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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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das Glas in einem Zug leer und entschuldigte sich.
    Madame Emmeline starrte seinen vollen Teller an, wobei sie zweifellos durchrechnete, wie viel Verschwendung dort zu sehen war, dachte Cleo. Kein Problem, Cleo liebte geschmorte Okra und würde den Teller leer essen, sobald Madame das Speisezimmer verlassen hatte.
    Nun gut, Josie würde also die Johnstons besuchen. Das hieß, Cleo musste dafür sorgen, dass Josies Unterwäsche gewaschen und gebügelt wurde, dass die Strümpfe gewaschen und gestopft wurden und dass die ganzen neuen Trauerkleider sorgfältig zusammengefaltet und im Koffer verstaut wurden. Abigail hatte geschrieben, dass sie jede Menge Dienstmädchen im Haus hatten, Josie müsste ihres nicht mitbringen. Umso besser, dachte Cleo, auf diese Weise konnte sie Remy jeden Tag treffen, solange Josie fort war.
    An diesem Abend lagen die beiden Mädchen in Josies Schlafzimmer im Dunkeln und redeten. Noch vor einem Jahr hätten sie wohl über den neuesten Wurf der Katze Posey gesprochen und darüber, wer die Kätzchen bekommen sollte. Aber in den letzten Wochen hatte Josie nur selten die Kluft überbrückt, die zwischen ihnen aufgerissen war. Heute sagte sie: »Diese Abigail hat gemeint, unser Haus wäre so klein. Als wäre es eine Hütte oder so etwas.«
    »Dieses große Haus? Wie groß mag dann ihr eigenes sein?«
    »Papa sagt, diese neuen Américains bauen alle riesige Häuser.«
    »Sind sie so reich? Reicher als die Kreolen?«, fragte Cleo.
    »Hast du das Kleid gesehen, das sie bei der Beerdigung anhatte? Ich wette, das kam aus New York oder vielleicht sogar aus Paris.«
    »Na ja«, sagte Cleo, »auf jeden Fall spricht sie so durch die Nase.«
    »Und ihr Französisch ist grauenhaft.«
    Für einen Augenblick schwiegen sie, dann sagte Josie: »Mein Englisch ist nicht besonders gut. Ich werde mich die ganze Zeit wie eine Idiotin fühlen.«
    »Vielleicht solltest du so tun, als ob du überhaupt kein Englisch kannst. Dann müssen sie französisch sprechen.«
    Josie kicherte leise, aber ihre Besorgnis war mit Händen zu greifen. »Meine Kleider sind ganz schwarz«, sagte sie. »Fast alles aus Baumwolle, und alles schwarz.«
    »Du solltest ein bisschen Rouge auflegen.«
    Sie lagen schweigend da. Cleo dachte darüber nach, wie knapp sie davongekommen war. Wenn Josie sie verraten hätte, hätte sie Schläge bekommen, weil sie sich mit einem Feldarbeiter-Sklaven davongeschlichen hatte, obwohl sie im Haus zu tun hatte. Und Remy wäre ausgepeitscht worden.
    Cleo hatte einmal gesehen, wie ein Mann ausgepeitscht worden war: ihr Cousin Jean. Auf Toulouse war schon lange niemand mehr ausgepeitscht worden, aber Mr Gale wusste durchaus, wie man die fast zwei Meter lange Peitsche mit den vier verknoteten Enden benutzte. Jean hatte eine Woche in der Hütte gelegen und sich kaum rühren können, nachdem Mr Gale ihn ausgepeitscht hatte. Er hatte versucht, wegzulaufen. Das war lange her, und es war die letzte Strafe dieser Art auf Toulouse gewesen. Aber Cleo wusste, die Peitsche hing noch auf Mr Gales Veranda.
    Aber diesmal würde nichts passieren, weil Josie den Mund gehalten hatte. Cleo hatte keine Ahnung, wie sie das hätte durchstehen sollen. Die Peitsche hinterließ Narben, die einen für alle Zeit als Sklaven brandmarkten.

8
    Johnston-Plantage
    Jeden Tag regnete es noch ein bisschen mehr. Der Wind und die schweren Wolkenbrüche rissen die Rosenknospen ab, und die Dahlien lagen mit ihren Blüten im Schlamm.
    Josie stand im Regen auf dem Schiffsanleger von Toulouse, während die Männer ihren Schrankkoffer aufs Schiff brachten. Der Wind zerrte an ihren Röcken, und Ellbogen-John kämpfte mit dem großen Schirm, den er über sie hielt. Sie starrte auf die Strudel in der Mitte des Flusses. Was auch immer hier über Bord fiel, es würde sofort hinuntergezogen, wie es Onkel Augustine passiert war, der doch nun weiß Gott hatte schwimmen können.
    »Hat man je so einen Regen gesehen? Man könnte meinen, die ganze Welt soll ersaufen«, sagte der Kapitän.
    Emile lachte. »Ich setze mein Vertrauen in die Bibel, Mr Hurley, und da steht, dass nie mehr eine Flut die Erde zerstören soll.«
    »Na, wer weiß, Mr Tassin. Jedenfalls heißt es, hinter Vicksburg wird das Wetter besser.«
    Emile küsste Josie auf die Stirn. »Ich wünsche dir eine gute Zeit, meine Liebe. Abigail scheint ein nettes Mädchen zu sein, und du musst doch auch mal jemanden außerhalb der Familie kennenlernen. Die Anglos werden bleiben, weißt du.«
    Josies Magen

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