Das Herz einer Frau
Ruhe. Wenn sich das änderte, würde er sie an einen anderen Ort bringen. Bis dahin hatte sie einen Bodyguard, der um sieben aus Maryland eintreffen würde.
An diesem Abend war Ashley Gegenstand eines DreißigSekundenSpots in den Lokalnachrichten. Offenbar war er auch in Virginia ausgestrahlt worden, denn ihre Mutter rief an.
„Es geht mir gut, Mom. Es ist nur die Luftfeuchtigkeit. Hier ist es wie in einer Sauna.“ Sie stand vor dem kleinen Herd und bereitete ihr Essen zu. Über dem BH
und der Sporthose trug sie ihren Pareo.
„Du sahst nicht gut aus, Ashley. Ich habe mir große Sorgen gemacht. Ich wusste nicht einmal, in welches Krankenhaus man dich gebracht hatte.“
„Oh, Mom.“ Die Butter in der Sautierpfanne war gerade geschmolzen. Mit einer Hand stellte sie das Schneidbrett auf den Rand und schob mit dem Messer die Pilze hinein. „Ich wusste nicht, dass du es mitbekommen hast, sonst hätte ich dich angerufen. Aber es ist wirklich nichts.“ Sie hatte selbst nicht ferngesehen, sondern geduscht, die Wanne mit kaltem Wasser und Schaumbad gefüllt, sich hineingelegt und mit AloePads auf den Augen die Gänsehaut genossen. „Ich werde mehr Pausen machen und häufiger in den Schatten gehen.“
„Du willst es also durchstehen.“ In der kultivierten Stimme von Katherine Kendrick, geborene Katherine Theresa Sophia Renaldi von Luzandria, lag neben mütterlicher Besorgnis auch ein Anflug von Resignation.
„Natürlich“, erwiderte Ashley lächelnd. „Du bist doch mal nach Alaska geflogen, um gegen das Abschlachten der Robbenbabys zu protestieren. Du musstest in einem Iglu wohnen und hast dir fast eine Erfrierung zugezogen“, erinnerte sie ihre Mom, während sie das Messer zur Seite legte und die Pfanne schüttelte. „Du hast da auch nicht aufgegeben.“
„Ich möchte nur, dass du dir nicht zu viel zumutest, Liebes. Du bist die harte körperliche Arbeit nicht gewöhnt“, sagte Katherine. „Übrigens, war das Matt Callaway, der dich getragen hat?“
„Ja. Er leitet das Projekt.“
„Ich wusste gar nicht, dass er sich bei Shelter engagiert. Ich habe seinen Namen nicht auf der Liste der Vorstandsmitglieder gesehen.“
„Er arbeitet mehr vor Ort.“ Ashley zog die Schublade auf und nahm einen Kochlöffel heraus. Sie hätte ihre Mutter gern gefragt, ob sie wusste, was Matt in seiner Jugend durchgemacht hatte. Doch das konnte sie nicht. Zum einen hätte sie erklären müssen, woher sie davon erfahren hatte. Zum anderen war das, was er ihr erzählt hatte, zu vertraulich, um mit Dritten darüber zu sprechen. „Er stellt jedes Jahr ein paar Handwerker ab und packt selbst mit an.“
„Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, aber es gab Zeiten, da wollten dein Vater und ich ihn von Cord fern halten“, fuhr Katherine fort, während es an Ashleys Tür klopfte. „Jetzt scheint er der Einzige zu sein, der deinen Bruder vor Schwierigkeiten bewahren kann.“
Es klopfte wieder. „Entschuldige, aber es ist jemand an der Tür. Wartest du einen Moment?“
„Schon gut, Ashley. Ich muss Schluss machen. Jetzt, da ich weiß, dass es dir besser geht, werden wir uns doch mit den Meyers treffen. Wir sind zum Abendessen im Club verabredet, und ich will mich umziehen. Ruf mich morgen an, ja?“
„Versprochen“, erwiderte Ashley und verabschiedete sich, während sie durchs Fenster schaute.
Matt stand im letzten Licht des Tages, den Kopf gesenkt, die Hände auf den Hüften.
Seit sie vorhin auf die Baustelle zurückgekehrt waren, hatte er sie nicht mehr berührt. Bereute er, was am See geschehen war, oder wollte er nur nicht die Neugier der Reporter wecken?
Sie öffnete die Tür. Als er den Kopf hob und sie ihm ins Gesicht sah, hatte sie das Gefühl, dass er ebenso unsicher war wie sie.
9. KAPITEL
Ashley öffnete die Tür und trat zurück, um Matt hereinzulassen, aber er warf einen Blick zur Seite. Sie hatte seine Miene für nachdenklich gehalten. Jetzt sah er einfach nur verärgert aus.
Der Grund dafür war ein junger Mann, dessen eifriges Gesicht plötzlich neben seinem auftauchte. Direkt dahinter kam der Reporter mit der Studiobräune und den zu weißen Zähnen. Tony Shultz von der Sun Daily News, erinnerte sie sich.
„Unsere Leser möchten wissen, wie es Miss Kendrick nach dem Ohnmachtsanfall geht“, begann sein Kollege. „Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen stellen?“
„Natürlich“, sagte sie rasch, denn Matt sah aus, als würde er die beiden eigenhändig vom Motelgelände befördern. „Und
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