Das Herz Von Elowia
auf den Boden und seine Schultern sackten nach vorne. Die Hitze fraß ihn auf und er konnte seinen Diamanten kaum noch spüren, so taub waren alle seine Glieder geworden. »Du bist hinterhältiger als jeder Diamantaner. Sollst du doch an deiner Selbstgefälligkeit zerbrechen, du schäbiges Insekt.«
Dann lächelte er schwach.
»Warum lächelst du?«, wollte Senna ungehalten wissen.
Harukans Augenlider flatterten, sein Stein zeigte erste tiefe Risse. »Frag mein Juwel, ob ich gelogen habe. Es wird dich nicht anlügen können.«
Senna hielt inne. Sie schien zu lauschen, doch dann taumelte sie zurück. »Nein«, keuchte sie. »Geh weg. Ich will nicht mehr zurück.«
Sie fasste sich an ihre Brust und ließ Harukans Diamant los. »Nein!«, brüllte sie. »Du wirst nicht gewinnen.«
Harukan starrte mit offenem Mund auf das Schauspiel, was sich ihm bot. Senna schrie, tobte und raufte sich wütend die Haare.
Und dann stand wieder ein kleines Mädchen vor ihm. Unbeholfen stolperte sie auf Harukan zu. »Du musst verschwinden, Harukan. Ich kann sie nicht mehr lange kontrollieren.«
Harukan sah verblüfft in die goldgelben Augen. Sie machte eine ungeduldige Handbewegung.»Mach schon. Ich weiß nicht, wie lange ich noch ich bin.«
Er rappelte sich auf, doch die Libelle stürzte sich mit einem bösartigen Zischen auf ihn: »Du bleibst hier, wenn Senna es nicht zu Ende bringt, dann werde ich es tun.«
Sie rang ihn nieder und schnappte nach ihm. Dabei verfehlte sie nur knapp seine Kehle. Er versuchte verzweifelt ihre zahlreichen Beinchen von seinem Körper zu schlagen, aber er focht einen aussichtslosen Kampf, sie war ihm nicht nur körperlich überlegen, sie hatte auch eindeutig mehr Beine und Arme, um ihn niederzudrücken.
Ihr Kiefer kam immer näher und Senna kreischte zusammen mit Harukan auf. Die Libelle bekam sein Juwel zu fassen und biss hinein.
Sein Heilstein funkelte ein letztes Mal violett auf, bevor er erlosch und Harukan mit sich in die Schwärze riss.
Der Strudel seines sterbenden Diamanten ließ ihn nicht entkommen und er sank in eine unendliche Finsternis hinab. Unaufhaltsam. Weiter und immer weiter dem Tod entgegen.
Panik überfiel ihn, als er bemerkte, wie alle Geräusche um ihn herum verstummten. Auf die undurchdringliche Dunkelheit folgte die unnatürliche Stille.
Da war nichts außer Schwärze. Matte, dumpfe Schwärze und Grabesstille. Hier herrschte absolute Einsamkeit. Er war in die Scherbenhölle hinab gestürzt. Er war tot.
Wer willst du sein, Sucher?
Alles in Barrn zog sich zusammen und er konnte für einen Wimpernschlag lang heftig sein Herz in seiner Brust pochen hören. Nicht, dass ihn die Worte besonders erschreckt hätten, die ihm der Mann zu geraunt hatte und doch hallten sie dröhnend in seinen Ohren wieder, als hätte man sie ihm direkt ins Ohr gebrüllt.
Barrn verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und drückte sein Kreuz durch, welches von dem langen Ritt immer noch schmerzte.
Der Mann, der zu seinen Füßen kauerte, wagte es nicht aufzusehen. Über seinem gebeugten Rücken spannte sich der Mantel der Sucher und Barrn blieb neben dem Mann stehen. Er sah auf die gestickte Raubkatze hinab. Der Mann zu seinen Füßen war ein Spitzel. Barrn zog verächtlich die Luft ein, als er daran dachte, wie leicht es ihm gefallen war, den Mann mit Gold anzuwerben.
Der Spitzel hielt seinen Kopf immer noch gesenkt und wartete auf einen Befehl oder eine Reaktion von Barrn, die es ihm erlaubte, sich wieder zu erheben, doch der Prinz dachte nicht daran, den Mann aus seiner ungemütlichen und demütigenden Haltung zu befreien.
Stattdessen drehte sich Barrn so heftig um, dass sein Mantel gegen das Gesicht des Mannes geschlagen wurde.
Barrn sah verdrossen aus dem Fenster. Draußen regnete es in Strömen. Eigentlich hätte ihn das feuchte Nass erfreut, denn es versprach fruchtbare Böden, aber heute war alles anders. Er lehnte sich mit seinen Händen auf den Fenstersims und ließ seinen Blick über die schlammigen Straßen schweifen, in denen jauchzend ein paar Kinder spielten. Ihr Lachen klang in Barrns Ohren schrill und falsch. Er schloss die Augen, aber das Gefühl, das ihn schon so lange heimsuchte, verschwand nicht. Er öffnete seine Augen wieder und die Kinder waren verschwunden. Barrn blinzelte. Hatten sie je existiert oder waren es nur Bilder seine Erinnerung gewesen, als er zusammen mit Hanak durch die Gassen gefegt war? Zwei Jungen, unzertrennlich und voller Abenteuerlust, begierig das Leben zu
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