Das Herz des Südens
Tagen eingefangen hatten.
Beim Anblick des Ortes, an dem er geboren war, musste er schwer schlucken. Seine Mutter lag hier auf dem Friedhof hinter den Unterkünften, der Duft des brennenden Hickoryholzes drang aus den Schornsteinen, und die neue Schmiede, die er mit seinen eigenen Händen hatte bauen helfen, leuchtete mit ihrem frischen Holz. Hier war er zu Hause, und hier wartete Cleo auf ihn. Und doch war Toulouse für ihn ein Ort der Gefangenschaft, und er kehrte in Ketten hierher zurück.
Zwei Monate und elf Tage lang war Remy ein freier Mann gewesen. Er war davongelaufen und hatte sich versteckt; ein müder Rothaariger, der langsamer war als er, hatte versucht, ihn zu erwischen; er war von Hunden gejagt worden, und er hatte gehungert, wenn er nicht irgendwo aus den Futtervorräten eines Farmers hatte einen Kürbis oder etwas Mais stehlen können. Und doch war er niemals zuvor so glücklich gewesen. Solange er die Luft der Freiheit geatmet hatte, hatte er gewusst, er war am Leben.
Als die Flüchtlinge dem Sklavenhändler in den hinteren Hof folgten, hörte Remy Cleos Stimme, noch bevor er sie sah. Sie schrie: »Madame!«, und dann kam sie die Treppe heruntergerannt und lief über den Hof auf ihn zu.
Er konnte ihr nicht einmal antworten, so schwach war er – und so sehr schämte er sich. Aber Cleo fand ihn sofort, zog ihn in ihre Arme, und als er schwankte, hielt sie ihn aufrecht. Die halb verheilte Wunde über seiner Augenbraue hatte sich entzündet, aber Cleo legte ihm die Hand auf das verschwollene Gesicht und flüsterte ihm zu: »Jetzt wird alles wieder gut.«
Ohne Vorwarnung klatschte die Peitsche des Weißen auf Cleos Rücken, schnitt durch ihre Bluse und ließ ihre Haut aufplatzen. »Weg da, Mädchen«, sagte der Mann auf der schwarzen Stute. Seine Stimme ließ nicht einmal Bosheit hören, es war nur die selbstverständliche Annahme, dass eine schwarze Sklavin gehorchen musste.
Doch Remy, verletzt wie er war, die Hände auf dem Rücken gefesselt, die Fußgelenke zusammengebunden und am Hals durch einen schweren Eisenkragen mit einem anderen Mann verbunden, drehte sich um und starrte den Sklavenhändler trotzig an.
»He, Junge, was glotzt du so?« Der Mann hob die Hand, um Remy mit seiner Peitsche zu schlagen, aber Cleo warf sich gegen die Flanke seines Pferdes. Die Stiefelspitze des Mannes steckte im Steigbügel, sodass er ihre Rippen nicht treffen konnte, aber jetzt begann er, mit dem Griff seiner Peitsche auf sie einzuprügeln. Das Pferd trat einen Schritt zurück, und Cleo blieb dicht bei ihm, sodass sie die Schläge des Sklavenhändlers auffing.
Jetzt sprang auch Remy gegen die Flanke des Pferdes, seinen Körper als seine einzige Waffe einsetzend. Der Sklave, der an ihn gefesselt war, fiel auf die Knie, und der Mann hinter ihm stolperte.
Die anderen Sklaventreiber lenkten ihre Pferde in die Menge der gefesselten Männer und Frauen, setzten Stöcke und Peitschen ein, fluchten und schrien.
Remy zog Cleo von der Mähne des Pferdes weg und versuchte, sie mit seinem Körper zu schützen.
Jetzt kam LeBrec aus dem Aufseherhaus gerannt, die Pistole in der Hand, aber Madame Emmeline hielt ihn auf und nahm ihm die Pistole weg. Jetzt war sie keine gebeugte alte Frau mehr – sie stand aufrecht da und feuerte in die Luft.
Bei dem Geräusch des Schusses fuhren alle zusammen, ein Pferd ging hoch und wieherte, dann war der kurze Aufruhr auch schon vorbei. Remy stand nach vorn gebeugt da, wie gelähmt von den Schlägen, die der Sklaventreiber ihm verpasst hatte. Cleo rappelte sich hoch und half ihm, aufrecht zu stehen.
Die Leute von der Plantage, die gerade in der Nähe waren, liefen zusammen, als sie den Schuss hörten. Louella rannte über den Hof, und ihr ausladender Busen wogte, als sie schrie: »Was ist hier los? Auf wen wird geschossen?«
Madame Emmeline drückte LeBrec die Waffe wieder in die Hand. »Niemand wurde erschossen. Bringt Wasser für diese Leute.« Dann wandte sie sich an den Sklavenhändler auf dem schwarzen Pferd.
»Wie ich sehe, haben Sie meinen Jungen gefunden, Mr Hayes«, stellte sie fest.
»Ja, Madame, ich denke, das ist er.«
»Dann können Sie ihn jetzt loslassen. Monsieur LeBrec, bringen Sie ihn aus dem Gedränge, ich denke, im Augenblick wäre die Scheune vielleicht der richtige Platz.« Sie wandte sich wieder an den Führer der Patrouille. »Sie können hier warten, ich hole das Geld.«
Wie auf Kommando setzten sich alle gefesselten Sklaven auf den Boden. Sie hockten in
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