Das Herz meines Feindes
Zwistigkeiten zwischen ihr und Corbett, als ob er von den Problemen seines Bruders profitierte. Nun, wie sehr würde er sich freuen, wenn sie sie sogar noch größer darstellte, als sie waren?
Lilliane nahm sich nicht die Zeit, sich die Kons e quenzen ihrer Handlungsweise bewusst zu machen, als sie Sir Hughe den Krieg erklärte. Sie wusste nur, dass er immer noch ihr Feind war – trotz ihrer Heirat mit seinem Bruder. Sie nahm an, dass er aus irgendeinem Grund auch Corbetts Feind war.
»Ich fürchte, Corbett ist ein misstrauischer Mensch«, be kannte sie langsam. Dann warf sie ihm einen langen Blick zu. »Ich würde nicht fragen…« Sie zögerte, dann musste sie ein Lachen unterdr ü cken, als sie den lüsternen Ausdruck auf Hughes Gesicht sah. »Neigte… neigte Corbett immer schon zum Trinken?«
Wenn Lilliane vorher Belustigung empfunden hatte, so verflüc h tigte diese sich beim Anblick der Befriedigung, die wie ein Blitz über Hughes mageres Gesicht huschte, vollends. Jegliche Zweifel über Hughes wahre Gefühle seinem Bruder gegenüber waren damit aus dem Weg geräumt. Trotz all seiner Höflichkeit und sogar brüde r lichen Sorge hatte er ein perverses Vergnügen an Corbetts Untergang.
Hughe lächelte gedehnt und ließ seinen abschä t zigen Blick über sie hinweggleiten. »Er hatte schon immer einen wilden und rüc k sichtslosen Zug. Er war ein eifersüchtiger und grausamer Junge. Zweifellos ist er zu einem eifersüchti gen und grausamen Mann herangewachsen.« Letzteres war eine Feststellung, obwohl er fragend die Augenbraue hob.
Lilliane wollte es nicht bestätigen, schließlich wäre dies ei ner glatten Lüge gleichgekommen. Aber sie zögerte nicht, hübsch zu erröten und ihren Blick in scheinbarer Zustimmung zu senken. Als Hughe ihre Hand ergriff und sie beru higend tätschelte, musste sie die Zähne zusammenbeißen, um ihm ihre Abscheu nicht zu zeigen. »Fasse Mut, meine Liebe. Trotz der unglücklichen Vergangenheit zwischen Orrick und Colchester kannst du versichert sein, dass du dich immer an mich wenden kannst, wenn Corbetts üble Laune unerträg lich wird. Schick mir einfach eine Nachricht, und ich werde für deine Sicherheit sorgen.« Sein Lächeln wurde wissend. »Und trotz seiner Abwese n heit weiß ich, dass du auch auf Williams unverbrüchliche Loyalität zählen kannst.«
Mit dieser eindeutigen Anspielung entschuldigte sich Hughe und zog sich mit vielen nochmaligen Versicherungen seines Wohlwollens und einem breiten Lächeln in sein Ge mach zurück. Als er gegangen war, blieb Lilliane in der großen Halle sitzen und kämpfte gegen eine Welle der Übelkeit an, die ebenso durch den schlechten Sir Hughe wie durch ih re mutmaßliche Schwangerschaft verursacht sein konnte.
Was hatte Hughe vor, fragte sie sich erregt. Er und Wil liam waren in dieser Sache irgendwie Komplizen, und beide sahen Corbett als ihren Gegner an. Aber wieso?
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sich ihr jemand näherte. Als sie aufsah, blickte sie in Sir Dunns neugieriges Gesicht.
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Sie hatten niemals die Gesellschaft des anderen gesucht, auch nicht nach Dunns Freundschaftsbezeugungen der letz ten Tage. Doch der misstrauische Blick, den er ihr jetzt zu warf, glich eher dem alten Sir Dünn, und Lilliane war fast er leichtert, als sie scharf fragte: »Was ist los?«
Er antwortete nicht sofort, und Lilliane war sicher, dass er sich überlegte, wie er anfangen sollte. Schließlich holte er tief Luft. »Ich hoffe, ich habe mich in Euch nicht geirrt.«
»Geirrt? Was soll das bedeuten?«
»Ihr habt eine ganze Weile mit Hughe gesprochen. Er schien sehr erfreut zu sein, als er Euch verließ.«
Lilliane erhob sich aufgebracht. »Er ist mein Schwager. Darf ich nicht mit ihm reden und dafür sorgen, dass er sich hier wie zu Hause fühlt? Außerdem, welches Recht habt Ihr, mir hinterher zu spioni e ren?«
Sein Gesicht wurde grimmig, und er beobachtete sie scharf. »Eure Loyalität sollte bei Eurem Gemahl liegen.«
Er sprach so feierlich, dass Lillianes Zorn verflog. »Meine Loyalität liegt bei ihm«, schwor sie ernst. »Das müsst Ihr mir glauben.«
Das Antlitz des blonden Ritters war undurc h schaubar, als er ihre Worte überdachte. Dann antwortete er langsam und mit Gefühl. »Ich glaube Euch. Er ist sich Eurer nicht so si cher, aber ich überlasse es Euch, ihn zu überzeugen. Doch ich warne Euch, seid vorsichtig mit Hughe.«
»Könnt Ihr mir nicht sagen, welche
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