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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Jungen als Deichwachen aufgestellt.
    Nach dem Kaffee folgte Josie Abigail durch das ausladende Treppenhaus hinauf in Abigails ganz in Rosa gehaltenes Zimmer. Sie plauderten über Kleider, über Mädchen, die sie beide kannten und die irgendwo am Fluss wohnten, und vor allem über die jungen Männer, denen Abigail in New Orleans vorgestellt worden war. Sie war schon neunzehn und war im letzten Winter auf sechs Bällen gewesen. Neben den älteren Männern, die sie vor allem wegen ihres Vaters zum Tanz aufgefordert hatten, zählte Abigail drei Männer als wahrscheinliche Verehrer auf, und sie beschrieb jeden von ihnen in allen Einzelheiten.
    Die drei Stunden bis zum Abendessen gingen fröhlich mit Umziehen und Frisieren dahin. Das war nötig, weil bei den Johnstons das Abendessen die Hauptmahlzeit und der Mittelpunkt des Familienlebens war. Abigail kannte die neuesten Frisuren, und sie zeigte ihrer Zofe, wie sie Josies Haar zu frisieren hatte, mit einer einzelnen dicken Locke über jedem Ohr. Der Rest des Haares wurde in einer lockigen Masse oben auf dem Kopf zusammengefasst. Josie kam sich sehr feingemacht vor, als sie in den Spiegel blickte. Sie ärgerte sich ein wenig, dass sie keine bunten Bänder mitgebracht hatte, aber die Trauerzeit für ihre Mutter hatte gerade erst begonnen, und sie schalt sich selbst für ihre kindischen Gedanken.
    Abigail sah wunderbar aus. Sie hatte sich angewöhnt, feines Bienenwachs zu schmelzen und auf ihrem Gesicht zu verteilen. »Meine Cousine Samantha aus Oxford hat mir gezeigt, wie es geht. Willst du es auch versuchen?«
    Josie warf einen misstrauischen Blick auf das warme, blassgelbe Wachs. »Danke, heute nicht.« Was würde passieren, wenn Abigail mit dem Wachs auf dem Gesicht lächelte? Würde es abplatzen? Oder in der Hitze schmelzen? Immerhin, man musste zugeben, dass die dünne Schicht Bienenwachs auf Abigails Gesicht ihre Haut perfekt wie Porzellan aussehen ließ. Um ihre Ohren lockte sich maisgelbes Haar, und das blaue Kleid ließ ihre blauen Augen erstrahlen. Und doch, dachte Josie, als sie wieder in den Spiegel blickte, ihr eigenes hellbraunes Haar war vollkommen in Ordnung. Sie hatte diesmal nicht so viele Sommersprossen wie in den vergangenen Sommern. Und grüne Augen waren ein klarer Vorteil, obwohl ihre eigentlich eher haselnussbraun waren.
    Die Damen gesellten sich zu den Herren Johnston im Salon. Der Sohn Albany war etwa einen Meter achtzig groß und vollkommen farblos. Zwar funkelten seine schwarzen Stiefel, aber das Revers seines Jacketts verschwamm regelrecht mit seinem Haar und seiner Haut. Als er ihre Hand nahm, sich verbeugte und irgendetwas von »ein Vergnügen« murmelte, bemerkte Josie, dass sein blassblondes Haar oben schon recht schütter wurde, obwohl er doch erst Mitte zwanzig war. Und doch hatte er eine gewisse … Ausstrahlung. Vermutlich war es einfach das Geld. Albany Johnston war von einer Aura von Wohlstand und feiner Lebensart umgeben.
    Während des Essens wandte sich Albany einige Male Josie zu, wobei er hauptsächlich über das ungewöhnlich regnerische Wetter sprach. Josie fand ihn langweilig, ein wenig steif und ein bisschen zu dick, wusste aber zu schätzen, dass er sich Mühe mit ihr gab. Er schien eher schüchtern als desinteressiert zu sein, und sie lächelte ihm zu, einfach um nett zu sein.
    Obwohl sie wusste, dass es ungerecht war, konnte sie nicht umhin, ihn mit Phanor DeBlieux zu vergleichen. Wie viel selbstbewusster Phanor doch mit seinem Strohhut und seinen nackten Füßen gewesen war, verglichen mit diesem Albany in seinem maßgeschneiderten Jackett und den Lederstiefeln. Phanor hatte feine Kleider nicht nötig. Er entstammte dem reichen, schwarzen Land und dem Sumpfland, und sein Charakter war fest und sicher. Sein ungebärdiger schwarzer Haarschopf und sein strahlendes Lächeln standen ihr deutlich vor Augen. Aber, so rief sie sich zur Ordnung, Phanor war ein armer Cajun ohne jede Lebensart. Für ein kreolisches Mädchen aus guter Familie war er leider alles andere als ein Heiratskandidat.
    »Miss Josephine«, brach Mr Johnston in ihre Träumereien ein, »ich glaube, dass unser morgiger Gast ein Verwandter von Ihnen ist. Bertrand Chamard?«
    Chamard. Der Mann, der mit Papa in ihr Schlafzimmer gekommen war, als der Blitz in den Baum eingeschlagen hatte. Josie wurde rot, als sie an die dunklen Augen dachte, die sie im Kerzenlicht so eingehend betrachtet hatten. Sie hatte oft an ihn gedacht, vor allem daran, wie er durch einen einzigen

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