Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
Armeleuteessen zu sich, bestehend aus Kichererbsen und Brot. Sein Nachbar, der auch behauptete, ein Weiser zu sein, lebte in einem prächtigen Haus und ließ sich opulente Mahlzeiten munden, die ihm der Kaiser höchstpersönlich zukommen ließ. Der Nachbar sagte zu Nasrudin: »Wenn du nur lernen würdest, dem Kaiser zu schmeicheln und unterwürfig zu sein, so wie ich es mache, dann würdest du nicht von Kichererbsen und Brot leben müssen.« Nasrudin erwiderte: »Und wenn du nur lernen würdest, von Kichererbsen und Brot zu leben, dann würdest du dem Kaiser nicht schmeicheln und unterwürfig sein müssen.«
Stellen Sie sich eine Gruppe von Leuten vor, die beschließt, den Mount Everest zu besteigen. Die extreme Tour wird aufs Sorgfältigste geplant und vorbereitet, und die Bergsteiger lernen, als Team zusammenzuarbeiten. Schließlich kommt das Team im letzten Basislager an, aber als es nun daran geht, die letzte Etappe zum Gipfel in Angriff zu nehmen, haben nur noch wenige die Energie und den Atem, sich an diesen Versuch zu wagen. An diesem Punkt gibt der Teamleiter die Anweisung, dass alle nicht lebensnotwendigen Ausrüstungsgegenstände zurückgelassen werden müssen, also alles außer einem Pickel und einer Sauerstoffmaske.
Nehmen wir das als Metapher für unsere spirituellen Bemühungen, es bis zum Gipfel zu schaffen: Wenn uns vom Teamleiter gesagt wird, dass wir alles außer dem Pickel und der Sauerstoffmaske hinter uns lassen müssen, dann lassen wir das Zeug eben hinter uns. Die letzte Anstrengung wird unsere ganze Energie brauchen, und da würde aller zusätzlicher Ballast sehr wahrscheinlich unser Lebenswerk sabotieren. Wenn wir nun also sentimental werden und an bestimmten Ausrüstungsgegenständen übermäßig hängen, werden wir unser Ziel nicht erreichen. Wir haben nach wie vor das Recht, ein paar zusätzliche Dinge mitzubringen. Das ist weder unmoralisch, noch ist es eine Sünde (Sünde bedeutet im Neuen Testament »das Ziel verfehlen«; der Begriff kommt ursprünglich aus dem Bogenschießen). Es ist nur nicht hilfreich für unser letztendliches Ziel. Der Bergsteiger, der seine materiellen Besitztümer hinter sich herschleift, wird den Gipfel nicht erreichen.
Wenn nun einer der Kletterer wahnwitzig genug ist, den Rat des Teamleiters zu ignorieren, und darauf besteht, sein Zeug mitzuschleppen, ist das dumm, doch verdient er es nicht, deshalb zu Tode gesteinigt zu werden. Sein Schicksal wird ihn belehren. Vielleicht bekommt er noch einmal eine Chance, aber das können wir nicht wissen. Es heißt: »Wir werden von unseren Sünden, nicht für unsere Sünden bestraft.«
Ich sah einmal ein Foto von einer bhutanischen Familie. Es waren einfache Bauern, die in einem wunderschönen grünen Gebirgstal lebten. Die ganze Familie, insgesamt dreizehn Personen, stand vor ihrem Haus, das ein wenig aussah wie eine Scheune und zwei Geschosse und insgesamt fünf Zimmer hatte. Auf diesem Foto hatten sie alle ihre Besitztümer vor sich ausgebreitet – zumeist Dinge wie Töpfe, Decken und andere Haushaltsgegenstände. Auf einem Tisch thronte ein sehr altes Buch, offensichtlich ein Buch heiliger Schriften. Man hatte sie gefragt, was ihr wertvollster Besitz sei, und das war natürlich dieses Buch. Ich dachte, dass sie, nachdem sie erst einmal genug Geld hatten, um ihre Familie zu ernähren, das nächste verdiente Geld für dieses Buch ausgegeben hatten, die Lehren. Nachdem das Überleben gesichert ist, kommt die geistige und seelische Erbauung.
Aber wir im Westen neigen dazu, immer mehr und noch mehr und noch mehr Dinge anzusammeln. Möglicherweise gilt unsere Sucht gar nicht so sehr den Dingen , die wir ansammeln, sondern mehr dem Akt des Ansammelns. Vielleicht sind wir auf der Jagd nach der Sucht, nicht nach der Beute.
Wir müssen anfangen, zu unterscheiden zwischen genug haben, um bequem leben zu leben können, und mehr haben, als wir wirklich brauchen. Und was brauchen wir wirklich ? Das ist für jeden Menschen ein bisschen anders zu beantworten, aber ein persönlicher ethischer Kodex bietet einen guten Ort, um einen Kontext für den Entscheidungsprozess zu schaffen.
Ein Freund von mir zog um und hatte seinen gesamten Hausstand an einen anderen, rund 1500 Kilometer entfernten Ort zu befördern. Er hatte einen Sattelschlepper reserviert, merkte beim Einladen aber bald, dass er nicht nur einen, sondern zwei dieser 40-Tonner brauchen würde. Sein Hausstand füllte beide voll und ganz. Die Sattelschlepper waren zwei
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