Das Herz des Südens
von der Veranda, Gabriel fest an sich gedrückt. Sie schlug die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich zu und schloss von innen ab. Dort saß sie auf ihrer Bett-kante, schaukelte vor und zurück, den Kleinen immer noch fest in ihren Armen. So viele Monate, fast ein Jahr lang, hatte sie sich darauf konzentriert, nicht mehr darüber nachzudenken, wie es hätte sein können. Und in dieser Zeit hatte Cleo mit ihm geschlafen, hatte die Kraft seines Körpers gespürt, der sich mit ihrem Körper vereinigte. Josie hatte all diese einsamen Nächte ertragen, den Schmerz, die Sehnsucht nach seiner Berührung – und Cleo hatte in seinen Armen gelegen.
Der gallige Geschmack der Eifersucht lag ihr auf der Zunge, und sie hatte das Gefühl, sie müsste daran ersticken. Erst Papa und nun auch noch Bertrand – sie liebten Cleo.
Wie hatte sie das tun können? Bertrand hatte Josie verlassen, und Cleo hatte sie verraten. Ihr eigenes Fleisch und Blut. Das Selbstmitleid überschwemmte sie ganz und gar. Eine Einsamkeit, tiefer als alles, was sie bisher gekannt hatte, schien ihr das Herz zu durchbohren.
»Josie, Josie, lass mich rein«, flehte Cleo und rüttelte an der Tür.
Und dann Gabriel, Bertrands wunderbares Kind. Er hätte an meiner Brust saugen, in meinen Armen liegen sollen.
»Josie!«
Gabriel wurde unruhig. Er spürte, wie angespannt sie war, und sie küsste sein Gesicht, beruhigte ihn unter Tränen. Er hätte mein Kind sein sollen!
Jetzt begann er zu schreien. Auf der anderen Seite der Tür stand Cleo, mit schmerzenden Brüsten, und die Milch begann zu fließen. »Josie, mach die Tür auf, du jagst ihm doch Angst ein!« Gabriel schrie jetzt wütend; er hatte Hunger und hörte die Stimme seiner Mutter durch die geschlossene Tür.
Cleo schlug mit der Faust an die Tür, einmal, zweimal. »Lass mich rein, Josie!«
Als Josie endlich die Tür öffnete, rannte Cleo ins Zimmer, die Arme ausgestreckt, um ihr Kind zu holen. Aber Josie hielt den Kleinen an der Schulter, die Hand an seinem Kopf, um ihn zu beruhigen.
»Gib ihn her«, sagte Cleo.
Josie antwortete nicht und ließ das Baby nicht los. Sie ging aus dem Zimmer, hinüber zur hinteren Veranda und dann die Treppe hinunter.
»Wohin gehst du? Josie, gib ihn mir!« Cleo folgte ihr über den Hof, während die Panik in ihr immer größer wurde, und flehte Josie an, ihr das Kind zu geben. »Josie!« Endlich packte sie sie an der Schulter. »Gib mir mein Kind!«, schrie sie.
Da schlug Josie zu. In ihrem ganzen Leben hatte sie sie noch nie geschlagen. Cleo trat einen Schritt zurück, die Hand auf dem roten Abdruck, den Josies Schlag auf ihrer Wange hinterlassen hatte. Sie starrten sich an, beide wie gelähmt.
Was habe ich getan? »O Gott, Cleo, es tut mir leid.« Was habe ich getan? Josie begann zu schluchzen. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, und sie sank auf die Knie, den kleinen Gabriel immer noch an ihrer Schulter.
Cleo trat vor und nahm ihr das Kind weg. Sie ließ Josie, wo sie war, das Gesicht in den Händen vergraben, weinend, als hätte man ihr alle Kinder der Welt weggenommen.
Ellbogen-John fand sie dort. Sie hatte kaum gespürt, wie die Sonne auf sie herunterbrannte. »Jetzt musst du aufstehen, Mamsell, sonst wirst du krank hier draußen.« Er zog sie hoch und trug sie halb ins Haus. Nur Laurie war zur Stelle, um ihm zu helfen, sie ins Bett zu bringen. Er hielt ihr ein Glas Wasser an die Lippen und sorgte dafür, dass sie sich hinlegte. »Wenn sie ein Weilchen im Kühlen liegt, geht es ihr gleich besser.«
Josie begann wieder zu weinen. »Also, Laurie«, sagte John, »kümmer du dich um Madame, ich bleibe hier.«
Sie war zu ausgetrocknet von der heißen Sonne, um noch richtige Tränen zu weinen, sondern schluchzte nur schwer vor sich hin. Ellbogen-John setzte sich auf den Boden neben ihr Bett und hielt ihre Hand. Josie klammerte sich an ihm fest, als wäre er ihre einzige Verbindung zur Welt der Lebenden.
Als sie endlich aufhörte, ließ er sie ein weiteres Glas Wasser trinken, dann noch eines. Dann legte er ihren Kopf zurück aufs Kissen.
»Das darfst du doch nicht machen, Cleo ihr Baby wegnehmen, Schätzchen. Wohin wolltest du denn mit dem Kleinen?«
»Ich weiß es nicht, John. Ich wusste überhaupt nicht, was ich tat.« Sie griff wieder nach seiner Hand und begann erneut zu weinen, dass die Tränen nur so flossen. »Cleo wird mir das nie verzeihen, John. Was ich getan habe, ist unverzeihlich.«
Darauf wusste er keine Antwort. Er tätschelte ihr nur die Hand
Weitere Kostenlose Bücher