Das Herz des Wolfes (German Edition)
werden noch mal darüber sprechen müssen, wie gesprächig du nach dem Sex wirst.«
Sie lagen so nah beieinander, dass sie die Anspannung seiner Bauchmuskeln spüren konnte, als er laut auflachte. Der heisere, tiefe Klang war so hinreißend wie alles andere an ihm. Er hob den Kopf gerade so weit von ihren Haaren, dass sie sich zu ihm drehen und ihr Gesicht an ihn schmiegen konnte, und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. Sie liebte es, wie zärtlich er mit ihr umging. Sie liebte alles an ihm. Gewiss würden sie sich streiten und die weniger liebenswerten Seiten des anderen kennenlernen, und die Vorstellung, dass er bei ihr einzog, war, wenn sie ehrlich sein sollte, ziemlich beängstigend. Aber es gab schlicht und einfach keine Alternative. Die gab es seit dem Augenblick nicht mehr, in dem sie beide sich eingestanden hatten, welche Veränderung ihre Paarung bewirkt hatte. Also konnte sie jetzt auch einfach weitermachen, die Veränderungen akzeptieren und den Trip genießen. Es würde wundervoll sein, morgens in ihrem Bett neben ihm aufzuwachen und ihn abends beim Einschlafen noch in sich zu spüren.
Etwas summte.
Was war das? In ihrem Wohnzimmer gab es nichts, das summen konnte. Als es erneut summte, hievte sich Gideon von ihr hoch. Seine Lider waren noch immer schwer, doch sein Blick war scharf und wachsam geworden. Er drehte sich um und griff nach seinem Handy.
Er nahm ab. »Ja.«
Alice sah, wie sein Gesicht kalt und starr wurde, während er der tiefen, brummigen Stimme am anderen Ende lauschte. Vor Angst zog sich alles in ihr zusammen, die schläfrige, staunende Freude war mit einem Schlag verschwunden.
»Was kann ich tun?«, fragte Gideon. »Ich könnte Alice in die Zentrale bringen. Dort wäre sie in Sicherheit, und ich könnte bei der Suche helfen.«
Sie lauschte konzentriert auf die Stimme am anderen Ende. Ein Mann sagte: »Dazu besteht kein Grund, Sohn. Ich habe jede Menge Leute draußen auf der Jagd. Wollte dich nur auf dem Laufenden halten. Wenn er sie hat, braucht er jetzt nur noch einen einzigen.«
»Was ist mit dem Personenschutz für die anderen?«, fragte Gideon.
Die Stimme erwiderte: »Gleich nach unserem letzten Gespräch habe ich die erste Schicht losgeschickt. Sie sollten sich unauffällig verhalten, damit sie die Leute nicht noch mehr verschrecken. Wir arbeiten so schnell wir können.«
Ihr wurde übel. Oh nein. Nein .
Ohne seine Körperwärme war ihr kalt geworden, und ohne ihre Brille fühlte sie sich verwundbar. Sie setzte das Gestell auf und griff nach der zerwühlten Decke, um sie über sich zu ziehen, während Gideon das Handy weglegte. Mit ernstem Blick wandte er sich zu ihr.
»Was ist passiert?«
»Bayne hat die Bestätigung von den Fluglinien bekommen«, erklärte Gideon. Er zog Alice mitsamt der Decke in seine Arme und wiegte sie an seiner Brust. »Die drei Chamäleons, die den Flug nach L . A. gebucht hatten, haben es nicht zum Check-in geschafft. Ihre Plätze wurden in letzter Minute an drei Personen vergeben, die auf einen Standby-Flug warteten. Ich weiß, du kanntest sie, Süße. Es sind …«
»Stewart Rogers. Seine Mutter Leigh. Ihr Verlobter Jim Welch«, flüsterte sie. Sie dachte an den zierlichen Jungen, an sein kleines, ernsthaftes Gesicht, an seine ernsten Augen hinter den flaschenbodendicken Brillengläsern und an sein schüchternes, seltenes Lächeln. Er kam nach seiner Mutter, einer sanften, freundlichen Frau. Etwas rauschte in ihren Ohren. »Stewie geht in meine Klasse, Gideon. Nicht Stewie. Bitte, sag, dass das nicht wahr ist.«
Er hielt sie an sich gedrückt, sein Körper strahlte Hitze ab wie ein Hochofen, aber es reichte nicht aus, um die tödliche Kälte zu vertreiben.
»Alles auf der Welt würde ich darum geben, meine Süße«, sagte Gideon, »wenn ich dir das nur sagen könnte.«
Irgendwo da draußen glaubte sie den bösartigen Wind lachen zu hören.
7
Liebe
Sie stand auf, sie musste etwas tun, irgendetwas, um die Gedanken zu verdrängen. Auch Gideon erhob sich und stellte sich neben sie. Er rieb ihr den Rücken und fragte: »Fällt dir irgendetwas ein, das Stewart oder seine Mutter in den letzten paar Tagen gesagt hat, etwas, das anders oder irgendwie fehl am Platz war?«
Er klang so ruhig, dass sie ihn am liebsten angeschrien hätte. Stewart und Leigh waren vielleicht auf furchtbarste Weise ermordet worden, während sie und Gideon sich geliebt hatten. Die Hände vor den Mund geschlagen, rang sie bebend darum, sich ansatzweise unter
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