Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Gedanken immer wieder zu der Frau an seiner Seite zurück.
Als junger Mann in Elden hatte er sich zu den Frauen der königlichen Leibwache hingezogen gefühlt und zu den selbstbewussten Töchtern der Wachen, die selbst mit Waffen umgehen konnten, so wie Twilla. Und in der Welt der Wolfyn hatte er die meiste Zeit mit Keely und Candida verbracht – beide Alpha-Wölfinnen und starke Anführerinnen. Nicht die Art Frau, die weinte oder sich ihre Ängste eingestand. Reda dagegen trug ihre Gefühle offen zur Schau, ohne sich zu verstellen.
Doch seltsamerweise hatte er nicht vor ihr zurückweichen wollen, als sie geweint hatte, und war auch nicht ungeduldig geworden. Zum einen lag es wohl daran, dass er verstand, wie es war, aus der eigenen Welt gerissen zu werden, sich verloren zu fühlen. Und er kannte auch das Gefühl, einen geliebten Menschen im Stich gelassen zu haben. Aber zum anderen … das war nicht so klar in Worte zu fassen. Er hatte sie halten wollen, sie trösten, sie beschützen, sie küssen. Und jetzt, da er wusste, wie sie schmeckte, und da er wusste, wie sexy ihr Seufzen klang, wenn sie sich küssten, wollte er all das und noch mehr.
Bei dem Gedanken daran wurde ihm warm, und sein Zahnfleisch fing an zu jucken, wo seine Fangzähne hervorspringen wollten.
Dieses Mal war die Reaktion noch beunruhigender. Seine Kräfte als Bluttrinker stellten sich auf sie ein, und das würde ihn fester an sie binden, als er es sich erlauben konnte. Oder waren Bluttrinken und sexuelle Erregung bei ihm einfach untrennbar miteinander verbunden? Vielleicht war es wirklich so einfach.
Er zwang seine Fangzähne zurück in seinen Gaumen und unterdrückte die in ihm auflodernde Magie. Und er nahm sich vor, auf der Hut zu sein.
Nachdem sie fast eine Stunde gewandert waren, bogen sie auf den letzten schmalen Pfad ein, der zu Candidas Höhle führte. Die Weise Wolfyn bevorzugte ein einsames Leben, nahe genug beim Rudel, um Streitereien zu schlichten und mit ihren Fähigkeiten in Heilung und Wahrsagerei zur Seite zu stehen, doch auch weit genug weg, um Überraschungsbesuche zu vermeiden.
„Ich hoffe, sie läuft nicht mit dem Rudel“, sagte Dayn, als sie den letzten Bergrücken erklommen, hinter dem direkt der Eingang zu Candidas Höhle lag. „Sie nimmt nicht jede Mondzeit an dem Ritual teil, aber ab und zu schon.“ Er spürte genau, wie nervös Reda war – und es war verständlich, schließlich war sie mit der „Rutakoppchen“-Version der Wolfyn aufgezogen worden. „Candida ist eine Erfinderin, eine der besten, wenn es darum geht, menschliche Technologie mit Magiezellen zum Laufen zu bringen, damit man sie in dieser Welt benutzen kann. Tatsächlich …“
Er verstummte, und ihm wurde eiskalt, als er den Rauch roch, schwer und vermischt mit dem Gestank nach verbrannten Haaren und verkohltem Fleisch. Noch schlimmer war das Kribbeln von abgestandener schaler Magie.
„Nein!“, brüllte er. „Candida!“
Er stolperte den letzten Abhang hinunter, Reda dicht auf seinen Fersen.
Im Eingangsbereich der Höhle herrschte völlige Unordnung, und dunkle Rauchfahnen quollen aus der dunklen Öffnung. Sein Herz hämmerte einen schmerzhaften Rhythmus, als er sich hineinduckte und den Lichtschalter betätigte. Die Lampen, die in der ganzen Höhle verteilt waren, sprangen an und beleuchteten vollkommenes Chaos.
Und einen Mord. Denn inmitten der verstreuten Überreste von Vorräten und Haushaltsgeräten lag ein Berg aus graublondem Fell. „Candida“, sagte Dayn heiser, trat zu ihr und ging neben ihr auf die Knie. „Bei allen Göttern. Was hat sie dir angetan?“
Die Augen der Weisen Wolfyn waren blass und milchig, ihre Kehle war aufgerissen, ihr Körper schwer verbrannt. An vielen Stellen war ihr Fell ausgerissen und das rote Fleisch, überzogen mit verkohlten Streifen, sichtbar. Ein langes Stück Metall ragte aus dem verglimmenden Feuer. Damit also war sie gefoltert worden. Und Folter war es eindeutig gewesen. Die Hexe Moragh hatte ihr Schmerzen zugefügt, sie verbrannt, war ohne Zweifel auch in ihre Gedanken eingedrungen … und das Ganze wahrscheinlich, während er und Reda sich in der kleinen Höhle versteckt gehalten und darauf gewartet hatten, dass die Wolfyn den Steinkreis verließen.
Wieder war er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Wenn er eher darauf gekommen wäre, dass der Ettin nicht aus Versehen durch den Vortex gestolpert war, wenn er auf die magischen Schwingungen in der Luft geachtet hätte …
„Es tut
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