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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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auch auf gewisse Körperfunktionen.“
    „Was habt ihr hier bloß immer mit den K.-o.-Tropfen?“, fragte sie und wurde rot, weil ihre spontane Reaktion auf diese Information nicht so abweisend ausgefallen war, wie es hätte sein sollen.
    „Was sind denn K.-o.-Tropfen?“
    „Das hier anscheinend.“ Aber sie steckte den Umschlag trotzdem ein. Plötzlich war sie sehr müde, als hätte ihr Körper nur darauf gewartet, dass sie die Erschöpfung endlich bemerkte. Sie wusste nicht, wie lange sie im Vortex gewesen war, wusste nicht, wie viel Zeit seit dem Aufwachen verstrichen war, aber sie könnte eine Pause gebrauchen.
    Das stand allerdings nicht auf dem Plan. Wenn das Rudelnach ihnen suchte, mussten sie sofort aufbrechen.
    „Oh, und das noch.“ Er reichte ihr eine Rolle aus festem Laminat, die sie an die laminierten Speisekarten erinnerte, die in der Imbissbude bei ihr zu Hause auf den Tischen lagen. „Für alle Fälle.“
    Sie rollte die Matte auf und erblickte eine Landkarte. Auf ihr waren Namen und Orte verzeichnet, die Reda vollkommen unbekannt waren, und der Bogen von Meriden war mit Tinte markiert. Daneben standen einige Notizen darüber, wo es sichere Pfade gab und welche man besser vermied. „Im Grunde hältst du dich einfach nach Westen, an der Brücke überquerst du die Schlucht, und dann wendest du dich nach Nordwesten. Von dort aus ist es noch ein strammer Tagesmarsch. Alle Orientierungspunkte sind hier eingetragen“, erklärte er ihr.
    Ein Klumpen bildete sich in ihrer Kehle, aber sie nickte nur. „Danke.“
    Auch wenn sie gar nicht erst daran denken wollte, die Reise allein durchzustehen, beschäftigte sie der Gedanke, während sie von der Höhle der Weisen Wolfyn zurück zum Hain gingen. Sie dachte immer wieder an den pelzigen grauen Leichnam und die tot starrenden weißen Augen. In ihrem Kopf schien eine Stimme zu flüstern: Das könntest bald du sein.
    Mehr noch, als sie von der Hauptstraße auf einen schmalen Pfad abbogen, auf dem sie nur hintereinandergehen konnten, sodass sie seine schlaksige, anscheinend unermüdliche Gestalt stets vor Augen hatte, fingen ihre Nerven an zu flattern, und ihr Magen verkrampfte sich, bis sie sich am liebsten zusammengerollt und versteckt hätte.
    Atme, sagte sie sich und verfluchte ihre Instinkte dafür,dass sie überreagierten und Adrenalin in ihre Adern pumpten, bis sie zu überreizt war, um zu kämpfen oder zu fliehen oder überhaupt irgendetwas zu tun.
    Der Mond wirkte zu groß, seine Kraterschatten zu ungleichmäßig, die Baumstämme auf beiden Seiten des Pfades waren zu glatt und ihre Zweige zu gerade. Die Nacht schien sie in sich einzuhüllen und ersticken zu wollen.
    Atme, verdammt. Sie konzentrierte sich auf die Bäume und die Dunkelheit, auf den Bogen auf ihrem Rücken und die Pfeile, die sie gut erreichbar an ihrem Rucksack befestigt hatte. Es ist alles in Ordnung. Das ist nur in deinem Kopf. Du …
    Plötzlich raschelte das Unterholz auf beiden Seiten, und riesige Gestalten kamen daraus hervor, pelzig und mit langen Fangzähnen. Sie knurrten. Wolfyn!
    „Lauf!“, rief Dayn. „Los!“
    Reda keuchte entsetzt auf und wirbelte herum, um zu fliehen, aber ein Wolfyn schnitt ihnen bereits den Weg ab, dann ein zweiter und noch einer. Innerhalb von Sekunden waren sie und Dayn von mehr als vierzig der Kreaturen umzingelt. Alle hatten die Köpfe bedrohlich gesenkt und den goldenen Pelz auf ihrem Rücken aufgerichtet.
    Sie wich zurück, überwältigt von der furchterregenden Schönheit der Kreaturen. Candidas regloser Körper hatte sie nicht auf die schiere Ausstrahlung der Gestaltwandler vorbereitet. Die Schultern der Wolfyn reichten ihr bis über die Taille, und ihre Körper waren schmal und sehnig, eher wie riesige Löwen als wie Wölfe. Ihr Fell hatte einen Fleck auf dem Rücken, der selbst im Mondlicht rötlich glänzte. Ihre schmalen, dreieckigen Köpfe ließen sie an weite freie Flächen denken, und ihre Augen funkelten wie Bernstein.
    Ein riesiges Männchen trat vor, um sie zu betrachten. Er war der Größte von allen, hatte die hellsten Zeichnungen und das dichteste Fell. Seine Stirn war breit, seine Augen weise. Er schien in sie hineinzusehen und zu flüstern: Komm zu mir. Ich kann dich beschützen, dich schätzen, dich bewundern.
    Hitze stieg in ihr auf, als sie ihn wie gebannt anstarrte.
    Komm zu mir.
    Sie trat einen Schritt auf die wunderschöne Kreatur zu. Streckte die Hand aus, um ihr dichtes luxuriöses Fell zu berühren.
    Und plötzlich war

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