Das Herz des Wolfes (German Edition)
schreckte Alice aus einem Albtraum auf, während dicht vor ihrem Fenster der bösartig peitschende Wind tobte.
Sie hatte die Decken von sich getreten und sich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt. Mühsam lockerte sie ihre Muskeln. Dann drehte sie sich herum, um auf den Boden neben dem Bett zu sehen. Kein Wolf. Natürlich war er nicht hier. Er lag bestimmt am Feuer, wie er es gesagt hatte.
Die verschwommenen Ziffern auf ihrer Nachttischuhr zeigten 03:23 Uhr an. Das Zimmer war kalt und leer und schien kaum echten Schutz vor dem Sturm zu bieten. Es war ein Albtraum voller dunkler, feuchter Messer gewesen, und sie vermisste Gideon. Sie vermisste ihn einfach.
Sie ließ sich keine Zeit, gegen den Impuls anzukämpfen, sondern setzte sich die Brille auf die Nase, schnappte sich ihre Bettdecke und stieg aus dem Bett, um ins Wohnzimmer zu gehen.
Dort fand sie alles, was ihr Herz begehrte. Die Wärme und das Licht des Feuers fielen flackernd über das Fell des riesigen Wolfs, der ausgestreckt auf der Seite lag. Seine Kleidung stapelte sich ordentlich gefaltet neben ihm, obenauf die Pistole in ihrem Holster. Seine halb geschlossenen Augen bewegten sich, doch er hielt still, als sie sich hinter ihn legte. Sie nahm ihre Brille ab, wickelte sich in die Decke und schmiegte sich zitternd an den breiten, warmen Rücken des Wolfs.
Leise brummte Gideons mentale Stimme: Schlecht geträumt?
»Ja«, flüsterte sie und rieb das Gesicht an seinem Fell.
Die kräftigen Muskeln in seinem Nacken spannten sich. Ist es okay, wenn ich mich verwandle?
Sie nickte. »Ich weiß nicht, wann ich zuletzt einen Albtraum hatte«, sagte sie. »Normalerweise bin ich nicht so hilfsbedürftig …«
Schhhh, meine Süße.
Der Wolf drehte sich auf den Bauch. Als er sich verwandelte, überlief ihn ein Schimmer. Alles, was sie noch hatte sagen wollen, verflüchtigte sich aus ihrem Kopf, als Gideons großer, nackter Menschenkörper neben ihr lag. Goldenes Licht tanzte über die breiten Muskeln seines langen Rückens und fiel in die elegant geschwungene Mulde seines Kreuzes, auf seinen Po und die kräftigen Oberschenkel. Sein ganzer Körper war schlank und muskulös. In sanften Wellen zog sich seine glatte, gebräunte Haut über die Erhebungen seiner Muskeln und die fließenden Bewegungen seiner Glieder, während er sich auf die Ellbogen stützte und sie ansah.
Der Ausdruck auf seinem harten, hageren Gesicht war ernst und besorgt. Sie spürte einen Kloß im Hals, als er sich zu ihr umdrehte und sie an sich zog. »Ich bin froh, dass du nicht hilfsbedürftig bist«, murmelte er. Seine Stimme rumpelte an ihrer Wange. »Aber ich will für dich da sein. Ohne Entschuldigungen, ohne Ausflüchte. Lass mich einfach für dich da sein.«
»Das ist so unheimlich«, hauchte sie. »Gestern beim Mittagessen wusste ich noch nicht einmal, dass es dich gibt.«
Sanft stützte er ihren Kopf mit seiner Hand und beugte sich über sie. Seine hellen Augen funkelten wie Aquamarin. »Gestern gibt es nicht mehr. Wer wir heute füreinander sind, und wer wir morgen sein werden, das ist alles, was zählt.«
Mit den Fingerspitzen las sie die Falten und Male in seinem schroffen Gesicht und strich seinen langen, kräftigen Hals hinab. Etwas Schweres, Hartes richtete sich an ihrem Schenkel auf, es war ein unbekanntes, neues Gefühl, und zugleich so vertraut und notwendig.
Sie blickte ihn mit blanker Bestürzung an. »Ich begreife nicht, wie das alles passiert ist«, sagte sie mit bebenden Lippen. »Ich meine, wir haben uns noch nicht einmal geküsst. Also, eigentlich schon, aber nicht richtig.«
Ein leises Zittern lief über seine große Hand, mit der er ihren Kopf hielt, und sein Gesicht wurde von rohem, sinnlichem Verlangen überflutet. Er schloss die Augen und knurrte: »Die letzten Tage waren die Hölle für dich. Ich versuche so gottverdammt vorsichtig zu sein und dir zu geben, was du brauchst …«
Staunend berührte sie seinen Mund. Sie dachte: Ich habe geträumt, ein Wolf wäre an mein Bett gekommen, um über meinen Schlaf zu wachen. In seinen stillen Augen lag eine monumentale Geschichte, sie erzählte von der Überquerung von Bergen, von einer umkämpften Welt und unzähligen Jahren im Dienst und in Einsamkeit. Und es lag ein Versprechen in den Augen dieses Wolfs, das Versprechen einer alten Kriegerseele, die wusste, was es bedeutete, tief zu schürfen und immer zu dem zu stehen, was man einmal für sich beansprucht hatte, ganz gleich, was auch geschah.
Sie hörte sich
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