Das Herz Eines Highlanders
ihn nicht allein lassen«, brachte er zwischen den Zähnen hervor. Man mochte ihn für paranoid halten, doch wenn er sich nicht irrte, war er es, der in einem Haufen Erbrochenem liegen sollte, tot.
Die aschfahle Jillian fügte sich umgehend.
Grimm verkniff sich einen Fluch, strich Quinn über die Stirn, ließ sich zurücksinken und wartete auf den Arzt.
Der Arzt kam mit zwei großen Taschen und schüttelte den Regen aus dem schütteren Haar, das seinen Schädel bekränzte. Nachdem er so ziemlich jeden im Gasthaus befragt hatte, willigte er ein, die Patienten zu untersuchen. Für einen Mann seiner Leibesfülle bewegte er sich mit überraschender Behändigkeit, eilte hin und her und kritzelte Notizen in ein kleines Büchlein. Nachdem er in ihre Augen gesehen, ihre Zungen untersucht und ihre aufgeblähten Leiber abgetastet hatte, wandte er sich wieder den Seiten seines Büchleins zu.
»Gebt ihnen Gerstenschleim, gedünstet mit Feigen, Honig und Süßholz«, wies er an, nachdem er einige Zeit in nachdenklichem Schweigen geblättert hatte. »Nichts anderes, versteht ihr, denn es würde nicht verdaut werden. Der Magen ist ein großer Kessel, in dem die Nahrung gärt. Solange ihre Körpersäfte aus dem Gleichgewicht sind, kann nichts verarbeitet werden, und alles Feste kommt wieder hoch«, erklärte er. »Nur Flüssigkeiten.«
»Werden sie wieder gesund werden?«, fragte Jillian besorgt. Sie hatten die beiden Männer in ein sauberes Zimmer neben Kaleys verlegt, um sie leichter pflegen zu können.
Der Arzt machte ein ernstes Gesicht, wodurch sich an seinem Doppelkinn genauso viele sorgenvolle Falten bildeten wie auf seiner Stirn. »Ich glaube, sie sind außer Gefahr. Keiner von beiden hat offensichtlich genug zu sich genommen, um getötet zu werden, aber ich schätze, dass sie noch eine ganze Zeit ziemlich schwach sein werden. Damit sie nicht versuchen aufzustehen, solltet ihr dies hier in Wasser auflösen - es ist Alraune.« Er zog einen kleinen Beutel hervor. »Weicht Tücher darin ein und legt sie ihnen über das Gesicht.« Der Arzt nahm eine dozierende Haltung ein und tippte mit seinem Federkiel gegen das Büchlein. »Ihr müsst sichergehen, dass ihre Münder und Nasen für ein paar Minuten völlig bedeckt sind. Wenn sie einatmen, werden die Dämpfe in den Körper eindringen und sie schlafen lassen. Die Lebensgeister erholen sich schneller, wenn die Körpersäfte sich ausruhen können. Wisst ihr, es gibt vier Säfte und drei
Geister... ah, doch vergebt mir, ich bin ziemlich sicher, dass euch das alles nicht die Bohne interessiert. Nur jemanden, der mit dem Eifer eines Arztes forscht, können diese Tatsachen faszinieren.« Er ließ sein Büchlein zuschnappen. »Folgt meinen Anweisungen und sie werden wieder ganz gesund.«
»Kein Aderlass?« Hatchard blinzelte.
Der Arzt schnaubte. »Hol einen Barbier, wenn du einen Feind hast, den du umbringen möchtest. Hol einen Arzt, wenn du einen kranken Patienten hast, der wieder gesund werden soll.«
Grimm nickte zustimmend und erhob sich, um den Arzt hinauszugeleiten.
»O Quinn«, sagte Jillian und seufzte, wobei sie eine Hand auf seine klamme Stirn legte. Sie strich seine Bettdecke glatt und stopfte sie eng um seinen fiebernden Körper.
Hinter Jillian stand Kaley an der anderen Seite des Bettes und strahlte Hatchard an, der an der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand und kühle Tücher auf Ramsays Stirn legte. Sie wird Quinn wählen, hab ich's dir nicht gesagt flüsterte sie lautlos.
Hatchard hob nur eine Augenbraue und verdrehte die Augen.
Als Grimm am nächsten Morgen nach den Männern sah, hatte sich ihr Zustand gebessert; allerdings waren sie noch ruhig gestellt und auf keinen Fall reisefähig.
Kaley bestand darauf, die Waren zu besorgen, wegen derer die Männer ursprünglich hergekommen waren, also stimmte Grimm widerwillig zu, Jillian auf den Jahrmarkt zu begleiten. Dort angekommen, jagte er entgegen all ihrer Proteste in halsbrecherischer Geschwindigkeit von einem Verkaufsstand zum nächsten. Als sich am Nachmittag ein dichter Nebel aus den Bergen herabsenkte und Durrkesh einhüllte, ließ ein erleichterter Grimm Jillian wissen, dass es an der Zeit sei, ins Gasthaus zurückzukehren.
Nebel machte Grimm stets unruhig, was sich als lästig erwies, da Schottland nahezu ständig im Nebel versank. Dies allerdings war kein gewöhnlicher Nebel; es war ein dicker, feuchter Umhang aus dichten, weißen Wolken, die zu Boden sanken und um ihre Füße waberten. Als
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