Das Herz des Wolfes (German Edition)
hat seine Gründe, weißt du noch?«
Ein Zittern überlief ihn. »Das kannst du nicht verstehen.«
»Du hast recht, das kann ich nicht«, sagte sie.
Alice streichelte sein Gesicht und strich mit einer Hand über seinen breiten Rücken, um ihn zu beruhigen. Es war der gleiche Schmerz, der ihn vorhin am Esstisch gepackt hatte. Es tat weh, ihn leiden zu sehen, besonders da sie nicht sicher war, ob ihm das Ausmaß seines Schmerzes überhaupt bewusst war. »Ich kann es unmöglich verstehen.«
»Es war meine freie Wahl«, sagte er. »In der Armee hatte ich Erfolg. Ich war gut darin.«
Das war er gewiss. Sie sah es ihm an. Stark, verantwortungsvoll, beständig, verlässlich wie die Erde selbst. Er musste stets der Erste in der Schlacht gewesen sein und der Letzte, der sich zurückzog. Und diese Notwendigkeit musste für ihn so selbstverständlich gewesen sein, dass er darin nie ein Opfer gesehen hatte. Wahrer Edelmut erkannte sich niemals selbst.
Gestern mochte sie ihn als ihren Gefährten erkannt haben, aber jetzt, in diesem Augenblick, verliebte sie sich in ihn.
Sie sagte: »Ich bin eine gläubige Person, Gideon. Auch wenn mein Glaube gestern erschüttert wurde, jetzt steht er wieder auf festem Boden. Ich glaube nicht, dass wir Gefährten geworden wären, wenn wir nicht auch die Richtigen füreinander wären. Das Schicksal oder die Götter oder wer auch immer die Wyr so erschaffen hat, wie sie nun einmal sind, wäre nicht so grausam gewesen.«
»Ich habe diesen Glauben nicht. Nicht nach all den Gräueltaten und der Hässlichkeit, die ich gesehen habe. Schlechtigkeit und Ungerechtigkeiten existieren; Albträume sind Wirklichkeit. Und all das lassen die Götter zu.« Er sah ihr in die Augen. »Aber eines weiß ich – du bist das reinste, unverdorbenste Geschenk, das ich je bekommen habe, und ich werde alles tun, um dich zu beschützen und deiner würdig zu sein.« Er schloss die Augen und drehte das Gesicht in ihre Handfläche.
Sie biss sich auf die Unterlippe. Fast konnte sie die Barriere sehen, die ihn umgab. Er wollte mit ihr zusammen sein, brauchte ihre Nähe, aber irgendwie war er trotzdem verschlossen, und sie erkannte, dass sie noch nicht zu ihm durchgedrungen war. Nicht ganz. Noch nicht.
Vielleicht brauchte es einfach seine Zeit, bis er wirklich begriff, dass das, was mit ihnen geschah, real war. Aber vielleicht …
»Du darfst nicht vergessen, dass ich bei unserer ersten Begegnung einen sehr schlechten Tag hatte«, sagte sie. »Denn die meiste Zeit bin ich ehrlich gesagt auch ein ziemliches Aas.«
Überrascht sah er zu ihr auf, zwei Aquamarine, erstarrt im Feuerschein. Sie stupste ihn mit dem Finger auf die Nase und schob ihm ihre Hüften entgegen.
Langsam hoben sich seine Mundwinkel. Er legte sich auf sie, und sie öffnete die Beine und beugte die Knie, um ihn mit ihrem ganzen Körper zu umfangen. Es war ein so herrliches Gefühl, wie er ihren Schenkel packte und sie zu Boden drückte, dass sie mit einem Mal ganz feucht und bereit für ihn wurde. Sein schweres, hartes Glied lag zwischen ihren Beinen. Er drängte sich gegen diesen Punkt, an dem sie so empfindlich war, dass sie das Pulsieren seiner Erektion spüren konnte, und sie wusste, in diesem Moment war die unsichtbare Barriere verschwunden, und er war ganz hier bei ihr, mit Leib und Seele.
»Möchtest du diese Äußerung vielleicht näher erläutern?«
Sie hatten noch so viel voneinander zu lernen. Wahrscheinlich würde die Barriere zurückkehren. Es konnte lange dauern, bis sie ganz verschwunden war. Aber fürs Erste öffnete sie den Mund und fuhr mit der Zunge über seine Lippen. »Nö«, sagte sie und schenkte ihm ein kleines Grinsen. »Ich glaube, das wirst du schon bald genug selbst herausfinden.«
Die Krähenfüße in seinen Augenwinkeln vertieften sich. Er senkte den Kopf und ließ seine Lippen sanft über ihren Hals gleiten, während er flüsterte: »Ich kann es kaum erwarten.«
Sein warmer, feuchter Atem auf ihrer empfindlichen Haut war eine ganz besondere Zärtlichkeit. Es hatte den gleichen Effekt, als würde man ein Streichholz an Zunder halten. Hitze überflutete Alice, sie fühlte sich wie von einer Feuerwand überrollt. Ihr Verlangen nach ihm war so rasend, dass sie erzitterte. Bei allen Göttern, es war stärker als alles, was sie bisher empfunden hatte. Dieses Gefühl war so enorm, dass es sie ganz zu verschlingen drohte.
Sie hatte Liebhaber gehabt. Nur ein paar, aber genug, dass sie zu wissen glaubte, was auf sie zukam.
Weitere Kostenlose Bücher