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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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laben. »Ja.«
    Ich hatte einen Traum von unvergleichlicher Seltenheit und Herrlichkeit.
    Dann wachte ich auf und stellte fest, dass er wahr geworden war.

6
Opfer
    Gideon blickte die Frau in seinen Armen unverwandt an. Sie war so wundervoll, dass es ihm den Atem raubte. Er hatte ihre Schönheit für subtil und klug gehalten, doch in diesem Augenblick glühte sie so vor Farbe und Lust, dass er sie nur voller leidenschaftlicher Bewunderung anstarren konnte.
    Im Feuerschein schimmerte ihre sahnekakaobraune Haut golden, und in ihren lebhaften Augen leuchtete es blau und grün. Diese herrlichen Korkenzieherlocken mit den goldenen Spitzen fielen überreichlich auf seine Hände, und ihr hellgelbes Nachthemd strich wie Seide über seine überhitzte Haut. Ihre Brüste waren voll und üppig, und unter dem Stoff zeichneten sich die dunklen Vorhöfe ihrer aufgerichteten Brustwarzen ab.
    Er stellte sich vor, sie älter werden zu sehen, sah ein paar Strähnchen Raureif auf diesen Locken, sah, wie sich um ihre Augen und an den Winkeln ihres zarten, sensiblen Mundes Lachfältchen bildeten. Diese Bilder in seiner Vorstellung übten eine tief greifende Anziehungskraft auf ihn aus. Für ihn konnte sie nur noch liebreizender werden, je besser er sie kennenlernte und je mehr die Vertrautheit zwischen ihnen mit den Jahren wuchs.
    Er beugte den Kopf, um die goldene Haut an ihrem schlanken, gebogenen Hals mit seinen Lippen zu verwöhnen. Er spürte das lustvolle Seufzen, das sie durchfuhr, spürte die aufreizende Bewegung, mit der sich ihr Körper an seinen schmiegte, und, o heilige Götter, er selbst, dieser riesige, schwerfällige Grobian, war dafür verantwortlich. Das Staunen darüber schnürte ihm die Kehle zu.
    Er wusste zu viel über das Töten und kaum etwas über das Leben in Frieden. Zur Hölle, er wusste ja kaum, wie man sich längere Zeit in einem geschlossenen Raum aufhielt. Sie war zu gut für ihn, zu kultiviert. Sie deckte ihren Tisch mit Stoffservietten und las Gedichtbände, sie unterrichtete kleine Kinder. Die Quilts, die sie nähte, waren Kunstwerke, an denen sich die Seele laben konnte.
    Er setzte Kugeln in Ladestreifen, um seine Pistolen zu laden, er las Akten über ungelöste Verbrechen und Abhandlungen über den Krieg. Er brachte Rekruten bei, zu warten, Befehle zu befolgen und zu töten, und er spielte Schach, weil es ein geistiger Wettstreit war, der seinen Verstand schärfte.
    Er lehnte die Stirn an ihre Brust und vergrub die Hände im Stoff ihres Nachthemds.
    Er sehnte sich nach dem Gefühl, nach Hause zu kommen, wusste aber nicht, wie das ging. Er hatte ja nicht einmal gewusst, wo sein Zuhause war, bis er zum ersten Mal in ihr Gesicht geblickt hatte. Und er sehnte sich danach, willkommen zu sein, wusste aber nicht, ob er es auch verdiente.
    Mit einem Ausdruck überraschten Entsetzens auf ihrem Gesicht war sie aus ihrem Schlafzimmer und vor ihrem Albtraum geflohen. Er kannte den Albtraum, der sie geplagt hatte, er war ein guter Bekannter von ihm. Die Einzelheiten mochten variieren, ebenso wie die Gesichter der Opfer, die Geschichte aber blieb die gleiche. Es war die Erzählung von einem Feuer, das so dunkel war, dass es die Seele schwärzte und verbrannte.
    Für manche Leute war er dieser Albtraum.
    Sie strich ihm übers Haar. »Gideon?«
    Jesus, und jetzt war er für diese Unsicherheit in ihrer Stimme verantwortlich, obwohl sie in genau diesem Augenblick eigentlich voll und ganz von dem Wissen erfüllt sein sollte, wie wunderbar und begehrenswert er sie fand. Er suchte nach Worten, wollte ihr erklären, dass nichts an ihr jemals falsch sein könnte. Es ging nur darum, was an ihm falsch war.
    Er flüsterte: »Ich möchte ein guter Mann sein.«
    Ihre Hände verharrten in der Bewegung. Dann schob sie sie unter sein Kinn, um seinen Kopf anzuheben. Besorgnis lag in ihren schönen Augen, als sie prüfend sein Gesicht betrachtete. »Wie kommst du auf den Gedanken, du wärst kein guter Mann?«, fragte sie mit sanfter Stimme.
    »Ich habe fast hundert Jahre in der Armee verbracht«, sagte er mit erstickter Stimme. »Ich habe Dinge gesehen und getan, die du dir nicht vorstellen kannst. Und du sollst sie dir nicht einmal vorstellen können. Du verdienst jemand viel Besseren als mich, jemand Kultivierteren, der dein Leben zu leben weiß.«
    »Woher willst du wissen, dass du nicht dieser Mann bist?«, fragte sie. Sie hob den Kopf, um ihn zu küssen, zärtlich strichen ihre sanft geschwungenen Lippen über seine. »Das Herz

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