeiner Flickarbeit bei ihr als Wache zurück.
    Der Rauch, der von Cherleu herüberzog, zeigte, dass Monsieur Chamard ebenfalls bei der Ernte war. Seit Juni war er nicht mehr auf Toulouse gewesen, seit jenem Tag, an dem die Banken und Josies Hoffnungen gleichermaßen zusammengebrochen waren. Während Cleo auf einem gewundenen Pfad die Plantage durchquerte, dachte sie an seine warmen braunen Augen, mit denen er sie angesehen hatte, gleich nachdem LeBrec sie zum ersten Mal überfallen hatte.
    Als sie an eine Weggabelung kam und eine der beiden Abzweigungen Richtung Süden nach Cherleu wies, ging sie auf diesem Pfad weiter, ohne lange nachzudenken.
    Der Geruch von verbranntem Zucker verbreitete sich in dem Wäldchen zwischen den beiden Plantagen. Cleo konnte die kleinen, orangefarbenen Flammen auf dem nächsten Feld erkennen, und das Feuer zog sie magisch an. Am Waldrand blieb sie stehen, um zuzusehen.
    Auf der anderen Seite des Feuers, vielleicht fünfzig Meter von ihr entfernt, saß Monsieur Chamard auf seinem Fuchshengst.
    Er schien nachdenklich in die Flammen zu blicken, und sie starrte ihn an wie gebannt. Ob er Cleo wohl schon vergessen hatte? Und sie?

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