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Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Titel: Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carson McCullers
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anzufreunden und dann selbst beim Film zu arbeiten.
    Den ganzen Tag war sie damit beschäftigt, sich aufzuhübschen. Und da lag auch das Problem. Etta war nicht von Natur aus hübsch wie Hazel. Vor allem hatte sie kein Kinn. Immerfort zog sie an ihrem Kiefer rum und machte allerlei Gesichtsgymnastik, die in einem Filmbuch beschrieben war. Ständig stand sie vor dem Spiegel und betrachtete ihr Profil oder zog eine Schnute. Aber nichts half. Und so lag sie nachts oft weinend im Bett und hielt die Hände vors Gesicht.
    Hazel war unglaublich faul. Sie sah gut aus, war aber nicht gerade schlau. Sie war achtzehn Jahre alt und nach Bill das älteste Kind. Vielleicht tat ihr das nicht gut. Sie bekam von allem als Erste und am meisten – immer etwas Neues anzuziehen und von jeder Extrawurst das größte Stück. Hazel musste sich nie für etwas anstrengen.
    »Willst du eigentlich den ganzen Tag hier im Zimmer rumtrampeln? Mir wird ganz schlecht, wenn ich dich in den albernen Jungsklamotten seh. Dir müsst man mal Manieren einbleuen, Mick Kelly«, sagte Etta.
    »Halt den Mund«, sagte Mick. »Ich trag Shorts, weil ich euer altes abgelegtes Zeug nicht anziehen will. Ich will nicht so sein wie ihr, und ich will auch nicht so aussehn wie ihr. Und das werd ich auch nie. Drum trag ich Shorts. Ich möchte viel lieber ’n Junge sein und mit Bill zusammenwohnen.«
    Mick kroch unters Bett und holte eine große Hutschachtel hervor. Als sie damit zur Tür ging, riefen die beiden ihr nach: »Na, endlich. Hau bloß ab!«
    Bill hatte das schönste Zimmer von allen, eine richtige Bude, ganz für sich allein, nur Bubber schlief noch dort. Bill hatte Bilder aus Zeitschriften an die Wand gepinnt, lauter schöne Damen, und in einer Ecke hingen ein paar Bilder, die Mick voriges Jahr im Zeichenkurs gemalt hatte. Sonst standen nur ein Bett und ein Arbeitstisch im Zimmer.
    Bill saß über den Tisch gebeugt und las in Popular Mechanics.
    Sie trat hinter ihn und legte den Arm um seine Schultern. »Na, du Schweinehund!«
    Er wollte heute nicht mit ihr raufen, sagte nur »Hallo« und schüttelte die Schultern ein bisschen.
    »Stört’s dich, wenn ich ’ne Weile hierbleibe?«
    »Ach wo – kannst ruhig bleiben.«
    Mick hockte sich auf den Boden und zog die Schnur auf, mit der die große Hutschachtel zugebunden war. Zögernd betastete sie den Deckel, konnte sich aber aus irgendeinem Grund nicht entschließen, ihn abzuheben.
    »Ich hab mir überlegt, wie viel ich schon daran gemacht hab«, sagte sie. »Vielleicht funktioniert sie ja, vielleicht aber auch nicht.«
    Bill las weiter. Sie kniete immer noch vor der Schachtel, ohne sie zu öffnen. Mick schaute zu Bill hinüber; er kehrte ihr den Rücken zu und hatte beim Lesen einen seiner riesigen Füße auf den anderen gestellt. Seine Schuhe waren ausgelatscht. Ihr Papa hatte mal gesagt, bei Bill ginge das Frühstück ins eine und das Abendbrot ins andere Ohr, und das ganze Mittagessen würde in seinen Füßen landen. Eigentlich gemein, so was zu sagen; Bill war deswegen auch einen Monat lang beleidigt gewesen, aber komisch war es doch. Er hatte sehr rote, abstehende Ohren, und obwohl er gerade erst mit der Highschool fertig war, trug er Schuhgröße sechsundvierzig. Beim Stehen versuchte er seine Füße zu verstecken, indem er mit einem Fuß hinter dem anderen rumschubberte, aber das machte die Sache nur noch schlimmer.
    Mick öffnete die Hutschachtel ein paar Zentimeter und schloss sie wieder. Sie war zu aufgeregt, um hineinzusehen. Um sich ein bisschen zu beruhigen, stand sie auf und lief im Zimmer herum. Nach ein paar Minuten blieb sie vor den Bildern stehen, die sie letzten Winter im Zeichenkurs gemalt hatte. Auf einem Bild sah man ein stürmisches Meer und eine Möwe, die vom Wind durch die Luft geschleudert wurde. Es hieß ›Seemöwe mit gebrochenem Rücken im Sturm‹. Der Lehrer hatte ihnen in den ersten zwei oder drei Stunden das Meer beschrieben, und damit hatten auch fast alle angefangen. Aber den meisten Kindern ging es wie ihr: Sie hatten den Ozean in Wirklichkeit nie gesehen.
    Das war ihr erstes Bild gewesen, und Bill hatte sich’s an die Wand gepinnt. Ihre anderen Bilder waren voller Menschen. Zuerst hatte sie noch weitere Seestürme gezeichnet – einen mit einem abstürzenden Flugzeug, aus dem die Leute, um sich zu retten, raussprangen, und einen mit einem sinkenden Überseedampfer und einem winzigen Rettungsboot, das ganz viele Menschen drängelnd erreichen wollten.
    Mick ging an Bills

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