Das Herz Von Elowia
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Er wünschte sich wieder ein so unbeschwertes Leben führen zu können, wie in seiner Kindheit, als er mit Hanak durch die nassen Pfützen gesprungen war. Er zog seine Hände vom Sims und steifte den Staub an seiner Kleidung ab. Wenn er doch nur alles so leicht abstreifen könnte, wie den Dreck an seinen Händen.
Er wandte sich von dem Fenster ab und machte zwei große Schritte auf seinen Schreibtisch zu. Entschlossen öffnete er die Schublade und holte einen dunkelgrünen Samtbeutel heraus und warf ihn vor die Knie des Mannes. Als das Säckchen auf dem Boden aufschlug, klimperten die Goldmünzen verräterisch und ein gieriges Funkeln schlich sich in die Augen des Mannes, der eilig nach dem Beutel grabschte und es an sich presste, als könne man es ihm sogleich wieder entreißen.
Barrn sah auf den Spitzel hinab, seine Augen ruhten nachdenklich auf ihm und er wiederholte die Worte, die er ihm zuvor mitgeteilt hatte: »Sie haben also ein Dämonenmädchen mit einem hellen Stein gefangen genommen und halten es in Iben gefangen?« Der Mann rutschte nervös auf seinen Knien hin und her, bevor er raunte: »Ja. Sie wird in einem verlassenen Gefängnis in Iben versteckt.«
»Ist das alles, was du an Informationen hast?«
Der Mann räusperte sich. »Euer Vater, er ist auf dem Weg dorthin.«
»Mein Vater?«, entfuhr es Barrn und er blieb wie versteinert stehen, unfähig sich zu bewegen, fragte er gedämpft: »Wer noch?«
Der Mann schluckte und senkte seinen Kopf so weit nach unten, dass man meinen konnte, er wolle den Boden küssen. Barrn hätte dieser Anblick wohl amüsiert, wäre da nicht die böse Vorahnung gewesen.
»Der Sucher Hanak wird heute ebenfalls abreisen, Herr.«
Barrn zuckte zusammen. Da schwebte nun der Name im Raum, den er so gefürchtet hatte.
»Wie lange?«, wollte Barrn nach einer kurzen Zeit des Schweigens wissen, in der er alle möglichen Szenarien durchgegangen war, wie er es wohl schaffen könnte, vor Hanak und seinem Vater das Gefängnis zu erreichen.
Der Mann vor ihm brauchte keine weitere Erklärung, denn als Sucher verstand er sofort, worauf Barrn hinaus wollte. »Ein schneller Reiter ohne viel Gepäck braucht zwei Tage, ein Reiter mit Gefolge das Doppelte.«
»Reitet mein Vater alleine?«
Der Mann sah ihn ungläubig an. »Der König? Nein. Der reitet mit seinen Dienern. Hanak der Sucher, der reitet alleine. Er wird das Gefängnis früher erreichen.«
»Verdammt«, entfuhr es Barrn und er merkte sofort, wie der Mann in neugierig anlinste.
Barrn kramte ein paar weitere Münzen aus seiner Tasche und warf sie dem Mann vor die Füße, um dessen Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Der Mann, der gerade noch hellhörig seine Ohren gespitzt hatte, vergaß alles um sich herum und raffte das verstreute Geld zusammen. Wie ein widerlicher Köter, dachte Barrn mit Verachtung, aber so lange man sie fütterte gehorchten sie wenigstens.
»Kann ich nun gehen?«, fragte der Mann schnell, als er alles Geld zusammen gesammelt und in seinen Taschen verstaut hatte.
Barrn zuckte mit den Schultern und ließ sich auf seinen Stuhl hinter dem Tisch fallen. Er legte seine Füße samt schmutzigen Stiefeln auf die Tischplatte und fixierte den Mann scharf.
Das Schweigen und Barrns brennende Augen machten den Mann, wie beabsichtigt, nervös und Barrn konnte sehen, wie seine Hände leicht zitterten. Einige Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und er wiederholte seine Frage noch einmal eindringlicher, so als hätte Barrn seine Frage nur überhört: »Darf ich nun gehen?«
Barrn kniff seine Augen zusammen und eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn, der Mann war ihm ein wenig zu unruhig.
»Wohin musst du denn so dringend, dass es dich von mir wegtreibt? Lass uns doch noch ein wenig plaudern.«
Der Mann rollte mit den Augen und schielte zur Tür und seine Fingernägel gruben sich in den feingeschliffenen Holzboden. Barrn war dem Blick des Mannes gefolgt und blieb nun ebenfalls an der großen, schweren Türe hängen.
»Nichts, Herr. Ich wollte nur meinen Dienst antreten, der gleich beginnt.«
Barrn richtete sich in seinem Stuhl auf. »Sehr pflichtbewusst, wie?«
»Mhmm«, murmelte der Mann. Seine Augen irrten wieder zur Tür und da begriff Barrn. Es ging nicht darum, dass er wieder heraus, sondern dass jemand hereinkommen könnte.
Barrn riss seine Beine von der Tischfläche und eilte zu dem Mann, der sich furchtsam duckte. Er riss ihn am Kragen hoch und der Mann hing wie ein lebloser Sandsack in
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