Das Herz einer Frau
links ab. Während die Verfolger an der Ampel warteten, fuhr er an der Straße zum Krankenhaus vorbei und steuerte einen Ort an, den er im Jahr zuvor entdeckt hatte.
„Wo sind wir?“ fragte Ashley, als er auf eine schmale, durch dichtes Grün führende Schotterstraße einbog.
„Am See. Du musst dich abkühlen. Und zwar ohne Reporter, die gegen deine Tür hämmern.“
Nach einer Viertelmeile hielt er und schaltete den Motor aus. Ashley tastete nach der Beifahrertür, aber er hatte sie bereits geöffnet.
„Kannst du gehen?“
Er sah unverschämt attraktiv aus. Er hatte sich das Tuch vom Kopf gezogen, und das von der Sonne gebleichte Haar war nass. Ein Schweißtropfen war durch den Staub an seinem Hals gelaufen. Seine Kleidung war voller Sägespäne, und er roch nach Schweiß und harter Arbeit.
Er kniff die Augen zusammen. „Wenn du für die Antwort so lange brauchst, sollte ich dich wohl tragen.“
„Nicht nötig. Es geht mir gut“, beharrte sie, während er sie vom Sitz hob und die Tür mit der Hüfte zuwarf.
Sein nachsichtiger Blick sagte ihr jedoch gleichzeitig, dass weiterer Widerspruch sinnlos war, also schwieg sie, um Kraft zu sparen.
Erst am Ufer setzte er sie ab, ließ den Arm jedoch um ihren Rücken, als er sie zu einem umgestürzten, mit Flechten bewachsenen Baumstamm direkt am Ufer führte. Hohe Pinien und niedrige Palmen umgaben sie. Blaugraues Wasser plätscherte sanft. Zehn Meter entfernt ragte ein leerer Angelsteg in den See.
Ashley setzte sich auf den Stamm, und Matt ging vor ihr in die Hocke. „Du bist so störrisch wie ein Maultier“, sagte er und schnürte einen ihrer Stiefel auf.
„Wie ein Maultier?“ Sie blinzelte etwas benommen. „Wie schmeichelhaft.“
„Es ist nicht mein Job, dir zu schmeicheln.“
Sein Job? „Vielleicht bin ich nur… entschlossen.“
„Das glaube ich nicht.“ Er zog ihr einen Stiefel und die Socke aus. Ihre rosigen, makellos pedikürten Zehen kamen zum Vorschein. „Ich kenne den Unterschied.“
„Wieso?“
„Weil ich bis achtzehn genauso störrisch war und auf niemanden gehört habe.
Wie du jetzt“, antwortete er und nahm sich den anderen Stiefel vor. „Man hat dir gesagt, dass du Pausen machen, viel Wasser trinken und in den Schatten gehen sollst, wenn dir zu heiß wird. Du hast nichts davon getan“, sagte er, während er ihr auch den zweiten Stiefel und die Socke vom Fuß streifte und die Beine der Jeans aufkrempelte. „Ein Hitzschlag ist nicht lustig. Du überforderst dich, wenn du alles perfekt machen willst.“
Sie wusste, dass er Recht hatte. Sie war seit Jahren detailversessen, damit niemand ihr einen Fehler vorwerfen konnte.
„Niemand kann immer alles richtig machen, Ashley. Sei nicht so hart zu dir, okay? Dreh dich zur anderen Seite“, murmelte er. Sie tat es und hielt die Luft an, als das überraschend kalte Wasser sich um ihre Füße schloss. Sie warf einen Blick über die Schulter, sah, wie Matt sich das Hemd auszog, und musste schlucken.
Der Stamm bewegte sich ein wenig, als er sich zu ihr setzte, sich Gesicht und Brust mit dem Hemd abwischte und es zwischen sie legte.
Seine gebräunte Haut war schweißnass, und darunter spannten sich die kräftigen Muskeln. Sein Körper war durchtrainiert, und als sie die Schrammen und blauen Flecke sah, die er sich bei der harten Arbeit zugezogen hatte, zog sich in ihr etwas zusammen.
Sie nahm das Taschentuch vom Nacken, schüttelte es aus und legte es um seinen. „Dir ist auch warm“, sagte sie nur und gab ihm die Wasserflasche.
Er sah sie an. „Du siehst nicht mehr so blass aus.“
Männer hatten von ihren Augen geschwärmt. Einer hatte ihr über zwei Dutzend rote Rosen hinweg zugeflüstert, dass sie wie ein Engel aussah. Jason hatte ihr gesagt, dass sie wunderschön war. Aber jetzt, da sie auf dem Baumstamm saß und die Füße ins Wasser baumeln ließ, ging ihr das Lächeln, mit dem Matt seine Worte begleitete, tief unter die Haut.
Entweder war ihr die Hitze mehr zu Kopf gestiegen, als sie gedacht hatte, oder Matt löste in ihr etwas völlig Neues aus.
„Danke.“ Mehr fiel ihr nicht ein.
Er legte den Kopf zurück und nahm einen Schluck aus der Flasche.
„Was hast du damit gemeint, dass du bis achtzehn auf niemanden gehört hast?“
fragte sie leise und ließ sich Wasser über die Waden laufen.
Matt stützte die Arme auf die Knie.
Noch vor einigen Tagen hätte er sich nicht vorstellen können, mit ihr über seine Vergangenheit zu sprechen. Es gab darin so viele
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