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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Boden. Wie versprochen lagen ihre Kleidungsstücke hübsch gefaltet vor der Kammertür. Sie nahm sie auf und spürte, dass sie noch warm waren von den heißen Steinen, mit denen man die Falten geglättet hatte.
    Rasch schlüpfte sie in ihr Unterhemd und merkte, wie weich und sauber es sich auf ihrer Haut anfühlte. Sie atmete den Duft von Immergrün ein und fragte sich, ob Gryf ihre Kleidung auf Zweigen im Freien zum Trocknen aufgehängt hatte. Es war ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass er seine Hände auf ihr intimstes Kleidungsstück gelegt hatte.
    Sie streifte ihr Hemd über, stieg in die Beinkleider und zog die Stiefel an. Vor einem hohen Spiegel flocht sie ihr Haar zu einem Zopf, den sie über die Brust fallen ließ.
    Als es an der Tür klopfte, fuhr sie herum.
    "Bist du schon wach, Mädchen?"
    "Ja, Newt." Mit einem Lächeln auf den Lippen eilte sie zur Tür und öffnete. Doch als sie in das Gesicht des alten Seemanns sah, schwand ihr Lächeln. "Was ist denn? Ist etwas geschehen?"
    "Schlechte Neuigkeiten, Mädchen. Ein Teil der Besatzung ist auf und davon."
    "Bist du sicher?"
    "Aye. Ihre Betten sind leer. Sie müssen in der Nacht geflohen sein."
    "Wie viele?"
    "Sechs."
    Sechs fähige Seeleute. Fort. Sie straffte die Schultern. "Wir werden so bald wie möglich neue Männer anheuern."
    "Aye, Mädchen." Er hielt einen Moment inne, bevor er sagte: "Da ist noch etwas."
    Sie wartete, und ihr sank das Herz.
    "Sie sind fort, ohne zu bezahlen. Der Wirt sagt, dass er dich für alles verantwortlich machen wird, was sie ihm schulden."
    Darcy stieß einen tiefen Seufzer aus, dann nickte sie. "Ja, ich werde zahlen, Newt. Ich bin froh, dass du mir geraten hast, die Hälfte der Heuer zurückzuhalten. Vielleicht wären noch mehr Männer davongelaufen, wenn ich ihnen bereits alles ausgezahlt hätte. Dann hätte ich keine Möglichkeit mehr gehabt, eine neue Crew anzuheuern."
    "Das wäre geklärt, Mädchen." Scharf musterte er sie. "Du bist nicht wütend, dass ich dich dazu überredet habe, hier vor Timmeron zu ankern?"
    Sie schüttelte den Kopf. "Es spielt keine Rolle, wo wir Halt gemacht haben, Newt. Sie hätten uns ohnehin verlassen. Und das ist nicht dein Fehler, sondern meiner. Ich bin diejenige, die sie dazu getrieben hat."
    "Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, Mädchen."
    "Warum nicht? Du hast selbst gesagt, dass ich den Männern zu viel zugemutet habe."
    "Beruhige dich." Er tätschelte ihre Schulter. "In all den Jahren, die ich auf See war, ist mir kein Schiff untergekommen, das mit der ursprünglichen Mannschaft wieder in den Heimathafen eingelaufen ist. Es gibt immer Leute, die ihren Aufgaben nicht gewachsen sind."
    Darcy lächelte Newton an, als sie merkte, dass er ihre Befürchtungen zu zerstreuen suchte, und legte eine Hand auf die seine. "Hab Dank für deine beruhigenden Worte, Newt. Jetzt lass uns nach unten gehen und sehen, ob es Seeleute gibt, die verzweifelt genug sind, mitten im Winter anzuheuern."
    Sie ging voran, als sie nach unten stiegen und in die Schankstube gebeten wurden. Nachdem sie Platz genommen hatten, kam eine Frau an den Tisch und brachte Schalen mit Haferschleim und ofenwarmes Brot. Dazu gab es heißen Tee.
    Die Stube füllte sich allmählich mit Männern. Seeleute, Bauern vom nah gelegenen Dorf und sogar einige Reisende betraten die Schenke.
    Newton blickte sich um, stand dann auf und verkündete mit lauter Stimme: "Wir können ein paar tüchtige Hände an Bord unseres Schiffes, der 'Undaunted', gebrauchen. Wir legen heute ab. Es ist ein Frachtschiff, das die Gewässer zwischen Schottland und Wales befährt. Wenn ihr bereit seid, wird Captain Lambert jedem ein Goldstück zahlen, der anheuert."
    Die Männer tuschelten miteinander, doch kein einziger trat vor.
    Darcy warf Newton einen flüchtigen Blick zu, als er sich neben sie auf die Holzbank setzte. "Ich weiß, dass Winter ist, Newt. Aber einige dieser Männer sehen so aus, als bräuchten sie Arbeit. Soll ich zwei Goldstücke anbieten?"
    Er schüttelte den Kopf. "Ich habe das Gefühl, deine Matrosen haben, ehe sie durchbrannten, mehr in Umlauf gebracht, als dir lieb ist. Das Ale löst Männern die Zunge. Und wenn sie einmal mit ihren Geschichten begonnen haben, fügen sie für gewöhnlich ein paar … Ausschmückungen hinzu und vergessen darüber die Wahrheit. Selbst zwei Goldstücke werden nicht ausreichen, um diesen Männern die Angst zu nehmen, die unsere Flüchtigen in ihren Herzen ausgelöst haben."
    Darcy konnte nur ahnen, was man

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