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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sprechen konnten, nicht mal mit Feuchtländern, die enge Freunde waren. Jede noch so geringe Information konnte bei der Flucht helfen.
    Also hatten sie ihren Gefangenen wegen der Kälte etwas angezogen? Nun, wären Rolan und die anderen nicht gewesen, hätte keiner in der Gefahr geschwebt zu erfrieren. Doch vielleicht schuldete sie ihm ja einen kleinen Gefallen. Einen sehr kleinen, alles in allem betrachtet. Vielleicht würde sie ihm nur die Ohren abschneiden. Falls sie jemals dazu die Gelegenheit erhielt, umgeben von Tausenden von Shaido. Tausende? Die Shaido zählten Hunderttausende und Zehntausende davon waren Algai'd'siswai. Wütend auf sich selbst kämpfte sie gegen ihre Verzweiflung an. Sie würde fliehen; sie alle würden fliehen, und sie würde die Ohren dieses Mannes mitnehmen!
    »Ich sorge dafür, dass Rolan so dafür entschädigt wird, wie er es verdient«, murmelte sie, als der Gai'schain den Becher wegnahm, um nachzufüllen. Er schenkte ihr einen misstrauischen Blick, und sie beeilte sich zu sagen: »Wie Ihr gesagt habt, ich bin eine Feuchtländerin. Das sind die meisten von uns. Wir folgen Ji'e'toh nicht. Euren Bräuchen zufolge dürfte man uns gar nicht zu Gai'schain machen, ist das nicht so?« Der Narbige verzog keine Miene, er blinzelte nicht mal. Ein flüchtiger Gedanke sagte ihr, dass es zu früh war, dass sie das Parkett noch nicht kannte, auf dem sie sich bewegte, aber ihre durch die Kälte trägen Gedanken konnten ihre Zunge nicht aufhalten. »Was ist, wenn die Shaido auch noch mit anderen Bräuchen brechen? Sie könnten sich entscheiden, Euch nicht gehen zu lassen, wenn die Zeit vorbei ist.«
    »Die Shaido brechen mit vielen Bräuchen«, erwiderte er gelassen, »aber ich nicht. Ich muss das Weiß noch über ein halbes Jahr tragen. Bis dahin werde ich so dienen, wie es der Brauch verlangt. Wenn du so viel sprechen kannst, hast du vielleicht genug Tee getrunken?«
    Faile riss ihm unbeholfen den Becher aus der Hand. Er hob die Brauen, und sie richtete die Decke so schnell sie konnte mit einer Hand, während sich ihre Wangen röteten. Er wusste, dass er eine Frau ansah. Licht, sie stolperte umher wie ein Ochse! Sie musste nachdenken, sich konzentrieren. Ihr Verstand war die einzige Waffe, die sie hatte. Und im Augenblick hätte ihr Gehirn genauso gut aus gefrorenem Käse bestehen können. Sie trank den heißen, süßen Tee und grübelte darüber nach, wie man aus der Tatsache, von Tausenden von Shaido umzingelt zu sein, einen Vorteil machen konnte. Aber ihr fiel nichts ein. Gar nichts.

KAPITEL 4
    Angebote
    Was haben wir denn hier?«, sagte die harte Stimme einer Frau. Faile blickte auf und starrte sie an, den heißen Tee für den Augenblick vergessend.
    Zwei Aiel mit einer sehr viel kleineren Gai'schain in der Mitte traten aus dem Schneegestöber hervor; sie sanken zwar bis zu den Waden in dem weißen Teppich ein, der den Boden bedeckte, brachten aber trotzdem energische, weitausholende Schritte zustande. Das heißt, zumindest die beiden größeren Frauen; die Gai'schain stolperte mühsam voran in dem Bemühen, mit ihnen Schritt zu halten, und eine ihrer größeren Begleiterinnen hatte eine Hand auf ihrer Schulter, um dafür zu sorgen, dass sie es auch schaffte. Alle drei waren einen genaueren Blick wert. Die Frau in Weiß hielt den Kopf demütig so tief gesenkt, wie es möglich war, und ihre Hände steckten in den breiten Ärmeln, wie es sich für eine Gai'schain gehörte, aber ihr Gewand hatte den unerhörten Schimmer von schwerer Seide. Gai'schain war jeder Schmuck verboten, doch um ihre Taille schmiegte sich ein breiter, aufwendig gearbeiteter Gürtel aus Gold und Feuertropfen, und die Falten der hochgeschlagenen Kapuze gaben einen kurzen Blick auf die dazu passende Kette frei, die fast ihren ganzen Hals bedeckte. Außer Königen konnten sich nur wenige derartigen Schmuck leisten.
    Aber so seltsam dieser Anblick auch war, Faile konzentrierte sich auf die beiden anderen. Etwas sagte ihr, dass es sich bei ihnen um Weise Frauen handelte. Sie strahlten zu viel Autorität aus, um etwas anderes zu sein; es waren Frauen, die gewohnt waren, Befehle zu erteilen, die unverzüglich befolgt wurden. Aber davon abgesehen erregte schon ihre bloße Anwesenheit Aufmerksamkeit. Die Frau, die die Gai'schain vorwärts stieß und einen dunkelgrauen Schal um den Kopf gewickelt hatte, war ein strenges, blauäugiges Adlerweibchen; sie wies eine beeindruckende Größe auf, war fast so groß wie die meisten

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