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Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Titel: Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carson McCullers
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und Unterwäsche würde sie rote M. K. sticken lassen. Vielleicht würde sie eine große Erfinderin werden. Sie würde winzig kleine Radioapparate, nicht größer als eine grüne Erbse, erfinden; die könnte man mit sich herumtragen und ins Ohr stecken. Dann Flugmaschinen, die man wie Rucksäcke auf den Rücken schnallte und mit denen man über die ganze weite Welt surren könnte. Später würde sie als Allererste einen riesigen Tunnel durch die Welt graben; durch den könnte man mit großen Ballons hinunter bis nach China fahren. Das waren so die Sachen, die sie zuerst erfinden wollte. Entwürfe gab es schon.
    Mick drückte die halbgerauchte Zigarette aus und warf den Stummel die Dachschräge hinunter. Dann beugte sie sich vor, legte den Kopf auf die Arme und begann leise vor sich hin zu summen.
    Komisch: Fast die ganze Zeit ging ihr irgendein Klavierstück oder eine andere Melodie im Kopf herum. Was sie auch tat oder dachte – es war fast immer da. Miss Brown, die bei ihnen wohnte, hatte ein Radio im Zimmer, und Mick hatte den ganzen letzten Winter hindurch jeden Sonntagnachmittag auf der Treppe gesessen und mitgehört. Wahrscheinlich waren es klassische Stücke gewesen, aber gerade die hatte sie am besten behalten. Vor allem die Musik von einem Mann – wenn sie die hörte, zog es ihr jedes Mal das Herz zusammen. Manchmal war die Musik von diesem Mann wie bunte kleine Bonbons, und dann wieder das Sanfteste und Traurigste, das sie sich vorstellen konnte.
    Plötzlich hörte sie jemanden weinen. Mick richtete sich auf und lauschte. Der Wind zerzauste die Haartolle an ihrer Stirn, und in der prallen Sonne war ihr Gesicht blass und feucht. Unten greinte es immer noch. Mick kroch langsam auf allen vieren die scharfe Dachkante entlang. Am Giebel legte sie sich auf den Bauch, den Kopf über das Dach gestreckt, und sah hinunter.
    Die Kinder waren dort, wo sie sie zurückgelassen hatte. Bubber kauerte, in irgendetwas versunken, auf der Erde, und neben ihm zeichnete sich schwarz sein kleiner Zwergenschatten ab.
    Ralph saß noch angebunden in seinem Wägelchen. Er war gerade alt genug, um aufrecht sitzen zu können; er hielt sich an den Seitenwänden fest, sein Mützchen war verrutscht, und er weinte.
    »Bubber«, rief Mick hinunter, »sieh mal nach, was Ralph will, und gib’s ihm!«
    Bubber stand auf und musterte streng das Gesicht des Babys. »Der will ja gar nichts.«
    »Na, dann schüttle ihn mal ordentlich.«
    Mick krabbelte zurück zu der Stelle, an der sie vorhin gesessen hatte. Sie wollte über zwei oder drei bestimmte Menschen nachdenken, wollte etwas singen und Pläne schmieden. Aber dieser Ralph brüllte immer noch, und so würde sie keine Ruhe finden.
    Mutig begann sie zu der Leiter zu klettern, die weiter unten an der Dachkante lehnte. An der sehr steilen Schräge waren nur wenige weit voneinander entfernte Holzklötze festgenagelt, die den Arbeitern als Fußstützen dienten. Mick wurde schwindlig; ihr Herz klopfte so stark, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie gab sich selbst Anweisungen: »Hier mit den Händen ganz fest halten, dann runterlassen, bis die rechte Fußspitze Halt findet, dann ganz vorsichtig den linken Fuß nachziehen. Nimm dich zusammen, Mick, du musst dich jetzt zusammennehmen!«
    Runterkommen war immer das Schwerste beim Klettern. Sie brauchte lange, bis sie die Leiter erreicht hatte und sich wieder sicher fühlte. Als sie endlich auf der Erde stand, kam sie sich viel kleiner und kürzer vor, und ihre Beine fühlten sich eine Minute lang so an, als wollten sie unter ihr zusammenklappen. Sie zog die Shorts hoch und schnallte den Gürtel ein Loch enger. Ralph weinte immer noch, aber sie kümmerte sich nicht darum und betrat das neue, leere Haus.
    Vorigen Monat hatten sie draußen eine Tafel aufgestellt, auf der stand, Kindern sei das Betreten der Baustelle verboten. Eines Abends hatte sich ein Haufen Kinder in dem Haus herumgebalgt, und ein Mädchen war im Dunkeln in ein Zimmer ohne Fußboden gerannt, war abgestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Sie lag immer noch mit einem Gipsverband im Krankenhaus. Ein andermal hatten ein paar Grobiane eine Wand vollgepinkelt und allerlei sehr hässliche Wörter draufgeschrieben. Aber wie viele Verbotsschilder sie auch aufstellten – sie konnten die Kinder nicht vertreiben, bevor das Haus nicht fix und fertig bezogen war.
    Die Räume rochen nach frischem Holz, und Micks Tennisschuhe machten beim Gehen ein dumpfes Geräusch, das im ganzen Haus

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