Das Herz Von Elowia
seid der Wächter des Spiegels, sollte ihm etwas zustoßen, wird es an euch vergolten werden«. Er breitete seine Flügel aus und flog davon. Die kleine Fledermaus stieß einen grellen Pfiff auf und neigte ihr Köpfchen Leondron zu. »Sieh hin, Spiegelwächter. Sieh hin und erkenne. Erkenne das Unheil.«
Leondron erschauderte und die kleine Fledermaus schlug ihre Flügel über ihren Körper und murmelte: »Den, den du des Verrats verdächtigst, wird es nicht sein.«
»Was willst du mir damit sagen, kleiner Seher?«, fragte Leondron aufgebracht, doch das Tier gähnte nur herzhaft und schmiegte sich unter seine Flügel. »Der Spiegel hört zu ...«, brabbelte es müde, dann schlief es ein.
Leondron ging mit einem unguten Gefühl zu seinem Gemach. Fledermäuse galten als unnütze Kobolde, oft trieben sie Schabernack, aber irgendwas sagte ihm, dass dieses Tier ihn wirklich hatte warnen wollen.
Besiegt vom Feind
Rika trat in Liliths Zelt und Lilith versteifte sich sofort innerlich. »Was willst du?«, fragte sie gerade noch so freundlich, dass es nicht komplett unhöflich klang.
Rika reichte Lilith wortlos ein Schwert. »Jolan hat's angeordnet. Wir sollen die Nachtwache übernehmen. Du sollst nach Norden reiten und dort das Gebiet im Auge behalten.«
Lilith war nicht gerade erfreut über Rikas Nachricht, aber ihr blieb keine andere Wahl, als sich seufzend die Rüstung überzustreifen und ihren Dienst anzutreten. Sie ritt die ganze Nacht hindurch und hielt Ausschau nach Suchern. Als sich die erste zarte Morgenröte am Horizont abzeichnete, wendete sie ihr Kenja und ritt zu dem Lager der Rev zurück, aber als sie ankam, war das Lager verschwunden. Verwirrt drehte sich Lilith im Sattel ihres Tieres, aber nirgends waren ihre Freunde zu sehen. Sie ließ sich von ihrem Kenja gleiten und tapste zu der Feuerstelle. Sie war noch warm.
Nein, dachte Lilith, man hatte sie nicht zurückgelassen, so etwas würden Jolan und Antara nie tun. Rika, die hinterhältige Schlange musste sie reingelegt haben. Jolan hatte sie bestimmt nie zum Nachtdienst abgestellt. Jetzt musste es so aussehen, als wäre sie desertiert.
Ein harter Schlag in den Nacken ließ sie für einen kurzen Augenblick das Bewusstsein verlieren. Sie sank nach vorne und fiel auf die Knie. Benommen drehte sie sich um und sah in das blutrünstige Gesicht eines Suchers. Sie schrie gellend auf, als sein Schwert ihren Körper nur knapp verfehlte. Dafür traf sie sein Fußtritt so hart, dass sie nach hinten geschleudert wurde und mit dem ganzen Körper im Sand landete. Sie wälzte sich auf die Seite und sprang hoch. Dieses Mal traf sein Schwert sie und Blut lief über ihre Schulter. Angeschlagen durch die durchwachte Nacht, dem vorrausgegangen Gefecht und ihrem Stein, der sie förmlich aussaugte, schwankte sie schon jetzt bedrohlich. Sie hielt ihr Schwert verbissen in ihrer verletzten Hand. Ihre Schulter brannte bei jeder Bewegung höllisch. Der Sucher zog seine Oberlippe abfällig nach oben. »Für wen kämpfst du?«, höhnte er.
»Für die Rev«, stieß sie keuchend hervor und parierte seinen Schlag. Hitze durchflutete ihren Körper, als die Wucht des Aufpralls ihre Schulter nach unten riss. Sie schluchzte auf. Die Schwertkante des Gegners ratschte an ihrem Arm entlang. Sie verlor abermals das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin. Er nutze die Gelegenheit und trat ihr Schwert außerhalb ihrer Reichweite. Sie pumpte Luft in ihre Lungen, dennoch hatte sie das Gefühl ersticken zu müssen.
»Für die Rev?«, echote er amüsiert. »Wer glaubst du, hat mir den Tipp gegeben, dich hier wehrlos vorzufinden?«
»Das ist nicht wahr«, ächzte Lilith und hievte ihren Körper in eine sitzende Position. Ihre Armmuskeln zitterten, als sie sich abstütze und ihren Körper wieder nach oben wuchtete. Sie stand auf unsicheren Beinen. Sie nahm ein Blitzen aus dem Augenwinkel wahr. Sein Schwert schlug eine tiefe Wunde an ihrem Hals. Sie ging wieder in die Knie. Ihr Stein glühte auf, aber ihr Körper gab nicht mehr genug Kraft für einen Angriff her. So blieb es bei einem kläglichen Auffunkeln.
»Wer hat mich verraten? War es Rika?«
Der Mann lachte bösartig auf und legte seine Schwertspitze unter ihr Kinn. »Nun ja, die Wahrheit wirst du wohl nicht mehr erfahren.«
Lilith ließ ihre Arme auf den Boden sinken, schloss die Augen und wartete auf den Todesstoß ihres Gegners. Die Luft brannte in ihren Lungen und jeder Atemzug bereitete ihre Qualen. Man hatte sie in eine Falle gelockt. Der
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