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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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»Meine Güte«, sagte ich kopfschüttelnd. »Ganz
schöner Pollenflug heute, was?«
    Ehe sie etwas sagen konnte, huschte ich
in Claires Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Kaum hatte ich die Tasche
geöffnet, schoss Dudley heraus wie eine Rakete und drehte eine Runde. Fast
hätte er Claires Infusionsständer umgerissen.
    Hunde hatten aus gutem Grund nichts in
Krankenhäusern zu suchen, aber wenn Ciaire sich alles wieder möglichst normal
wünschte, dann würde ich ihren Wunsch erfüllen. Ich hob Dudley auf Claires
Bett, wo er die Baumwolldecke beschnüffelte und Ciaire die Hand leckte.
    Ihre Augen öffneten sich flatternd, und
als sie den Hund sah, erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. »Er darf doch gar nicht
hier sein«, flüsterte sie und grub die Hände in das Fell an seinem Hals.
    »Du verpetzt mich doch nicht, oder?«
    Ciaire schob sich in eine sitzende
Position und ließ den Hund auf ihren Schoß kriechen. Sie kraulte ihn zwischen
den Ohren, während er versuchte, das Kabel anzuknabbern, das unter Claires
Krankenhaushemd hervorkam und zum Herzmonitor lief.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte ich
rasch. »Es kommt sicher bald jemand -«
    In dem Augenblick trat eine Schwester mit
einem Digitalthermometer in der Hand ein. »Aufwachen, Kleines«, sagte sie, und
dann sah sie den Hund auf dem Bett. »Was macht der denn hier?«
    Ich blickte erst meine Tochter und dann
die Schwester an. »Ciaire besuchen?«, sagte ich.
    »Mrs Nealon, auf diese Station dürfen
nicht mal Servicehunde ohne eine Bescheinigung vom Tierarzt, dass sie geimpft
und parasitenfrei sind -«
    »Ich wollte einfach, dass Ciaire sich
besser fühlt. Er verläßt das Zimmer auch nicht, das schwöre ich.«
    »Ich gebe Ihnen fünf Minuten«, sagte die
Schwester. »Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie ihn vor der
Transplantation nicht mehr mitbringen.«
    Ciaire, die den Hund mit ihrer Umarmung
fast erdrückte, blickte auf. »Transplantation?«, wiederholte sie. »Was für eine
Transplantation?«
    »Das meint sie nur theoretisch«, sagte
ich rasch.
    »Dr. Wu setzt keine theoretischen
Transplantationstermine an«, sagte die Schwester streng.
    Ciaire blinzelte mich an. »Mom?« Ihre
Stimme klang dünn und faserig.
    Die Schwester drehte sich auf dem Absatz
um. »Die Zeit läuft«, sagte sie und verschwand.
    »Ist das wahr?«, fragte Ciaire. »Gibt es
ein Herz für mich?«
    »Wir sind noch nicht ganz sicher. Die
Sache hat einen Haken...«
    »Wie immer«, sagte Ciaire. »Ich
meine, schließlich hat bis jetzt noch kein Herz gehalten, was Dr. Wu sich davon
versprochen hatte.«
    »Na ja, diesmal... steht das Herz noch
nicht ganz zur Verfügung für eine Transplantation. Es wird gewissermaßen noch
benutzt.«
    Ciaire lachte leise auf. »Was habt ihr
vor? Jemanden umzubringen?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ist die Spenderin vielleicht krank oder
alt? Wenn sie krank oder alt ist, kommt sie doch sowieso nicht infrage«, sagte
Ciaire.
    »Schätzchen«, sagte ich. »Wir müssen
warten, bis der Spender exekutiert wurde.«
    Ciaire war nicht dumm. Ich sah ihr
förmlich an, wie sie diese neue Information mit dem zusammenfügte, was sie im
Fernsehen gehört hatte. Ihre Hände packten Dudley fester. »Niemals«, sagte sie
leise. »Ich nehme doch nicht das Herz von dem Typen, der meinen Vater und meine
Schwester umgebracht hat.«
    »Er will es dir geben. Er hat es
angeboten.«
    »Das ist krank«, sagte Ciaire. »Du bist
krank.« Sie wollte aufstehen, doch die Schläuche und Kabel hielten sie fest.
    »Sogar Dr. Wu hat gesagt, das Herz ist
für dich und deinen Körper wie geschaffen. Ich konnte doch nicht einfach Nein
sagen.«
    »Was ist mit mir? Darf ich nicht Nein sagen?«
    »Ciaire, Baby, du weißt selbst, wie
selten passende Spender sind. Ich musste es tun.«
    »Dann mach es wieder rückgängig«,
verlangte sie. »Sag denen, ich will sein blödes Herz nicht.«
    Ich sank auf die Kante ihres Bettes. »Es
ist bloß ein Muskel. Es bedeutet nicht, dass du sein wirst wie er.« Ich
stockte. »Und außerdem, er ist es uns schuldig.«
    »Er ist uns gar nichts schuldig! Wieso
kapierst du das nicht?« Tränen schossen ihr in die Augen. »Du kannst nichts
ausgleichen. Du mußt einfach von vorn anfangen.«
    Ihr Monitor löste einen Alarm aus, weil
ihr Puls sich beschleunigt hatte und ihr Herz zu stark pumpte. Dudley bellte.
»Ciaire, du mußt dich beruhigen ...«
    »Es geht gar nicht um ihn«, sagte Ciaire.
»Es geht nicht mal um mich. Es geht um dich. Du willst, dass er dafür

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