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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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weniger zu tun bereit war.
    Sie drehte sich, und Corbetts Bein glitt zwischen die ihren. Ihr wurde klar, wie viel am heutigen Tag zwischen ihnen ge schehen war. Erst Misstrauen und Hass, dann zögerndes Ver trauen und dann diese unerwartete, explosive Leidenschaft. Sie gähnte erneut, als sein Kopf sich bequem in die Ecke ihres Nackens kuschelte. Der heutige Tag war eine Offenbarung gewesen. Morgen war alles möglich.
    Aber ihre erste Aufgabe würde darin bestehen, ihren Ring zu suchen.
     

13

    Lady Verone griff schwach nach Lillianes Hand. In ihrem bleichen Gesicht wirkten ihre Augen riesig und eingesun ken, das furchtbare Zeichen des harten Kampfes, den sie zu bestehen hatte. Ihre Schmerzen hatten in den frühen Mor genstunden vor Anbruch der Dämmerung begonnen und kamen nun mit beängstigender Rege l mäßigkeit.
    »Ihr müsst durchhalten, Verone. Es ist fast vorbei. Haltet durch«, ermutigte Lilliane ihre leidende Patientin.
    »Oh… oh…« Die Frau keuchte, als der Schmerz schließlich zu schwinden begann. Dann hob sie ihren Blick zu Lil lianes unglückl i chem Gesicht empor. »Grämt Euch nicht so, Lilliane. Wir müssen uns Gottes Willen fügen.«
    »Sprecht nicht so. Euer Kind kann auch gesund und stark sein.«
    »Ja.« Verone schloss vor vollkommener Erschö p fung die Augen. Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. »Ja, ich bete darum, dass es gesund ist. Aber Ihr müsst mir ver sprechen…« Bei diesen Worten hob sie erneut die Lider.
    »Ihr wisst doch, dass ich alles tun würde, um Euch zu hel fen.«
    »Dann helft meinem Kind«, murmelte Verone. »Wenn es ein Mädchen ist… William wünscht sich einen Sohn. Er wird nicht erfreut sein… Bitte, wenn es ein Mädchen ist, dann nehmt sie zu Euch. Zieht sie für mich auf.«
    Lilliane hielt den Atem an, als sie das Endgültige in Verones Worten vernahm. »Ihr werdet sie selbst aufziehen. Oder ihn. William wird sicher seine Frau und sein Kind wollen.«
    Verone gelang ein schwaches Lächeln, und sie tätschelte Lillianes Hand. »Er würde seinen Sohn wollen. Aber keine Tochter. Und ich weiß, dass ich nicht hier sein werde.«
    Trotz ihres Wunsches, dass es nicht so sein möge, konnte Lilliane die unheilvolle Prophezeiung Verones nicht länger ignorieren. Weder Mutter Grendellas Dienste noch Vater De nys Gebete konnten den unbarmherzigen Verlauf der Ereignisse jetzt noch ändern.
    Am späten Nachmittag konnte Lilliane ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Verone war nur noch hin und wieder bei Bewusstsein, ihr Antlitz war durch den furchtbaren Blutver lust aschfahl. Erst als zunächst der Kopf und dann der kleine Körper des Babys ins Freie glitt, gelang es Verone, aus ihrem Delirium zu erwachen.
    »Bringt es… zu mir…«, wisperte sie, als Grendella hastig die Nabelschnur durchtrennte und anschli e ßend das Kind in die bereitliegenden Leinentücher wickelte. »Ich will es se hen.«
    Lilliane legte ihr das winzige Bündel in den Arm und beugte sich dicht über Verone. »Sieh sie dir an, Verone. Siehst du? Du hast ein wunderschönes kleines Mädchen. Sie ist winzig, aber sie ist vol l kommen.«
    »Atmet sie gleichmäßig?«
    »O ja«, antwortete Lilliane mit tränenerstickter Stimme. »Sie schrie kräftig, als sie auf diese Welt kam. Sie ist stark und… « Lillianes Stimme brach, und sie konnte nicht weiterspre chen. Grendella trat schnell an ihre Seite und legte das Baby in Verones Armbeuge. Das winzige Bündel schrie in lautem Protest. Aber es beruhigte sich fast auge n blicklich wieder.
    Verones Lippen waren fast blau, und sie zitterte vor plötz licher Kälte. Aber sie lächelte bei dem kleinen Schrei ihres Kindes. »Denk dran, Lilliane. Denk dran, dass ich sie dir anvertraut habe. Elyse gehört dir.«
    Dann, als ob sie jetzt zufrieden sei, hauchte Verone ihr Le ben aus.
    Lilliane wusste wohl, dass Frauen häufig im Kindbett starben. Ihre eigene Mutter war schließlich auf diese Weise da hingeschieden. Doch Lilliane war nicht bereit, das freund schaftliche Band zu Verone zu durchtrennen. Sie konnte sich mit dem Tod der Freundin einfach nicht abfinden.
    »Grendella!« schrie sie voller Panik. »Schnell! Wir müssen sie wecken. Wenn wir sie bei Bewusstsein halten können, kann sie vielleicht dagegen a n kämpfen und…«
    »Es ist zu spät. In dieser Welt kann ihr keiner mehr helfen, Lilliane. Sie braucht jetzt nur noch Eure Gebete.« Dann hob Grendella das schlafende Kind aus den stillen Armen der Mutter und legte sie Lilliane in den Arm. »Bringt

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