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Das Herz Von Elowia

Das Herz Von Elowia

Titel: Das Herz Von Elowia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Black
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Müde setzte er sich auf die Stufen, die zu dem Spiegel führten. »Fanjolia, vielleicht möchtest du den Spiegel selbst befragen und ihn um Rat bitten?«
Er war sich sehr wohl seiner Worte bewusst und auch seine Tochter begriff die Häme dahinter, denn der Spiegel gehorchte ihr nicht und das wusste jeder. Dennoch warf sie ihren Kopf in den Nacken und ließ ihr langes Haar nach hinten fallen. Entschlossen trat sie neben ihren Vater auf die Stufen und ging die kleine Empore zum Spiegel hinauf. Bei dem Spiegel angekommen streckte sie ihre Hand aus und deutete auf ihn. »Ich bin eine Fangarin und deine Dienerin. Zeig mir die Geschehnisse auf Elowia.«
Doch nichts geschah. Die Spiegeloberfläche blieb trüb und unbewegt. Fanjolia taumelte einen Schritt zurück und schrie erbost: »Zeige mir was ich sehen will! « Wieder passierte nichts.
Leondron wandte beschämt sein Gesicht ab und fing den hasserfüllten Blick seiner Tochter auf.
Ein dumpfer Schmerz durchfuhr ihn und er drückte seine Flügel enger um seinen Körper. Es verletzte ihn, zu sehen, wie seine Tochter, die rechtmäßige Nachfolgerin ihrer verstorbenen Mutter, vom Spiegel höchstpersönlich abgewiesen wurde. So etwas hatte es noch nie zuvor bei den Fangaren gegeben. Was für ein Skandal und was für eine Schande für seine Familie, die seit vielen Generationen das höchste Amt innegehabt hatte.
Fanjolia ließ wutentbrannt ihren Arm sinken und drehte sich ruckartig um. Ihr Haar wirbelte durch die Luft und verfing sich in ihren Flügeln, als sie sich umdrehte und wortlos davon flog. Leondron sah ihr nachdenklich nach. Er wusste nicht, warum der Spiegel ihm diese Schmach antat und ihm sein altes Herz brach, aber er war ein Wächter und er musste die Wahl des Spiegels akzeptieren. Und der Spiegel hatte gewählt: Perl, seinen Neffen und nicht Fanjolia, seine Tochter.
Fanjolia verschwand aus seinem Blickfeld und er war sogar froh darüber, sie nicht mehr sehen zu müssen.
Perl stand einige Meter entfernt und spielte peinlich berührt mit seinem roten Rubinring, den er um seinen Finger trug.
»Die Gefüge«, wisperte er, doch Leondron klatschte verärgert seine Flügel zusammen und unterbrach ihn gereizt:
»Alles, was es zu sagen gab, hab ich gesagt. Jetzt entschuldige mich bitte.«
Perl schluckte, ließ ihn dann aber allein auf den Stufen zurück.
Leondron starrte ihm wütend nach.
Eine klirrend schöne Stimme durchbrach seine Trübsal.
»Die Illusion wird bald keine mehr sein.«
»Ich weiß«, sagte der Wächter ungehalten zu dem Spiegel, der mit ihm gesprochen hatte. »Das Herz von Elowia und die Illusion werden verschmelzen und werden ein neues Gefüge erschaffen.«
»Ja.« Die Luft um den Spiegel herum flirrte und der Spiegel wiederholte seine Antwort noch einmal. »Ja.«
Leondron kniff seine Augen zusammen und murmelte:
»Hoffentlich kommt es nicht soweit.«
»Die Illusion möchte leben«, säuselte der Spiegel in einem mitleidigen und zarten Tonfall.
»Eine Illusion bleibt eine Illusion«, bemerkte Leondron trocken.
»Deine Worte sind hart, für die Schuld, die du mitträgst, Wächter. Was damals passiert ist, hat Elowia für immer verändert.«
Leondron ließ seine Flügel hängen. »Die Schuld lässt mir auch keine Ruhe.«
»Aber dich bedrückt doch noch etwas, Leondron. Ich kann es dir ansehen, was ist es?«
Bitterkeit legte sich über Leondrons alte Züge. »Das fragst du mich? Weißt du die Antwort nicht schon längst? Du, der doch alles sieht?«
Ein Knirschen ging durch die Gemäuer. »Sie ist noch nicht soweit. Sie kann noch keine Wächterin sein, denn sie ist ihrer Mutter zu ähnlich. Der gleiche Wahnsinn wohnt in ihr und sie wird Elowia noch viel Kummer bereiten.«
Leondrons Unmut war kaum zu überhören. »Sieh ist nicht wie ihre Mutter. Niemals.«
»Ach Leondron, ich wünschte ich könnte dir zustimmen, aber das kann ich nicht.«
Leondron schloss die Augen. »Ich wünschte das Herz von Elowia wäre wieder vereint, dann würde sich alles wieder zum Guten wenden.«
»Das wird es Fangare, das wird es, aber der Preis dafür wird hoch sein.«

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