Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
Vom Netzwerk:
weniger als ein Flüstern in der stillen Nachtluft. Aber sie meinte es ernst, wie sie niemals zuvor etwas so ernst gemeint hatte. Ob er wach war und sie hören konnte, ob er ihr überhaupt glauben konnte oder nicht, es war die Wahrheit.
    Sie liebte ihn und würde ihn immer lieben.
     

21

    Es war ein brüchiger Frieden.
    Lilliane war sehr dankbar, dass Corbett sein nächtliches Trinken aufgegeben hatte und etwas von seiner früheren, guten Stimmung zurückerlangt hatte. Aber gleichzeitig wusste sie, dass sie lediglich ein Scharmützel gewonnen hatte. Der Feind war keineswegs besiegt. Der Krieg war noch nicht vor über.
    Sie sah es in seinen Augen, die ihr auf Schritt und Tritt folgten, obwohl er immer ein Lächeln für sie auf den Lippen hatte. Sie spürte es in der Art und Weise, wie er sich um jedes auch noch so kleine Detail der Vorbereitungen kümmer te. Das einzig Seltsame an seinem ansonsten umsichtigen Verhalten war seine Verärgerung über seinen Freund, Sir Dünn.
    Dünn hatte sich, wie es schien, plötzlich dazu durchge rungen, sie zu mögen. Seine misstrauischen Blicke und seine Wachsamkeit waren dahin. Jetzt begrüßte er sie sehr herz lich, und stets erkundigte er sich nach ihrer Gesundheit oder nach der kleinen Elyse. Und wenn Corbett in der Nähe war, warf ihm Dünn immer einen selbstgefälligen, fast triumphi e renden Blick zu. Corbetts Gesicht verdüsterte sich dann zwar, aber die beiden Männer sprachen nicht miteinander. Nur diese merkwürdigen, vielsagenden Blicke.
    Trotz der scheinbaren Ruhe, die auf Orrick herrschte, schien Corbett bis zu dem Tag, da die ersten Gäste ankamen, unter immer größerer Anspannung zu stehen.
    Tullia und ihr Mann, Sir Santon, kamen als erste, und die beiden Schwestern umarmten sich herzlich.
    »Wie zufrieden du aussiehst, Schwester!« rief Tullia, nachdem ihre sanften braunen Augen Lillianes Erscheinung genau gemustert hatten.
    »Und du siehst aus wie eine glückliche Ehefrau.«
    »Und schon bald eine glückliche Mutter«, vertraute Tullia ihr mit begeistertem Gesicht an. »Ich hoffe, dass du bald ebenso glücklich bist wie ich.«
    »Das hoffe ich auch«, flüsterte Lilliane und u m armte ihre Schwester aufs neue. Ihr Blick suchte Corbett, der Sir Santon sehr gastfreundlich begrüßte. Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass Lilliane tatsächlich ein Kind erwartete. Schon zwei mal waren ihre monatlichen Blutungen ausgeblieben. Und doch hatte sie bisher nicht gewagt, es Corbett zu erzählen. Sie sagte sich, dass sie einfach nur sicher sein wollte. Aber ein kleiner Teil von ihr lebte in der Furcht vor dem zweifelnden Blick, den sie bei dieser Nachricht auf seinem Gesicht sehen würde. Er hatte niemals wieder von Williams Anklagen oder besser: von seinen Lügen – gesprochen. Aber sie be fürchtete, dass er sie immer noch glaubte. Würde er daran zweifeln, dass er der Vater des Kindes war, das sie unter dem Herzen trug?
    Lilliane schüttelte diese sorgenvollen Gedanken ab und lä chelte ihre jüngste Schwester an. »Du musst doch von der Rei se noch ganz erschöpft sein. Ich habe dein ehemaliges Gemach vorbereiten lassen, damit du es besonders behaglich hast.«
    Sie hatte sie kaum untergebracht, als auch schon die näch sten Gäste eintrafen. Sir Roger und Sir Charles waren aus London angereist und hatten Lady Elizabeth und ihren Va ter mitgebracht. Dann trafen Lord Gavin of Durmond und der Earl of Gloucester ein. Sogar Odelia und Sir Aldis waren von Gaston herbeigereist, ihre Begrüßung war unterwürfig und zurückhaltend. Obwohl die Beziehung zu ihrer Schwe ster immer noch gespannt war, war Lilliane erleichtert, dass Odelia und ihr Mann ihre Ehe mit Corbett mittlerweile zu akzeptieren schienen.
    Das Schloss war zum Bersten voll und in ständiger Unru he, denn neben den geladenen Gästen galt es auch deren Wachen, persönliche Diener und Pferde unterzubringen und zu verpflegen. In der Küche herrschte ständige Aufregung. Tag und Nacht wurden Brote gebacken, große Keulen gebra ten und jede Menge Fische und Truthähne geputzt und für die Gäste vorbereitet.
    Trotz der ständig notwendigen Überwachung und der Unzahl von Einzelheiten, mit denen die Dienerschaft sie plagte, genoss Lilliane die Rolle der Gastgeberin bei den Weihnachtsfeierlichkeiten außerordentlich. Als sie das Schloss für Tullias Hochzeit – und unerwarteter weise ihre eigene – vorbereitet hatte, hatte sie eine gewisse Gleichgü l tig keit ebenso wie das Gefühl des Verlustes verspürt, denn sie

Weitere Kostenlose Bücher