Das Herz Von Elowia
du?« Sie holte ihr Juwel unter ihrer Bluse hervor und Barrn konnte erkennen, wie sich immer mehr Risse bildeten und es langsam zerfiel.
»Ich hab das Tier schon bezahlt. Jetzt nimm seine Dienste an.« Sie lächelte warmherzig. »Lass mich nicht umsonst gestorben sein.«
In Barrns Hals bildete sich ein Kloß und er konnte sie gerade noch auffangen, als sie strauchelte und in seine Arme sank. Mühsam hielt er sie aufrecht.
»Kümmere dich nicht um mich, flieg.«
»Anna.«
Barrn rüttelte sie, aber sie reagierte nicht mehr. Behutsam ließ er sie auf den Boden gleiten. Das Wandeltier neigte seinen Kopf und schlug mit seinen Flügeln. Barrn sprang auf und das Tier erhob sich. Er sah nicht nach unten. Er wollte Anna nicht im Schlamm liegen sehen. Zwei weiße Federn segelten hinab auf die Erde, als das Tier seine Schwingen ausbreitete.
Der Sohn des Herrschers
Lilith war sehr überrascht, als sie wieder zu sich kam. Sie hatte nicht gedacht, dass der Sucher sie am Leben lassen würde. Zaghaft fasste sie sich an ihren brummenden Schädel, der sich so anfühlte, als hätte ein Kenja dagegen getreten.
Kleine schwarze Pünktchen flirrten vor ihren Augen und wollten auch nach mehrmaligem Blinzeln nicht weichen. Benommen drehte sie ihren Kopf erst nach rechts, dann nach links.
Sie war nicht tot. Eindeutig nicht tot, dafür waren ihre Schmerzen zu real und außerdem konnte sie deutlich die modrige Kälte eines rauen Steinbodens unter sich fühlen. Das feuchte Moos und die spitzen, vom Boden abgeschlagenen, Steinchen verrieten ihr, dass der Raum sich in einem heruntergekommenen Zustand befand.
Als sie es endlich wagte sich aufzusetzen, zitterten ihre Knie und ein stechender Schmerz in ihrer Schläfe ließ sie aufstöhnen. Sie strich über die schmerzende Stelle und befühlte missmutig den kleinen Knubbel an ihrem Kopf. Der Sucher hatte sie anscheinend niedergeschlagen, ohne dabei die Absicht gehabt zu haben sie zu töten, denn dafür war die Wunde zu oberflächlich.
Ungehalten rieb sie sich über ihre Stirn und versuchte die Übelkeit zu unterdrücken, die in ihr aufkam.
Ächzend verharrte sie einige Augenblicke regungslos, bis sie ihren Körper wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Sie sah auf ihren fahlen Diamanten, der glanzlos und staubig um ihren Hals hing. Sie hob müde ihren verwundeten Arm und fuhr mit ihren rissigen Fingern die Kanten ihres Steines nach. Die Worte des Suchers ließen ihr keine Ruhe. Sie war von der REV verraten worden. Sie hatte geglaubt eine Heimat gefunden zu haben und doch war ihr der dunkle Schatten des Schicksals gefolgt.
Sie drückte ihren Stein, und erst als die Kanten tief in ihre Fingerkuppen schnitten und kleine Bluttropfen hinab liefen, ließ sie ihn aus ihrer Hand gleiten.
»Nein«, murmelte sie. »Nein, nicht die REV, sondern Rika hat mich verraten.«
Entschlossen erhob sie sich und krallte ihre Finger in die Steinwand, bis ihre Füße ihr genug Halt gaben.
Ihr Blick irrte durch die kleine Zelle, die erstaunlich sauber für ein Gefängnis wirkte, und blieb an dem vergitterten Fenster hängen.
Langsam, auf jeden Schritt achtend, schwankte sie zu dem hellen Lichtpunkt. Als sie endlich das Fenster erreicht hatte, musste sie sich mit aller Kraft an den Gitterstäben festhalten, um nicht zusammenzubrechen. Ihr Stein glühte und ihre Wunden schmerzten. Sie musste gegen das grelle Sonnenlicht anblinzeln und ihre Augen tränten. Sie gab ihren sicheren Halt auf und nahm ihre eine Hand von dem Gitterstab und beschattete ihre brennenden Augen.
Sie taumelte einen Schritt zurück und rutschte kraftlos an der Wand entlang und glitt entmutigt auf den Boden.
»Das kann nicht sein. Nicht hier. Nur nicht hier«, wisperte sie fassungslos.
Sie war in Iben. Sie durfte nicht hier sein. Der Seher hatte sie gewarnt, sollte sie nach Iben zurückkehren, würde sich die Prophezeiung erfüllen.
Sie starrte auf den Boden und wischte sich die Tränen weg. Nicht, dass ihr Elowia nur noch irgendwas bedeutete, aber Antara, Fayn, Harukan und all die anderen, die ihr an Herz gewachsen waren, ob sie noch lebten oder nicht, hatten es nicht verdient, mit Elowia unterzugehen.
Lilith richtete sich auf, ignorierte die erneute Übelkeit, die über sie hereinbrach, und schleppte sich zur Gefängnistür. In ihrer Verzweiflung warf sie sich gegen die Tür, welche, wie sie erwartete hatte, kein Stück nachgab.
»Das bringt nichts«, schnarrte eine Stimme hinter ihr.
Lilith zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Der Strohsack -
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