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Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Titel: Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carson McCullers
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Familie gebaut. Sie haben alle schwer gearbeitet die ganzen Jahre. Und natürlich sind jetzt schwere Zeiten für jeden. Aber siehst du – ich hab zwar bei Großpapa gewohnt, wie ich ein kleines Mädchen war. Aber seitdem hab ich nie eine Arbeit gemacht da draußen. Trotzdem – wenn ich und Willie und Highboy irgendwie in Schwierigkeiten kommen, dann können wir immer zurückgehen.«
    »Hat dein Vater kein Zimmer gebaut?«
    Portia hörte auf zu kauen. »Welcher Vater? Du meinst mein Vater?«
    »Klar«, sagte Mick.
    »Du weißt doch ganz genau, mein Vater ist ein farbiger Doktor hier in der Stadt.«
    Mick hatte Portia das schon öfter sagen hören, hatte es aber immer für ein Märchen gehalten. Wie konnte ein Farbiger Doktor sein?
    »Das ist nämlich so. Vor der Zeit, wie meine Mama meinen Vater heiratete, kannte sie nichts wie richtige Güte. Mein Großpapa ist die Güte selbst. Aber mein Vater und er – das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.«
    »Ist er gemein?«, fragte Mick.
    »Nein, gemein ist er nicht«, sagte Portia langsam. »Aber irgendwas ist los mit ihm. Mein Vater kann andere Farbige nicht leiden. Das ist schwer zu erklären. Mein Vater studiert immer für sich allein. Und vor langer Zeit hat er alle diese Ideen aufgeschnappt, wie ’ne Familie sein muss. Er hat auf jede winzig kleinste Sache im Haus aufgepasst, und abends wollte er uns Kindern Unterricht geben.«
    »Das klingt doch gar nicht so schlimm«, sagte Mick.
    »Dann pass mal auf. Siehst du, die meiste Zeit war er ganz ruhig. Aber dann, manchmal, hat er abends richtige Wutanfälle gehabt. Er konnte so wütend werden, wie ich das noch nie bei jemandem gesehn hab. Jeder, der meinen Vater kennt, sagt, dass er ganz bestimmt ein Verrückter ist. Er hat wilde, verrückte Sachen gemacht, und unsere Mama hat ihn dann verlassen. Da war ich zehn Jahre alt. Unsere Mama hat uns Kinder mitgenommen auf Großpapas Farm, und wir sind da draußen groß geworden. Unser Vater wollte die ganze Zeit, dass wir zu ihm zurückkommen. Aber auch als unsere Mama starb, sind wir Kinder nie wieder ganz nach Hause gezogen. Und nun lebt mein Vater für sich allein.«
    Mick ging zum Herd und nahm sich eine zweite Portion. Portias Stimme stieg und fiel, als würde sie singen. Nichts konnte sie jetzt aufhalten.
    »Ich seh Vater nicht viel – vielleicht einmal die Woche –, aber ich hab eine Menge an ihn gedacht. Er tut mir mehr leid als irgendwer. Ich glaub, er hat mehr Bücher gelesen als irgendein Weißer in der Stadt. Er hat mehr Bücher gelesen und hat sich über mehr Sachen Sorgen gemacht. Er hat nichts wie Bücher und Sorgen im Kopf. Er hat Gott verloren und ist ganz weg von der Religion. All sein Unglück kommt nur davon.«
    Portia war aufgeregt. Immer, wenn sie auf Gott zu sprechen kam oder auf ihren Bruder Willie oder auf ihren Mann Highboy, regte sie sich auf.
    »Also, ich hab ja nichts zu tun mit diesen Sekten. Ich bin bei der Presbyterianischen Kirche, und wir machen so was nicht mit, so Wälzen auf der Erde und in Zungen reden. Wir machen nicht jede Woche dieses Bekehrungszeugs und dieses Rumgewälze. In unserer Kirche singen wir und lassen den Prediger predigen. Und ehrlich gesagt, Mick, ein bisschen Singen und ein bisschen Beten würde dir auch nicht schaden. Du solltest mit deinem kleinen Bruder in die Sonntagsschule gehn, und du bist jetzt auch groß genug, um mit in der Kirche zu sitzen. So verdreht, wie du dich in letzter Zeit aufführst – mir kommt’s vor, als ob du schon mit einem Fuß in der Hölle stehst.«
    »Du hast ja ’n Knall«, sagte Mick.
    »Also – Highboy, der war so heilig, bevor wir geheiratet haben. Er fand’s herrlich, wenn jeden Sonntag der Geist über ihn kam mit Geschrei und Bekehrung. Aber dann nach unserer Heirat hab ich ihn in meine Kirche gelotst, und wenn’s manchmal auch ein bisschen schwer ist, ihn ruhig zu halten, glaub ich doch, es ist gut für ihn.«
    »Ich glaub genauso wenig an Gott wie an den Weihnachtsmann«, sagte Mick.
    »Pass bloß auf, was du da sagst! Wegen so Sachen kommt’s mir manchmal so vor, dass du meinem Vater ähnlicher bist als sonst wer.«
    »Ich? Ich bin ihm ähnlich, sagst du?«
    »Ich meine nicht im Gesicht oder irgendwie vom Aussehen. Ich hab von der Form und Farbe von euren Seelen geredet.«
    Bubber saß da und blickte von einer zur anderen. Er hatte eine Serviette um den Hals und hielt seinen leeren Löffel in der Hand. »Was isst denn eigentlich der liebe Gott?«, fragte er.
    Mick stand

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