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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Auf
Kommando duschen, essen und ins Bett gehen? Da ich mich beruflich für die
Wahrung persönlicher Freiheiten einsetzte, konnte ich mir eine Welt ganz ohne
nur schwerlich vorstellen.
    Während ich zusah, wie der Häftling unter
einer Reihe Stühle wischte, fragte ich mich, auf welchen Luxus ich wohl am
schwersten verzichten könnte. Es waren banale Dinge: Schokolade, meine
Kontaktlinsen, das Allwetterhaargel, das meine Haare davor bewahrte, wie ein
zerzaustes Rattennest auszusehen. Aber was war mit dem ganzen Rest - zum
Beispiel kein Riesenangebot von Frühstücksflocken mehr zur Auswahl zu haben?
Keinen Telefonanruf mehr bekommen zu können? Zugegeben, ich war schon seit
einer Ewigkeit mit keinem Mann mehr im Bett gewesen, aber wie wäre es, auch
auf ganz alltägliche Berührungen verzichten zu müssen wie einen Handschlag?
    Bestimmt würden mir sogar die Streitereien
mit meiner Mutter fehlen.
    Plötzlich tauchte auf dem Boden vor mir
ein Paar Schuhe auf. »Sie haben Pech. Sein Seelsorger ist gerade bei ihm«,
sagte der Beamte. »Bourne ist heute richtig beliebt.«
    »Das macht nichts«, bluffte ich. »Der
Seelsorger kann bei unserem Gespräch ruhig dabei sein.« Ich sah leichte
Verunsicherung im Gesicht des Aufsehers aufflackern. Einem Häftling den Besuch
seines Anwalts zu verweigern war ein Ding der Unmöglichkeit, und ich hatte
vor, daraus Kapital zu schlagen.
    Der Aufseher zuckte mit den Achseln und
führte mich den Gang hinunter. Er nickte einem Mann in einem Kontrollraum zu,
woraufhin schnarrend eine Tür aufglitt. Wir traten in einen engen Zwischenraum,
und ich hielt die Luft an, als sich die Stahltür wieder schloss. »Ich bin ein
bisschen klaustrophobisch«, sagte ich.
    Der Aufseher grinste. »Pech.«
    Die innere Tür öffnete sich, und wir
betraten das Gefängnis. »Es ist still hier drin«, sagte ich.
    »Nur weil es ein guter Tag ist.« Er
reichte mir eine Schutzweste und -brille und wartete, während ich mich damit
ausstaffierte. Für einen Moment erfaßte mich Panik - und wenn ich an dieser
Schutzweste den Reißverschluß nicht zubekam? Gott, wäre das peinlich. Doch
meine Sorge war unbegründet, die Weste hatte Klettverschlüsse, und sobald ich
fertig war, öffnete sich die Tür auf einen langen Laufgang. »Viel Spaß«, sagte
der Aufseher, und erst da begriff ich, dass ich allein reingehen sollte.
    Na schön. Ich würde Shay Bourne bestimmt
nicht davon überzeugen, dass ich mutig genug war, sein Leben zu retten, wenn
ich nicht die Traute hatte, durch diese Tür da zu gehen.
    Gejohle und Pfiffe ertönten. Na toll, um
endlich mal anerkennende Reaktionen von Männern zu ernten, musste ich erst den
Hochsicherheitstrakt einer Strafanstalt betreten. »Schätzchen, willst du zu
mir?«, sagte ein Häftling, und ein weiterer zog seine Hose so weit herunter,
dass ich seine Boxershorts sehen konnte. Ich hielt die Augen stur auf den
Priester gerichtet, der vor einer der Zellen stand.
    Ich hätte mich vorstellen sollen. Ich
hätte erklären sollen, warum ich mir den Zugang in dieses Gefängnis mit einer
Lüge erschlichen hatte. Doch vor lauter Aufregung tat ich nichts dergleichen.
»Shay Bourne?«, sagte ich. »Ich weiß eine Möglichkeit, wie Sie Ihre Organe
spenden können.«
    Der Priester blickte mich stirnrunzelnd
an. »Wer sind Sie?«
    »Seine Anwältin.«
    Er wandte sich an Shay. »Aber Sie sagten
doch, Sie hätten niemanden.«
    Shay legte den Kopf schräg. Er beäugte
mich, als würde er meine Gedanken durchsieben, um die Spreu vom Weizen zu
trennen. »Lassen Sie sie reden«, sagte er.
     
    Meine Anwandlung von Mut erhielt prompt
neuen Auftrieb: Ich trottete zurück zu den Aufsehern und verlangte einen Besprechungsraum,
um ungestört mit meinem Mandanten reden zu können. Ich erklärte, sie seien
rechtlich verpflichtet, uns einen zur Verfügung zu stellen, und bat darüber
hinaus, dem Priester wegen des brisanten Themas die Teilnahme an dem Gespräch
zu erlauben. Daraufhin brachte man den Priester und mich in einen kleinen Raum.
Kurz darauf wurde Shay von zwei Aufsehern durch einen anderen Eingang
hereingeführt. Als die Tür sich schloss, trat er vor die Öffnung und streckte
die Hände hindurch, um sich die Handschellen abnehmen zu lassen.
    »Also«, sagte der Priester. »Was soll
das?«
    Ich überging ihn und blickte Shay an.
»Meine Name ist Maggie Bloom. Ich bin Anwältin bei der ACLU, und ich habe eine
Idee, wie wir Sie vor der Hinrichtung bewahren können.«
    »Danke«, sagte er, »aber darum geht

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