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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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anfangen. Soll ich einen Zuber holen?"
    Es war einfach zu verlockend. Wie konnte sie da widerstehen? "Ja. Und ein Leinentuch und etwas Seife."
    "Aber das wird Euch noch einen Penny kosten."
    "Das dachte ich mir."
    Das Lächeln des Jungen strahlte so hell wie die Sonne. "Ich schicke Euch Gryf nach oben, ehe Ihr aus diesen Stiefeln heraus seid, Captain." Er wandte sich zum Gehen.
    "Warte."
    Er hielt inne und drehte sich um.
    "Wie ist dein Name?"
    "Whit."
    "Nun gut, Whit. Ich bin Darcy Lambert." Sie reichte ihm die Hand, und obwohl er anfangs noch zögerte, ließ der Junge sich schließlich auf einen Handschlag ein.
    "Sag deinem Freund Gryf, dass er sich beeilen soll."
    "Aye, Captain Lambert."
    Die Tür fiel ins Schloss, und Darcy hörte, wie Whit mit eiligen Schritten die Stufen hinuntersprang. Er hielt Wort, denn nur Augenblicke später klopfte es an der Tür, und er erschien mit einem runden Zuber.
    "Gryf macht unten das Wasser heiß." Er reichte Darcy ein schneeweißes Leinentuch. "Am besten geht Ihr einen Schritt zur Seite, Captain, während ich den Zuber ganz nah vor den Kamin stelle. Dann habt Ihr es warm, wenn Ihr badet."
    "Danke, Whit. Das ist sehr aufmerksam." Sie sah zu, als er den Zuber absetzte.
    Dann wandte sie sich zur Tür, als ein Mann eintrat, der in jeder Hand einen Eimer mit heißem Wasser trug.
    Gray! Einen Herzschlag lang war sie nicht in der Lage zu atmen oder sich zu bewegen. Obgleich sie sein Gesicht kaum sehen konnte, das von der Krempe eines schäbigen Huts halb verdeckt war, erkannte sie seinen kraftvollen Körper. Die langen Beine. Die schmalen Hüften.
    "Das ist der Captain, von dem ich dir erzählt habe, Gryf."
    Der Mann wandte sich ihr zu und nickte, während Darcy ihn wie benommen anstarrte. Die Gesichtspartien, die sie sehen konnte, schienen merkwürdig entstellt zu sein. Er hatte geschwollene, hängende Lider, die ihm ein verschlafenes, beinahe sinnliches Aussehen verliehen. Es war unmöglich, seine Augenfarbe zu erkennen. Doch mit seinem Blick stimmte irgendetwas nicht.
    "Captain." Seine Stimme glich einem seltsamen Krächzen, als ob er dieses eine Wort nur unter größter Anstrengung hatte hervorbringen können.
    Als er sich von ihr abwandte, pochte Darcys Herz schmerzhaft in ihrer Brust. Ihr Atem ging unregelmäßig. Doch während sie den Fremden beobachtete, wurde ihr klar, dass es sich nicht um Gray handeln konnte. Das war nicht seine Stimme gewesen. Und auch das Gesicht wies andere Züge auf; die untere Hälfte war von einem rauen, stoppeligen Bart bedeckt. Außerdem hatte er ihr in die Augen gesehen und sie offensichtlich nicht erkannt.
    Verstohlen beobachtete sie den Mann, der langsam und bedächtig seiner Arbeit nachging und zuerst den einen und dann den anderen Eimer in den Zuber füllte. Genau wie Whit trug auch er abgetragene Kleidungsstücke, die ihm nicht passten. Die Beinkleider waren ihm einige Nummern zu groß und wurden an der Taille von einem Strick zusammengehalten. Das zerschlissene Hemd spannte sich am Rücken und an den Schultern.
    Als die Eimer leer waren, trottete er die Stufen hinunter und erschien einige Minuten später mit zwei weiteren.
    "Danke, habt Dank." Jetzt, da sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, wagte Darcy ein zaghaftes Lächeln.
    Es wurde nicht erwidert. Der Fremde nickte bloß und verließ die Dachkammer.
    "Warum spricht dein Freund in diesem seltsamen Flüsterton?"
    "Es tut ihm weh." Whit reichte ihr ein Stück gelber Seife, bevor er zur Tür ging. "Ich warte draußen. Wenn Ihr fertig seid, gebt Ihr mir Eure Kleider. Ich sorge dafür, dass Ihr sie vor Sonnenaufgang wiederhabt."
    Sie blieb auf der Schwelle stehen. "Ja, gut. Aber ich warne dich, Whit, wenn das ein Trick ist, so werde ich dich und deinen Freund Gryf finden und euch eure Diebesherzen aus dem Leib schneiden."
    Der Junge zitterte bei ihrem strengen Tonfall. In diesem Moment hatte er keinen Zweifel mehr daran, dass alle Geschichten stimmten, die er über diese Frau gehört hatte. Sie hatte einen streitlustigen Blick, und sie sah so aus, als ob sie einem Kampf nicht abgeneigt wäre.
    Minuten später öffnete sich die Tür erneut einen Spalt, und eine Hand wurde sichtbar, die eine abgetragene Hose, ein farbenprächtiges Hemd und ein zartes Unterhemd hielt. "Am Morgen liegen diese Sachen vor meiner Tür, Whit."
    "Aye, Captain. Sie werden wie neu aussehen."
    Darcy schloss die Tür und hörte, wie der Bursche die Treppe hinunterging. Dann ließ sie sich in den Zuber sinken und schloss die

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