Das Herz Von Elowia
umhüllte, zu entkommen. Antara sah mit aufgerissenen Augen abwechselnden zu Lilith und zu dem sterbenden Mann hin.
»Töte ihn. Töte ihn. Töte sie alle. Ja töte«, hallte die Stimme ihres Juwels in Liliths Kopf. Und für einen kurzen Moment züngelte das weiße Licht auch nach Antaras Juwel, aber Lilith schaffte es im letzten Moment die weiße Macht ihres Diamantenes zurückzureißen und sie sah, wie der Sucher aufstöhnte, bevor er erschlaffte. Augenblicklich wurde sie in einen Strudel gerissen, der sie in die Abgründe des sterbenden Mannes beförderte. Sie sah die Männer und Frauen, die er erschlagen hatte, aber sie sah auch seinen kleinen Sohn, der jauchzend auf seinen breiten Schultern saß und seine Frau, die ihn zärtlich umarmte. Sie versuchte, die Bilderflut zu stoppen, aber es gelang ihr nicht. Sie fühlte eine unbeschreibliche Hitze und ein so helles Strahlen, dass sie geblendet die Augen schließen musste. Das Licht war so gleißend, dass Lilith das Gefühl hatte, direkt in die Sonne zu starren. Ihr Körper bäumte sich auf, als die Macht des fremden Juwels von ihrem Stein schmatzend und gurgelnd verschlungen wurde. Und plötzlich war es still, unheimlich still. Ihr Stein lag ruhig und glitzernd vor ihr. Lilith griff nach ihm und Antara robbte sich ehrfurchtsvoll zu Lilith. »Er hat sich verändert. Dein Juwel hat sich verändert. Wie ist das nur möglich?«
Lilith schüttelte nur beklommen ihren Kopf und versuchte die Gedanken und Gefühle des toten Suchers zu verdrängen, die immer noch in ihrem Kopf spukten. Antara streckte ihre blutige Hand aus, fasste aber Liliths Diamant nicht an. »Er ist zu einem Allmachtsdiamant geworden«.
Jolan eilte, als er Antara und Lilith auf dem Boden liegen sah, zu ihnen. »Sie sind weg! Geht es euch gut?«
Antara schüttelte den Kopf, und als Jolan die schwere Wunde an ihrem Bein ausmachte, überschattete ein sorgenvoller Ausdruck sein Gesicht. Behutsam beugte er sich vor und legte seine Arme unter Antaras Rücken. Er trug sie wortlos zu seinem Zelt, Lilith folgte ihm in einigem Abstand. Die anderen Rev Krieger machten sich ebenfalls daran, die Verletzten zu bergen und die Toten zu begraben.
Im Zelt angekommen bettete Jolan Antara auf einer Decke und sagte außer Atem: »Ich hole einen Heiler. Lilith, du bleibst hier und kümmerst dich um sie. Ich bin gleich zurück.« Dann hastete er aus dem Zelt.
Lilith sah ihm nach. »Er macht sich großen Sorgen.«
Antara lächelte matt. »Ja. Aber ohne dich hätte ich nicht überlebt. Wie hast du das gemacht dieses ... « Antara rang nach den richtigen Worten. »Weiße Feuer?«
Lilith berührte mit der Fingerspitze ihr glitzerndes Juwel. »Ich weiß es nicht. Ich kann und konnte es noch nie kontrollieren. Es ist fast so, als würde es mich beherrschen und nicht umgekehrt.«
Antara stütze sich ächzend auf ihre Ellenbogen ab. »Blutrausch. Man nennt das Blutrausch.« Sie neigte ihren Kopf, um Liliths Juwel besser betrachten zu können. »Aber eigentlich kommt das nur bei Kriegersteinen vor, die ihrem Herren nicht mehr gehorchen wollen. Ein Krieger, der dem Blutrausch erliegt, wird von seinem Diamanten beherrscht. Dem Krieger bleiben dann meist nur noch wenige Tage, bevor er an der Stärke seines Juwels zerbricht und stirbt. Du aber besitzt einen Stein der Unwissenheit. Diese Steine kennen weder die Verwandlung zu einer höheren Stufe noch den Blutrausch. Es muss irgendwas anderes sein.«
Lilith nestelte an ihrem Juwel. »Er verwandelt sich aber. Was ist, wenn ich dem Blutrausch erlegen bin?«
Antara ließ sich wieder auf die Decke sinken. »Wenn du das wärst, wären wir alle nicht mehr am Leben. Im Blutrausch macht ein Krieger keinen Unterschied mehr zwischen Freund oder Feind. Er wird nur noch von dem Gedanken beseelt zu töten, um mächtiger zu werden.«
Jolan platze kalkweiß ins Zelt, doch er hatte nicht, wie erwartet einen Heiler dabei, sondern kam alleine. »Sie sind zurück. Die Sucher sind zurück«, wisperte er.
Lilith sprang auf, aber Antara hielt sie am Ärmel zurück. »Geh nicht«, bat sie mit tränenerstickter Stimme. »Dein Stein wird dich deine letzte Kraft kosten, du könnest vielleicht doch dem Blutrausch erlegen.«
Lilith löste sanft Antaras Finger von ihrem Gewand. »Antara, ich muss kämpfen. Ich habe keine andere Wahl.« Lilith griff nach einer Waffe und stürmte hinaus, sie wollte nicht das ihre Freundin sie weinen sah. Sie eilte, ohne nachzudenken auf einen Sucher zu, der ihr den Rücken zugewandt
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